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17. October 2002, 12:04   #3
tw_24
 
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Beiträge: 1.018
@ Maggi:

Deinem Religionslehrer möchte ich mal nachts in einer einsamen Gegend begegnen ;-) ... Der Kirchenmann scheint nämlich von manchen Dingen herzlich wenig Ahnung zu haben, die ich ihm dann - natürlich unter Beachtung der Menschenrechts-Charta der Vereinten Nationen - beibringen würde ...

Zitat:
Zitat von Maggi
Tja, und dann hatten wir Religion. Wir haben so einen Lehrer, der 40 Minuten redet, und 5 Minuten Religion macht Naja, der hat erzählt ...

die Rosinenbomber gab es übrigens nur deshalb, weil den Allierten ein geteilter deutscher Staat [also Ost- und Westdeutschland] vorschwebte. Das hat den Russen nicht gepasst, und sie haben Berlin belagert. Und deswegen die Rosinenbomber
Die Alliierten hatten - jedenfalls offiziell - nicht vor, mehrere deutsche Staaten zu 'errichten'. Sie hatten nach der Kapitulation des Deutschen Reiches (und dessen Regierung) mit dem Alliierten Kontrollrat selbst die Macht übernommen - übrigens geschah mit Österreich ganz ähnliches - und verwalteten jeweils eine Besatzungszone. Hauptstadt dieses Nachkriegsdeutschlands war Berlin, das ebenfalls in vier Zonen aufgeteilt wurde.

Allerdings traten dann nach dem Sieg über Hitler-Deutschland recht schnell die Unterschiede zwischen den Verbündeten in den Vordergrund - die USA, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und allerlei Kolonien sowie Frankreich waren kapitalistische Staaten, während in der Sowjetunion eine degenerierte Form des Sozialismus/Kommunismus gepflegt wurde, was sich auch auf die Entwicklung der jeweiligen Besatzungszonen auswirkte.

Die drei West-Alliierten hatten gesellschaftspolitisch andere Vorstellungen als die UdSSR, und spätestens seit den Atombomben-Einsätzen in Hiroshima und Nagasaki wurde der Kampf um die ideologische Vorherrschaft auch ganz offen ausgetragen. In Deutschland führte das zur Vereinigung der drei Westzonen zu einer Wirtschaftsunion, später dann auch zur Gründung der BRD, und in der Soffjetzone übernahmen in der Sowjetunion geschulte deutsche Kader zusammen mit der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) das Ruder. Das waren weitgehend stalintreue Kommunisten - Stalin hat übrigens mehr deutsche Kommunisten auf dem Gewissen als Adolf Hitler ...

1948 wurde dann in den drei Westzonen eine neue Währung eingeführt, am 24. Juni 1948 auch in 'West-Berlin', was ein klarer Verstoß gegen das Besatzungsstatut war. In 'Ost-Berlin' wurde die D-Mark entsprechend nicht anerkannt, während in 'West-Berlin' bis März 1949 D-Mark und Reichsmark gültiges Zahlungsmittel waren.

Die Währungsreform in 'West-Berlin' (2.5 Millionen Einwohner) führte aber dazu, daß bei der SMAD, die von diesem Schritt durch Agenten informiert war, alle Sicherungen durchknallten, und so wurde dann schon am 23. Juni 1948 gegen Mitternacht das Großkraftwerk Golpa-Zschornewitz abgeschaltet, aus dem 'West-Berlin' vorher mit Strom versorgt wurde. Dort gingen (nicht nur) die Lichter aus, denn ein Ersatz war nicht so schnell aufzutreiben.

Am 24. Juni 1948 gab es dann nicht nur "technische Schwierigkeiten" auf der einzigen Zuglinie zwischen 'West-Deutschland' und 'West-Berlin', sondern auch keine Umleitung. Eingestellt wurde auch der Schiffsverkehr, so daß 'West-Berlin' ab diesem Tag zwar eine neue Währung hatte, dafür aber auch abgeriegelt war. Selbst konnte sich 'West-Berlin' nicht mit Energie, Nahrungsmitteln oder Kohle versorgen, und auch die West-Alliierten mußten feststellen, daß sie vertraglich zugesichert nur über drei Luftkorridore in ihren Teil Groß-Berlins hineinkommen konnten.

Und das ist, wenn man eigene Truppen zu versorgen hat, eine unheimlich blöde Situation. Lucius D. Clay, us-amerikanischer Militärgouverneur, schlug noch am 24. Juni 1948 vor, mit einem bewaffneten Konvoi die Blockade zu durchbrechen, scheiterte damit aber und befahl einen Tag später die Errichtung der "Luftbrücke", die am 28. Juni 1948 auch vom damaligen US-Präsidenten Harry Truman gebilligt wurde und an der sich auch das britische Militär beiteiligt, weil die Transportkapazitäten für ein solches Unternehmen gar nicht groß genug sein können. Frankreich war gerade in Indochina mit der Unterdrückung gewisser Befreiungsbewegungen beschäftigt und beteiligte sich daher nicht an der "Luftbrücke".

