Die durch Zwangsgebühren auch für defekte potentielle Empfangsgeräte finanzierten Medien haben, man glaubt es kaum, wenn man das Vorabendprogramm der ARD zu ignorieren versucht, einen
Bildungsauftrag, der die finanzielle Zwangsabgabe rechtfertigen soll.
Der
Deutschlandfunk gehört zu den Medien, deren Programm - freilich ohne bewegte Bilder - die Rundfunkgebühr rechtfertigen könnte. Da werden Politiker manchmal richtig in die Mangel genommen, die sonst von Sabine Christiansen hofiert werden, und deshalb gar nicht wissen, wie ihnen geschieht.
Neulich war es Franz Müntefering, irgendwann mal Verkehrsminister, dann Generalsekretär der SPD und nun Fraktionsvorsitzender, der
Abweichler zur Strecke bringen will, der sich - erfolgreich - als Politkabarettist betätigte.
Auf die auf die Rentenversicherung anspielende Frage:
"Vor der Bundestagswahl, Herr Müntefering, war von Beitragsstabilität die Rede. Der damalige Arbeitsminister Riester hat diese Stabilität versprochen. [..] Sie haben ja sicher nicht gelogen. Wie kann man sich aber so irren?" antwortete der Polit-Profi Müntefering:
"Das kommt darauf an, wie hoch man das Wachstum für das nächste Jahr einschätzt. Und wir haben nun leider erleben müssen, dass in diesem Jahr das Wachstum deutlich hinter dem zurückgeblieben ist, was die Wirtschaftsweisen uns Anfang des Jahres gesagt haben und was wir selbst auch vermutet haben."
Sozis, die
Wirtschaftsweisen vertrauen, also quasi dem Klassenfeind, sind schon irgendwie seltsam, diese
Wirtschaftsweisen aber auch noch verantwortlich zu machen für die
eigenen Fehlentscheidungen, vor denen ja durchaus auch gewarnt wurde, ist mehr als frech. Aber Franz Müntefering kann sich noch steigern:
"Wir schätzen uns nicht schön im Augenblick, sondern wir gehen ganz ehrlich an die Sache ran. Und ich glaube, für alle Beteiligten ist es das beste, dass wir jetzt eine solche realistische Linie aufbauen."
Hat
sich - allein das
"wir" ist schon überheblich - die SPD vor der Wahl
"schön geschätzt"? Und ist die neue
"realistische Linie",
"ganz ehrlich", nicht auch ein Beleg dafür, daß die
alte Linie wohl eine Schlangenlinie war? Das
"neu" legt eine Antwort nahe, die Franz Müntefering sicher nicht passen dürfte.
Sehr schön ;-) klingt aber auch die schulmeisterliche Erklärung Franz Münteferings, was
Heizöl eigentlich ist:
"Nun, wir haben gestern zum Beispiel beschlossen in der Runde, dass die Heizölsteuer, also die Steuer aufs leichte Heizöl - das ist das Öl, mit dem man heizt in der Wohnung, in den Häusern -, dass das nicht erhöht wird." Grammatikalisch ist
"das Steuer" ("dass das nicht erhöht wird") schon eine Beleidigung der Hörer, die ganze Definition scheint aber auch eher an Kleinkinder denn an
mündige Bürger gerichtet zu sein.
Doch selbst dies vermag Franz Müntefering noch zu
toppen: Die redliche Moderatorin fragt:
"Aus der EU-Kommission ist inoffiziell zu hören, das deutsche Defizit werde 2003 voraussichtlich auf 3,7 Prozent steigen. Kommt diese Schätzung hin?"
Und was antwortet Franz Müntefering, der qualifizierte Politprofi?
"Das weiß ich nicht, das kann ich auch nicht wissen." Da weiß ich dann auch nicht mehr weiter ...
Wer hat eigentlich die Nieten der SPD gewählt?
Sollten wir dem schulpflichtigen Nachwuchs auftragen, auswendig zu lernen, was Franz Müntefering entschuldigend vorbrachte?
"Das weiß ich nicht, das kann ich auch nicht wissen."
MfG
tw_24
http://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-interview/2733.html