Wir plaudern über den Irak und landen mal wieder in Jerusalem :-(. Als das neulich (vorletztes Wochenende, glaube ich) ein französischer Pilot mit der Meldung tat, man sei in "Israel/Palästina" gelandet, gab es einen Riesenaufstand, es wurde wohl auch ein Boykott der Fluglinie angedacht.
Noch einmal zu "Osiraq" - wenn in einem Staat, der Israel auch heute noch nicht diplomatisch anerkennt, sondern "befreien" will, an Kernwaffen gearbeitet wird, dann muß das eben jenen Staat interessieren, da er nach propagandistischer Bedrohung auch die bewaffnete befürchten muß. Unter diesen Bedingungen handelte Israel wirklich in Notwehr. Saddam Hussein hatte schon Giftgas gegen die eigene Bevölkerung - Kurden im Nordirak - eingesetzt, daß er an einer rein friedlichen Nutzung von Kernenergie interessiert gewesen sein könnte, halte ich für wenig glaubhaft. Wenn ihm vor diesem Hintergrund ein Kernkraftwerk weggebombt wurde, kann ich das durchaus nachvollziehen.
Auf der anderen Seite aber war das auch eine Verletzung der staatlichen Souveränität Iraks, doch was gab es denn damals an Alternativen? Die UNO? Es herrschte mächtig Kalter Krieg, und der "Ostblock" hätte sich vermutlich auf die Seite des Irak gestellt, denn Israel mochte man damals nicht. Verhandlungen zwischen Israel und Irak scheiden damals wie heute wohl auch aus. Allein schon durch die Tatsache, daß der Irak Israel nicht anerkennt, wäre es sicher recht problematisch, erst einmal eine geeignete diplomatische Ebene dafür zu finden. Bevor ich das jetzt aber endgültig bewerte, werde ich mich noch einmal in meinem Archiv umschauen, damit ich weiß, was ich von mir gebe ;-).
Arial Scharon darf von mir aus gern mit Adolf Hitler verglichen werden - nur eben nicht gleichgesetzt. Und auch was die Staatsform angeht, hinkt die eventuelle Gleichsetzung - Adolf Hitler konnte nämlich nicht demokratisch abgewählt werden, Scharon kann dagegen durchaus friedlich davongejagt werden, obwohl ich fürchte, daß das nicht so bald geschieht :-(. Irgendwie hat da in Israel wohl wirklich mal jemand nicht aufgepaßt, als es um die Nominierung Scharons ging, dem ein Gericht untersagt hatte, jemals wieder ein Ministeramt ausüben zu dürfen.
Trotzdem, Israel ist in diesem Konflikt zunächst einmal ein Nebenkriegsschauplatz, zumal es für den Irak offiziell auch gar nicht existiert. Diese Nichtanerkennung macht aber auch deutlich, daß Israel nicht irgendein (gleichberechtigter) Staat ist, sondern gegen manche (nicht alle!) Nachbarländer wirklich aus einer Notwehrposition heraus agiert. Das hat mit einem "auserwählten Volk" nicht viel zu tun, sondern ist auch ohne religiöse Hintergründe traurige Realität.
Der Irak ist eine Bedrohung für Israel, mehr noch ist der irakische Diktator aber auch noch eine Bedrohung für seine eigene Bevölkerung, die wahrlich zu bedauern ist. Einerseits leidet sie unter dem unmenschlichen UN-Embargo, zugleich aber auch noch unter dem diktatorischen Regime Saddam Husseins, die aber allein offenbar nicht fähig ist, den Diktator loszuwerden - und die deshalb auf die freilich zweifelhafte Unterstützung von außen (also durch die USA) hofft.
Es sind seltsamerweise auch heute wieder die gleichen Staaten, die sich für Saddam Hussein einsetzen, die ihn vor Jahren mit Giftgas und kernwaffentauglichem Wissen versorgten. Allen voran marschiert da Frankreich, dicht gefolgt von Deutschland, für dessen Industrie Jürgen W. Möllemann mit seiner Deutsch-Arabischen Gesellschaft kämpft.
MfG
tw_24
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