2. AUSMASS VON GEWALT GEGEN KINDER UND JUGENDLICHE
1993 waren nach den Daten der PKS für den Freistaat Bayern mehr als ein Drittel (34,7% oder 7.426 Personen) der 21.369 Opfer von Gewaltstraftaten, bei denen eine Opfererfassung erfolgte), unter 21 Jahre alt.
Der hohe Gesamtanteil junger Opfer ist vor allem ein Ergebnis der Gewaltstraftaten, die definitionsgemäß nur an Opfern unter 14 Jahren begangen werden können: Sexueller Missbrauch von Kindern (§ 176 StGB) und Misshandlung von Kindern (§ 223 b StGB):
1993 wurden beim sexuellen Missbrauch von Kindern 2.298 Opfer erfasst, überwiegend, nämlich zu 76,8%, Mädchen.
Einen hohen Anteil hatten unter 21jährige mit 39,6% auch an den 1355 Opfern von Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen; mit 94,6% werden fast ausschließlich Mädchen und junge Frauen Opfer dieser Gewalttaten.
Bei der Misshandlung von Kindern wurden 1993 252 Opfer registriert; mit einem Anteil von 52,3% etwas mehr Jungen als Mädchen.
An den 12.064 Opfern von gefährlichen und schweren Körperverletzungen hatten unter 21jährige Opfer 1993 dagegen "nur" einen Anteil von 25,6%; mit 79,3% wurden bei diesen Delikten überwiegend männliche Opfer registriert.
Raubstraftaten (4.080 Opfer 1993) richteten sich zu 15,3%, Straftaten gegen das Leben (552 Opfer 1993) zu 14,1% gegen unter 21jährige Personen.
Es wurde schon darauf hingewiesen, dass insbesondere bei der Gewalt im sozialen Nahraum von einer geringen Anzeigebereitschaft und damit von einem erheblichen Dunkelfeld auszugehen ist und sich die Daten der PKS deshalb nur sehr bedingt für Aussagen zu Ausmaß und Struktur dieser Gewalt eignen.
Erste Erkenntnisse zum Dunkelfeld sind einer repräsentativen Befragung der deutschen Wohnbevölkerung zu den Themen "Gewalt gegen Kinder", "sexueller Kindesmissbrauch" und "Abschaffung des elterlichen Züchtigungsrechtes" zu entnehmen, die vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) 1992 durchgeführt worden ist:
Im Hinblick auf die körperliche Gewalt gegen Kinder/Jugendliche zeigen die Ergebnisse, dass die Rate der Personen, die in ihrer Kindheit körperlichen Züchtigungen durch ihre Eltern erfahren haben, in den letzten Jahrzehnten rückläufig ist. Ebenso ist die Rate der Personen, die von ihren Eltern körperlich misshandelt worden sind, zurückgegangen. Gleichwohl erlebten in der Altersgruppe der 16-20jährigen Befragten immer noch 68,7 % körperliche Züchtigungen (von Ohrfeigen bis zu Schlagen mit einem Gegenstand) und 9,4 % Misshandlungen durch ihre Eltern im Laufe ihrer Kindheit und Jugend; bei der Altersgruppe der 20-30jährigen liegen diese Werte bei 71,3 % bzw. 9,9 %.
Nach einschlägigen Untersuchungsergebnissen kommen Formen der ausufernden körperlichen Bestrafung schichtunabhängig in 10-15 % aller deutschen Familien vor. 2-3 % der Eltern schlagen ihre Kinder mit Stock oder Gürtel, 1 % tut dies mehr oder weniger regelmäßig.
Die Daten der KFN-Studie weisen darauf hin, dass zwischen 16 % und 20 % der Frauen in den alten Bundesländern in der Kindes- und Jugendzeit mindestens einmal Opfer einer sexuellen Straftat unter Einschluss exhibitionistischer Handlungen geworden sind. Sexuelle Missbrauchserfahrungen mit Körperkontakt haben 5-8 % der Frauen als Kind erlebt, zu 90 % durch Männer
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