Primär diente die "Luftbrücke" zunächst nicht der Versorgung der Bevölkerung 'West-Berlins', sondern der der eigenen Leute - aber, der Kalte Krieg hatte ja schon begonnen, für die eingeschlossenen Deutschen wurde dann in der Tat auch einiges in die Stadt eingeflogen, was man propagandistisch auch hervorragend ausschlachten konnte.

"Wir Blockierten hungern nicht, aber wir sind ständig hungrig." beschrieb ein verbreiteter Spruch die Lage in 'West-Berlin'.

In 'West-Deutschland' - eigentlich noch "Trizonesien" - wurde natürlich kräftig die nationale Solidarität beschworen, um den eingeschlossenen Landsleuten zu helfen, wobei auch einiges zusammenkam.

Gern unterschlagen wird in dem Zusammenhang, daß dann am 26. Juli 1948 von Lucius D. Clay eine "Gegenblockade" verhängt wurde, die zum Beispiel sowjetische Bestellungen bei US-Unternehmen 'stornierte' und den Güterverkehr zwischen 'West-Deutschland' und 'Ost-Deutschland' ebenfalls aus "technischen Gründen" zum Erliegen brachte.

Beendet wurde die "Rosinenbomberschlacht" dann am 12. Mai 1949, da die westliche "Gegenblockade" der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) auch nicht gerade nutzte.

Die SMAD wehrte sich übrigens nie ernsthaft gegen die "Rosinenbomber", es wurde sogar hingenommen, daß der französische Stadtkommandant, General Ganeval, Sendetürme des sowjetisch kontrollierten Berliner Rundfunks sprengen ließ, um die Einflugschneise des Flughafens Berlin-Tegel zu 'sichern'. Und auch in der Alliierten Luftsicherheitszentrale arbeiteten alle vier Besatzungsmächte während der Blockade hervorragend miteinander.

Zitat:
Zitat von Maggi
der hat erzählt, dass früher bestimmte Abkommen getroffen wurden. Diese Abkommen besagten, dass kein Staat Atom-, chemische oder biologische Waffen besitzen darf.
Falsch. Diese Abkommen besagen, daß die Verbreitung von Kern- und chemischen Waffen unterbleiben soll. Der Besitz solcher Waffen ist zunächst nicht verboten, ihr Einsatz allerdings verstößt meist gegen Kriegsvölkerrecht, an das sich Diktaturen erfahrungsgemäß aber noch weniger halten als Demokratien.

Es gibt auch internationale Organisationen (etwa die IAEA, wenn ich mich nicht irre), die die Nutzung von Kernenergie und des entsprechenden know hows beaufsichtigen. Der Irak ließ seinen von Frankreich gelieferten Kernreaktor zum Beispiel kontrollieren; Israel dagegen läßt sich nicht in die Karten blicken, zerstörte aber den irakischen Reaktor, mit dem auch waffenfähiges strahlendes Material hergestellt werden konnte - und da Saddam Hussein gezeigt hat, daß er auch nicht davor zurückschreckt, die eigene Bevölkerung mit Massenvernichtungswaffen (Giftgas - Made in Germany(*)) zu 'disziplinieren', war das zwar völkerrechtswidrig, aber dennoch sicher nicht gänzlich falsch.

Zitat:
Zitat von Maggi
Man sollte eben auch etwas von Politik verstehen, und für mich macht G. W. Bush den Eindruck, als wäre er kein Meister darin .
Ganz so dumm, wie er meistens dargestellt wird, ist George W. Bush sicher nicht. Über die Umstände seiner "Wahl" kann man sicher trefflich streiten, denn da ging wohl einiges schief, doch ihn unreflektiert zum president evil zu erklären, geht ein wenig zu weit.

Er hat zumindest ein paar Berater an seiner Seite, die einem Krieg gegen den Irak sehr, sehr nachdrücklich ablehnen, den Cowboy in ihm also durchaus bremsen könn(t)en.

In jedem Fall aber ist George W. Bush ein weitaus "angenehmerer" Herrscher als Saddam Hussein, der seine Bevölkerung seit Jahren (... seit 1979 ...) grausamst unterdrückt und jegliche Opposition ermorden läßt. Und während man in anderen arabischen Diktaturen sich quasi in die "innere Emigration" zurückziehen kann, indem man politisch inaktiv bleibt, ist das im Irak nicht möglich. Wer nicht ausdrücklich für Saddam Hussein ist, ist praktisch schon tot.

Saddam Husseins Beseitigung wäre daher ein Fortschritt.

MfG
tw_24, der als Moderator gerade den Schreiber tw_24 verprügelt, weil seine Ausführungen mit dem Threadthema kaum etwas zu tun haben ...

(*) Das im Ersten Weltkrieg von Deutschland erstmalig eingesetzte Giftgas hat übrigens der deutsch-nationalistische Jude Fritz Haber 'erfunden', der als Erfinder des Kunstdüngers einen Nobelpreis bekam, dessen Frau sich nach Bekanntwerden der Wirkung des Giftgases ihres Mannes 1915 das Leben nahm - für die Berliner CDU gilt der Mann aber dennoch als Vorbild und "Patriot", weshalb sie sich standhaft dagegen wehrt, in Berlin-Zehlendorf eine nach diesem Mörder benannte Straße umbenennen zu lassen ... Doch das ist schon wieder ein ganz anderes Thema ...