Einzelnen Beitrag anzeigen
26. August 2002, 06:33   #7
tw_24
 
Benutzerbild von tw_24
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 1.018
Nach einer halben Stunde des Einschaltquotenschlagers vom gestrigen Abend überkam den Moderator dieses Forums endlose Langeweile. Links (!) Edmund Stoiber, rechts (!) Gerhard Schröder, der Amtsinhaber - und irgendwie redeten sie, dank der unfähigen Fragesteller, einfach aneinander vorbei.

Da ist eigentlich selbst Christiansen spannender. Vor blauem Hintergrund krallten sich die Konkurrenten selbstgerecht an ihren Redner-Pulten fest, wußten schwarzbeanzugt alles besser - und sagten inhaltlich nichts. Und sie fetzten sich auch nicht einmal unsachlich, sondern schienen beide mit der "Schere im Kopf" sich selbst zurückhalten zu wollen, um ja nicht als negativer Heißsporn wahrgenommen zu werden.

*Gähn*.

Ich bin indes zwar kein Anhänger des bayerischen Ministerpräsidenten, der auch nur wenig überzeugend wirkte, doch am dämlichsten wirkte auf mich der Genosse der Bosse und Verfechter des "deutschen Weges", Gerhard Schröder, an dem die beiden Privat-TV-Fragesteller scheiterten und sich damit disqualifizierten.

Eher belustigend fand ich Gerhard Schröder, als er meinte, "Wir haben auf Wind und Sonne gesetzt", die Wasserkraft, die "Bündnis 90/Die Grünen" ja auch gern feiern, aber glatt vergaß - dabei hatte er am Nachmittag in Dresden doch noch anschauen können, wozu Wasserkraft in der Lage ist, sofern sie gebändigt werden kann.

Sehr interessant fand ich auch das Schrödersche Herumreiten darauf, daß die Kosten für den Wiederaufbau der Katastrophengebiete - eine "nationale Aufgabe" - nicht auf künftige Generationen abgewälzt werden sollen - etwa in Gestalt von Schulden. Das hatte am Freitag Klaus Wowereit beim Wahlkampfauftakt der SPD in Berlin verkündet, sein Kanzler wiederholte es am Sonntagabend. Ich verwandelte mich in einen böse grinsenden Smiley, die unfähigen Fragesteller indes versagten. War es nicht gerade die Berliner SPD, die zusammen mit der CDU erstens die Berliner Bankgesellschaft ruinierte und dann noch in trauter Gaunerschaft mit der PDS die zukünftig anfallenden Verpflichtungen (=Schulden) dieser Pleite-Bankgesellschaft künftigen Generationen aufbürdete? Traurig, daß das keinen der beiden Fragesteller interessierte.

Und dann auch noch Schröder zum Afghanistankrieg, zum dem man zunächst einmal stehen kann, wie man will. Schröder sagte einerseits, es hätte gegolten, einem angegriffenen Freund beizustehen. Das mag stimmen. Aber zu Afghanistan fällt dem deutschen Bundeskanzler nur "die Taliban" ein, doch die haben, bei all ihrer religiösen Verbohrtheit, niemals die USA, die NATO oder sonstiges Ausland angegriffen. Doch Schröder kämpfte verbal noch immer gegen "die Taliban" - doch das ist eben keine "Verteidigung", schon gar kein "Bündnisfall", sondern nur dumpfe Volksverarschung, die den Amtsinhaber auch vor dem Hintergrund eines von ihm seit kurzem herbeidelirierten möglichen Irak-Krieges entlarvte, wollte Schröder doch noch im April 2002 die Bundeswehr nach Jerusalem schicken.

Gerhard Schröder steht solidarisch an der Seite des Juden- und Israelhassers Saddam Hussein, der ihn ja neulich auch wegen der "erfolgreichen" Behandlung "amerikanischer und israelischer Söldner" (!) über den Klee lobte. (Man möge mir dies durchgehen lassen, als bekennender Antideutscher, dem der Staat Israel heiliger ist, empfinde ich das so und stehe auch gern dazu.)

Insgesamt war dieses "Highlight" politischer Auseinandersetzung gnadenlos langweilig, was vielleicht auch am Format liegt, das mit seltsamen Regeln und wenig kompetenten Fragestellern eine wirkliche Diskussion gar nicht ermöglichte - auf Widersprüche in der Argumentation des einen oder anderen Kandidaten gingen die Befrager gar nicht ein.

"Das Duell" war kein Duell, es war eine Enttäuschung, und es außerdem sowieso noch eine Riesentäuschung, denn das deutsche Wahlrecht sieht gar nicht vor, daß das deutsche Wahlvolk einen Kanzler direkt wählen darf.

Peinlicher war dann nach dem "Duell" noch die Diskussion bei der ewig unfähigen Christiansen, die mal eben in einem Nebensatz unterschlug, daß mit Petra Pau eine PDS-Vertreterin neben der Krokodilsträne Claudia Roth (auch eine bekennende Saddam Hussein-Freundin) ebenfalls in der Sendung anwesend war.

Wenn diese Dilettantin namens Christiansen in zwei Wochen die nächste Duellanten-Runde moderierend begleiten sollte, dann kann schon heute gesagt werden, daß sie eine noch schlimmere Fehlbesetzung ist als Schröder und/oder Stoiber - die Verfassungsrichter mögen wenigstens die Westerwelle ins öffentlich-rechtliche TV spülen, vielleicht gibt es dann doch noch etwas amüsante Rhetorik.

*GÄÄÄHHHNNNN*

MfG
tw_24

P.S.: "Er sah optisch sehr gut aus." attestierte bei Christiansen eine Bunte-Chefredakteurin dem Edmund Stoiber. Bei solchen Nullsätzen ist PISA wahrlich nicht überraschend - kann man "optisch" etwa nicht "aussehen"?