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6. December 2002, 16:47   #1
tw_24
 
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Sollen Ladenöffnungszeiten gesetzlich geregelt werden?

Franz Müntefering erklärte neulich, privater Konsum sei weniger wichtig als das brave Zahlen von Steuern, nun will sein Vorgesetzter, Gerhard Schröder, den Konsum ankurbeln, indem an Samstagen nach seinem Wunsch bis 20:00 Uhr Geld und Waren die Besitzer wechseln können - das ist einmal mehr ein veritabler Widerspruch im Regierungshandeln: der eine will mehr Steuern statt Konsum, der andere mehr Steuern und mehr Konsum.

Da nun aber ein Euro ein Euro bleibt, also nicht doppelt ausgegeben werden kann, läuft des deutschen Kanzlers Vorschlag eingentlich ins Leere. Denn wenn die Euros schon als Unterschied zwischen Brutto und Netto nicht mehr bei dem ankommen, der sie verdient hat, kann er sie ja auch nicht mehr samstags um 19:55 Uhr im Supermarkt ausgeben. Aber genau das will anscheinend Gerhard Schröder.

Die finanziellen Mittel, welche für privaten Konsum vorhanden sind, nehmen dank der zukunftsweisenden Regierungspolitik für den Großteil der potentiellen Kunden ab, gilt es doch die Zahlungsfähigkeit des Staates zu retten, dafür soll der Zeitraum, in dem sie ausgegeben werden können, erweitert werden - für die Dealer bedeutet das: Weniger Umsatz pro Zeiteinheit, dafür aber mehr Ausgaben wegen (freiwilliger?) längerer Öffnungszeiten. Kann das funktionieren?

Der späte Sommer bescherte mir wasserreich längere und gesetzlose Öffnungszeiten, und ich mag sie, denn wer möchte nicht mal an einem Sonntagnachmittag in einem Billigmarkt eine Kühlschrankfüllung erwerben oder in der Woche um 23:00 Uhr schnell noch einen Kasten Bier zum "normalen" Preis beschaffen? Alles kein Problem, wenn man in einem Katastrophengebiet wohnt und keine anderen Sorgen hat ;-).

Dieser "gesetzlose" Zustand (, der mittlerweile allerdings in der Praxis wieder so aussieht, daß nach 20:00 Uhr höchstens noch Läden im Bahnhof oder Tankstellen zu Horrorpreisen ihre Waren feilbieten und daher eigentlich alles wieder so ist wie in "geregelten" Zeiten,) soll nun nach dem Willen des deutschen Kanzlers also festgeschrieben werden, vor allem sollen am Samstagen Öffnungszeiten bis 20:00 Uhr erlaubt werden. Die üblichen Verdächtigen - Gewerkschaften und Kirchen - sehen mit manchmal seltsamen Argumenten das christliche Abendland vor dem Untergang.

Dabei zeigt eigentlich gerade die Handhabung der ausgesetzten Regelungen in den Flutgebieten, daß das Befürchtete nicht eingetroffen ist, sondern der "alte" Zustand wiederhergestellt ist, obwohl es durchaus möglich wäre, von Montag bis Freitag rund um die Uhr die Geschäfte zu öffnen.

Für Nacht- oder Feiertagsarbeit sind Prämien zu zahlen, und bei abnehmender Kaufkraft bleiben naturgemäß die Kunden aus, so daß die Läden wieder um 20:00 Uhr oder früher geschlossen werden - der Markt scheint also besser zu funktionieren als das Gewerkschafter und Kirchen zugeben wollen.

Es spricht also eigentlich nichts gegen ein Freigabe der Ladenschlußzeiten, wenngleich gar nicht zu erwarten ist, daß sich dadurch viel ändern würde - auch für das Verkaufspersonal.

Oder sehe ich das falsch?

MfG
tw_24