Irak: Saddam gibt nach - Deutschland trauert
Vor ein paar Wochen fand in Bagdad eine Industriemesse statt - aus Deutschland nahmen 101 Firmen daran teil, mehr als aus jedem anderen Land. Jörg Haider aus Österreich wurde wohl auch gesichtet, doch nach glaubhaften Berichten interessierte sich für ihn nur ein Doppelgänger des Diktators aus Bagdad.
1944 wurden als Reaktion auf die großdeutsch verursachten Weltkriege in New York die Vereinten Nationen gegründet, die in ihrer Resolution 1441 nun den Irak auffordern, seine Waffenarsenale kontrollieren - und vernichten - zu lassen.
Das irakische Parlament lehnte die Annahme der UN-Resolution ab, Saddam Hussein nahm sie dagegen an, wie freilich die Praxis aussieht, bleibt abzuwarten.
Bemerkenswert jedenfalls ist das deutsche Presse-Echo auf die UN-Resolution. Da wird munter von Erpressung geplaudert, gar vor einem Mißbrauch der Vereinten Nationen durch Washington gewarnt. Daß der Diktator in Bagdad ein solcher sei, wird gern zugegeben, mit Zahlen allerdings hält man sich zurück, denn das Böse sitzt ja im Weißen Haus.
In der taz war von "einem schlechten Tag für die Vereinten Nationen" zu lesen, denn der UN-Sicherheitsrat sei einer "erpresserischen Vorgabe von George W. Bush" gefolgt. Das Neue Deutschland, das ist die Zeitung, die sich mit der PDS eine eigene Partei leistet, schrieb "Bush darf Irak Knie auf die Brust drücken" und weiß zu berichten: "das Trio Bush, Cheney und Rumsfeld hat sein Lieblingsprojekt, Saddam zu stürzen und das irakische Öl zu kontrollieren, wohl kaum aufgegeben". In Spiegel Online empört man sich darüber, daß Richard Perle, Berater des US-Verteidigungsministeriums, "eine der treibenden Kräfte hinter der harten Haltung der USA zum Irak", Deutschland einen "moralisch abstumpfenden Pazifismus" vorwirft, während in der konservativen bis rechtslastigen Jungen Freiheit von morgen das Orakel Michael Wiesenberg ankündigt: "Die vom UN-Sicherheitsrat verabschiedete Irak-Resolution bedeutet Krieg".
Deutschland ist sich mal wieder einig - von links bis rechts -, der eigentliche Feind steht im Westen und nicht im Nahen Osten, denn dort locken Geschäftsabschlüsse, Profite, die durch einen Krieg nur gemindert würden.
Unerwähnt bleibt mit einer beschämenden Beharrlichkeit, daß das Regime in Bagdad ein massenmörderisches Unrechtsregime ist, das von Menschenrechten herzlich wenig hält, das nicht wenige Iraker zum Teufel wünschen und das nach Angaben des UNO-Sonderberichterstatters Max van der Stoel als "wohl schlimmste Diktatur nach 1945" bezeichnet werden kann oder muß.
Mindestens 1.000.000 Menschen hat das Regime des Saddam Hussein - unabhängig von freilich nicht weniger mörderischen UNO-Sanktionen - auf dem Gewissen - deutsches Know How half beim Vergasen von Iranern wie Irakern -, und niemanden stört es, daß in der UNO-Resolution nicht die Beendigung der Unterdrückung der Menschen im Irak gefordert wird - auch nicht die fünfhunderttausend oder mehr Teilnehmer an den Demonstrationen im Umfeld des Europäischen Sozialforums in Florenz am vergangenen Wochenende.
Natürlich ist der Wunsch nach Frieden berechtigt und geht es George W. Bush sicher nicht in erster Linie um eine Verbesserung der Lage der Menschenrechte im Irak. Ein gewaltsamer Sturz des Diktators in Bagdad allerdings, den die friedensbewegten Massen so vehement ablehnen, könnte trotzdem ein Segen für das geschundene Land und die Region sein.
So, wie sie sich im Moment darstellen, scheinen mir die Friedensbewegten den falschen Herren hinterherzulaufen.
MfG
tw_24
[... Rechtschreibfehler ausgebügelt ...]
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