Fahrlässigkeit führte zum Crash
Im Zusammenhang mit dem Flugschau-Unglück in der Ukraine hat die Staatsanwaltschaft am Montag führenden Militärs und Piloten Fahrlässigkeit vorgeworfen. Auf einer Trauerfeier in Lwiw (Lemberg) gedachten Hunderte Angehörige der Opfer des weltweit schwersten Flugschau-Unglücks, bei dem am Samstag 83 Menschen getötet worden waren.
Den Piloten der Unglücksmaschine, die bei einer Vorführung abgestürzt und brennend in eine Zuschauermenge gerast war, sei von ihren Vorgesetzten eine falsche Aufgabe gestellt worden, sagte Generalsstaatsanwalt Swjatoslaw Pjskun auf einer Pressekonferenz. Zudem hätten die Verantwortlichen beim Militär nicht für die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen gesorgt.
"Es war Fahrlässigkeit, militärische Fahrlässigkeit (...) es war ein Verbrechen, das vom Militär begangen wurde", sagte Pjskun. "Es gibt auch Hinweise, dass kriminelle Handlungen von den Piloten begangen wurden", fügte er hinzu. Im Bemühen künftig ähnliche Tragödien zu vermeiden, verbot das Verteidigungsministerium alle militärischen Flüge bis auf die absolut notwendigen.
Bereits einige Festnahmen nach Crash
Präsident Leonid Kutschma hatte angekündigt, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Am Wochenende hatte er Luftwaffenchef Wolodimir Strelnikow und den amtierenden Verteidigungsminister Petro Schuljak entlassen. Der Generalstaatsanwalt meldete die Festnahme Strelnikows und weiterer führender Militärs, deren Namen zunächst nicht bekannt wurden.
Den meisten Experten zufolge hätten die Zuschauer nicht unter der Flugstrecke der Kampfjets sein dürfen. Zudem sei die abgestürzte Maschine vom russischen Typ Suchoi-27 zu langsam geflogen, um die angestrebte "Schraube" in der Luft zu Ende bringen zu können. Die Maschine war bei der Vorführung eines Tieffluges über dem Fluggelände seitlich weggekippt, hatte Baumwipfel sowie mit einer Tragfläche den Boden gestreift und war explodiert. Die beiden Piloten konnten sich mit ihren Schleudersitzen retten. Brennende Wrackteile fielen auf die Zuschauer, unter den viele Kinder waren. Mehr als hundert Menschen wurden verletzt.
Staatstrauer in der Ukraine
Präsident Kutschma erklärte den Montag zum nationalen Trauertag. In der gesamten Ukraine wurden die Fahnen an Regierungsgebäuden auf halbmast gesetzt.
In schwarzer Trauerkleidung und mit Blumen in der Hand nahmen Familienmitglieder und Verwandte der Toten an einer Andacht auf dem Flugfeld teil, auf dem sich am Samstag das Unglück ereignet hatte. Von der Erinnerung überwältigt brach eine Flugschau-Besucherin auf der Trauerfeier in Tränen aus: "Da lagen so viele Leichen. Wir haben einfach Glück gehabt, dass wir überlebten." Sie sei gekommen, um ihr Mitgefühl auszudrücken.
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