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9. August 2002, 17:38   #5
tw_24
 
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"Quotenzoni Illner" - besser als die Christiansen ist sie aber in jedem Fall, oder? (Ach ja, ich bitte doch um die Bezeichnung "die Menschen aus den Neuen Ländern" ;-).)

"mein besonderer Freund" - Franz Müntefering?

Peter Boenisch:

Peter Boenisch gilt bzw. galt als "notorischer BILD-Schmierer", der von sich behauptet: "Ich war schon immer teuer". Der Daimler-Benz AG war er als "Testfahrer" von 1972 bis 1981 monatlich 12.500 Mark wert, was 1985 die Berliner Staatsanwaltschaft herausfand. Damals war Peter Boenisch Regierungssprecher von Helmut Kohl. Weil er das "Extra-Gehalt" von Daimler-Benz am Fiskus vorbei in die Schweiz verschoben hatte, wäre eigentlich ein Strafbefehl wegen fortgesetzter und vorsätzlicher Steuerhinterziehung fällig gewesen - Gefängnisstrafe wahrscheinlich -, Boenisch trat aber "nur" als Regierungssprecher zurück, das Verfahren landete in den Akten, wo es wohl verstaubt ist.

Trotz der wenig vorbildlichen Steuerhinterziehung blieb er bei seinen Unionsfreunden beliebt, zu seinem 65. Geburtstag trafen sich 1992 so illustre Gäste wie Volker Rühe, Max Streibl oder Peter Gauweiler. Nach seinem Abschied vom Posten des Regierungssprechers war er wieder für BILD schreibend tätig, 1994 dann wurde der "Platitüdenkaiser" (Heinrich Böll) Wahlkampf-"Sonderberater" von Helmut Kohl.

Für die politische Konkurrenz der Union fand er als BILD-Chef wenig feine Worte. Willy Brand und seine Berater bezeichnete er einmal als "Männer, die ihren Haß gegen Industrie und Großkapital schon mit der Muttermilch gierig schlürften". Er kämpfte auch tapfer für "freie Fahrt für freie Bürger". "Mir gefällt nicht, wie unsere Richter mehr und mehr Politik machen. Die Männer in den roten Roben sind nicht vom Volk gewählt." Sehr hübsch formuliert auch zum gleichen Thema (Tempolimit): "Dieses gutwillige, fleißige Volk hat diese sozialistische Vollbremsung nicht verdient."

Und auch um die immer grießgrämig dreinblickenden Deutschen machte Boenisch sich 1991 Sorgen: "Man kommt aus dem Ausland und freut sich, wieder zu Hause zu sein. Und was sieht man? Ernste Gesichter. Todernst. Fast überall im Ausland geht es den Menschen schlechter, aber solche Trauermienen wie wir Deutschen machen sie nicht. Haben wir Angst vor einem Lächeln? Und wenn ja, warum? Das einzige, was es zum Nulltarif gibt, ist Freundlichkeit. Damit müssen wir nicht sparen ... Offenbar brauchen die in Sorge, Würde und Verantwortung erstarrenden Deutschen nach dem Gemeinschaftswerk Ost auch ein Gemeinschaftswerk Lächeln." TV-Pastor Fliege hätte es nicht schöner sagen können ;-).

In seinem Buch "Undercover", in dem der Autor Erich Schmidt-Eenboom unter anderem auch über BND-Kontakte von Journalisten schrieb, tauchte Peter Boenisch übrigens auch auf, allerdings untersagte ein Gericht dem Autor die Behauptung Boenisch habe wissentlich Kontakte zum deutschen Auslandsgeheimdienst gepflegt.

Insgesamt dürfte auf Peter Boenisch zutreffen, was Heinrich Böll über ihn schreibt: "Ein Platitüdenkaiser ersten Ranges, ein Demagoge mit fast dreißigjähriger Erfahrung im Plattschlagen von Problemen."

Zitat:
Zitat von quentin
wenn du das Buch des Nobelpreisträgers Heinrich Böll 'Bild, Bonn, Bönisch' nicht zur Meinungsfindung hast.
So, ich habe das Buch zwar noch immer nicht vorliegen, aber ein paar Sekundärquellen habe ich auf die Schnelle auftreiben können. Zufrieden ;-)?

Die Kohl-BILD-Bourgeoisie-Connection funktionierte wie geschmiert, aber damit bestätigt sich nur, was Lenin schon lange, lange vor der Erfindung der BILD schrieb: "Die Menschen waren in der Politik stets die einfältigen Opfer von Betrug und Selbstbetrug, und sie werden es immer sein, solange sie nicht lernen, hinter allen möglichen moralischen, religiösen, politischen und sozialen Phrasen, Erklärungen und Versprechungen die Interessen dieser oder jener Klassen zu suchen."

Heute hat man dafür den Begriff "Medienkompetenz" entwickelt. Und wenn das zahlende BILD-Publikum verarscht werden will - heute gibt es ja wahrlich mehr als nur eine Alternative -, dann liegt das nicht ausschließlich an BILD, sondern auch an der relativen Zufriedenheit des "deutschen Michel" - doch das kann man eben nicht ausschließlich BILD anlasten. Als gewinnorientiertes Unternehmen liefert der Springer-Verlag genau das, was das Publikum lesen will. Und damit hat BILD auch eine Existenzberechtigung - man kann sie ignorieren, sich über manche ihrer Headlines manchmal auch köstlich amüsieren - nur sollte man halt auch wissen, worauf man sich dabei einläßt.

Das wiederum scheinen die Damen und Herren von "Bündnis 90/Die Grünen" und SPD bewußt ignoriert zu haben. Wenn es ihnen paßte, gebrauchten sie BILD als Propagandaschleuder, wenn sie jetzt aber selbst ins Visier geraten, dürfen sie nicht darüber jammern, wenn sie glaubwürdig bleiben wollen.

Zitat:
Zitat von quentin
ich hoffe, dass du jetzt pflichtgemäß rot geworden bist.
Na klar doch ;-). Aber war ich das als sozialistisches Maschinengewehr nicht auch schon vorher ;-)?

MfG
tw_24