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27. June 2002, 17:27   #28
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von tschubbl
War die Lagergeschichte nicht erst nach dem "Sechstagekrieg"?
Nein, Vertreibung gab es auch schon dem Sechstagekrieg. Eine der wirklich essentiellen Fragen in diesem Konflikt ist ja, wie mit diesen hunderttausenden Flüchtlingen umgegangen werden soll. Einerseits haben sie natürlich ein Recht auf Rückkehr in ihre Heimat, andererseits würde ihre Rückkehr nach Israel diesen Staat völlig umkrempeln. Die Flüchtlinge (Vertriebenen) sind aber zugleich auch für verschiedene arabische Diktaturen nichts anderes als "Nützliche Idioten", denn dort werden die Palästinenser auch nur als Menschen dritter Klasse behandelt, wodurch zu deren Radikalisierung nicht unwesentlich beigetragen wird.

Zitat:
Zitat von quentin
Tw, jupp, das die Hamas Israel besetzt haben und halten, obwohl Israel einen autonomen Status besitzt, wäre mir neu.
Das wäre auch mir neu ;-). Aber daß die Hamas als terroristische Organisation jemals einen Staat regiert haben könnte, wäre noch viel neuer. Die Hamas-Organisation ist sicher kein "Player", der jemals ernsthaft Anspruch auf irgendwelche palästinensischen Gebiete erheben könnte. Das sind radikale Fundamentalisten, die a) wenig mit einer emanzipatorischen Befreiung Palästinas zu tun haben und b) auch von niemandem legitmiert wurden.

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Zitat von jupp11
Mir fehlt tatsächlich in diesem Thread die Verurteilung der Hamas, oder ist nur Israel zu Rechtschaffenheit verpflichtet, während allen anderen die Wahl der Mittel freisteht?
Grundsätzlich steht wirklich allen die Wahl ihrer Mittel frei. Die Wahl ist nur dann falsch, wenn sie auf Kosten anderer geht, die das Kriegsvölkerrecht (Wobei ich es schon als ziemlichen Zynismus empfinde, Krieg und Recht in einem Wort zu vereinen.) als "Nicht-Kombattanten" bezeichnet. Daß die Hamas mit ihren geplanten oder durchgeführten Attentaten alles andere als gerechtfertigt handelt(e), bezweifelt hier sicher niemand.

Doch hier geht es explizit ja eher um eine ganz spezielle Art der israelischen "Kriminalitätsbekämpfung", die die "Kriminellen" möglicherweise schon ausschaltet, bevor diese überhaupt kriminell wurden. Und selbst wenn die Getöteten als Hamas-Führer verantwortlich sind für Massenmord an Zivilisten in Israel, so haben sie zumindest in einem Rechtsstaat gewisse Rechte, die auch und gerade die israelische Armee als Besatzungsmacht achten muß, achten müßte.

Welches Beispiel gibt denn die Demokratie Israel ("Israel als bürgerliche Gesellschaft hingegen ist auch ein schützender Hafen für all diejenigen, die in arabischen Staaten keine Chance hätten: Schwule, Lesben, selbstbewusste Frauen, Atheisten und Nonkonformisten, die keine Lust haben, ihr Leben als 'Märtyrer' zu beenden." heißt es in einem Flugblatt der [eher antideutschen] Jungdemokratinnen/Junge Linke), wenn sie seine Armee derart willkürlich als Richter und Vollstrecker in Personalunion auftreten läßt?

Das ist weder bürgerlich noch demokratisch noch rechtsstaatlich noch - gerecht. Nachvollziehbar ist es, das gebe ich zu, dennoch ist Angriff nicht immer die beste Verteidigung, schon gar nicht im Nahen Osten, wo "die Moderne" (Israel) Mittel nutzt, die so gar nicht modern sind.

Zitat:
Zitat von jupp11
Sicher gebe ich Dir recht mit dem "Aktionismus", aber genau der ist nötig für die israelische Bevölkerung, denke ich und vor allen Dingen die israelische Regierung.
Die gezielten Tötungen könnte man wirklich als nötig bezeichnen. Sie stellen einen Versuch der israelischen Regierung dar, ihr Wahlversprechen "Frieden" auch zu erfüllen. Dennoch sind diese Mordaktionen nicht das richtige Mittel, um eine für alle Beteiligten gleichermaßen akzeptable Lösung zu finden. Die uniformierte Lynchjustiz wird die Spannungen eher noch verstärken.

Zitat:
Zitat von jupp11
Immerhin können sie sich ein bisschen besser fühlen, weil sie sozusagen gezielt haben.
Nun ja, irgendwie stimmt das, doch gerade Gefühle sind manchmal ein verdammt schlechter Ratgeber ;-). Aber kann sich irgendein Bewohner in Israel denn nun besser fühlen?

MfG
tw_24