Sünder leben besser – Gesundheitswahn macht krank
VON HELMUT OGRAJENSCHEK
KÖLN (D) – Studien zeigen: Wer zu gesund lebt, ist öfters krank.
Diät-Sadisten und Fitness-Päpsten hat Manfred Lütz, Chefarzt des Psychiatrischen Krankenhauses in Köln, den Kampf angesagt: «Immer mehr Menschen frönen heute einem krankhaften Gesundheitswahn. Dadurch verlieren sie jeden Spass am Leben.»
Eine Studie der Universität Miami (USA) zeigt: Kaffee, Alkohol oder fettes Essen haben auch gute Seiten. Bei zu niedrigem Blutdruck gibts kein einfacheres Anregungsmittel für den Kreislauf als ein Gläschen Sekt. Auch Cognac wirkt Wunder: Der Herzschlag beschleunigt sich, verengte Arterien weiten sich, Asthmatiker atmen leichter aus.
Kaffee löst zwar oft Herzrasen, Nervosität und Schlaflosigkeit aus. Doch nur dann, so der US-Arzt David Kowalzic, wenn man «Unmengen in sich reinschüttet». Sonst regt Kaffee den Kreislauf an – und macht ältere Menschen schläfrig.
Fettes Essen wird gerne mit Herz- und Kreislaufleiden in Verbindung gebracht. Doch ohne Fett funktionieren die Zellen unseres Körpers nicht richtig. Kowalzic: «Manche Zellen arbeiten nur bei guter Fettzufuhr perfekt – z. B. jene im Herzmuskel.»
So etwas hört man doch gerne.
Da braucht man endlich kein schlechtes Gewissen mehr zu haben wenn man isst und trinkt was einem schmeckt.
Also einfach weitermachen wie bisher und das Leben genießen.
