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29. December 2002, 20:57   #1
whisper
 
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Registriert seit: October 2002
Ort: Berlin is`n Dorf
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Ein Örtchen namens Elend

Ein Örtchen namens Elend
Vor einigen Jahren sind wir hindurchgefahren, durch (`s) Elend hindurch....das kam mir heute in den Sinn, nachdem mich eine Freundin anrief.
Ist für sie eine unangenehme Situation, in Berlin wurde und wird derzeit einiges geschlossen an öffentlichen Einrichtungen. Das Krankenhaus in dem sie arbeitete, eben auch. Nun hat sie eine Stelle in einem Altenheim und sagte mir heute, es ist das blanke Elend. Eben nicht die topfiten Senioren, die mit 180 noch wissen, was sie wollen. Sondern fast allesamt Pflegefälle und die meisten ohne ihre Erinnerung. Gewickelt, gefüttert und gepflegt.
Es geht ihr mies dabei, gerade auch, weil sie vorher als Krankenschwester eher damit zu tun hatte, Kranke als gesund zu entlassen. Nun erlebt sie einen Dauerzustand, einen endgültigen.
Ich erzählte ihr von dem Örtchen und meinem Versprechen, daß ich mir zu meinem 70.Geburtstag gab und auf einmal konnte sie mich verstehen.

Ein Freund erzählte mir, als wir uns über unsere Stimmungen unterhielten, er blicke nicht zurück. Ist alles passiert. Nein, ausrichten nach vorn, ändern könne er eh nichts.
Da mein ich, daß Rückschau manchmal einiges klarer werden läßt. Ja, antwortete er, aber verharre nicht als Salzsäule.
Und ich habe mir etwas vorgenommen fürs nächste Jahr, etwas, was mir Freude bereitet, alles andere kommt ja von selbst *lach* mehr oder weniger. Gelernt habe ich ja auch.
Ich werd mich kräftig anstrengen müssen für die Schule, aber das ist etwas, was ich wollte und was ich steuern kann. Ich werde mit dem Klarinettenunterricht anfangen, ein neues Instrument. Für mich eine Herausforderung. So lange wollte ich das und die Musik fehlt mir einfach.
Und ich werd so bleiben wie ich bin - Du darfst *lach* - die schlechtesten Erfahrungen machte ich letztendlich damit nicht.
Das dürfte alles zu schaffen sein und bedeutet schon einen gewißen Kraftaufwand. Es wird mich fordern und das ist gut so. Meine Grenze möchte ich ausloten und sie auch ein wenig weiter machen. *ha* Aufhören zu rauchen wäre ein anderer Punkt, aber von vornherein zum scheitern verurteilt. Im Moment schon
Und Ziele für ein anderes Jahr muß ich ja auch noch haben *gg*

Warum es uns aber so schwer macht, wenn gerade zur Weihnachtszeit jemand geht, sich etwas ändert, Träume zerplatzen.......muß doch aber auch mit diesem Kinderfest zu tun haben. In dieser Zeit ist das Schutzbedürfnis sicher um einiges höher, fragt man sich, was hat es für einen Sinn. Ja, die Kinderweihnachten eben, das Staunen und die Freude, aber auch die bittere Enttäuschung.
Sich in dieser Zeit von den Gefühlen wohl auch näher zu sein, der Person, die man einmal war. Als alles möglich schien.
Und dann mit Jahren wächst der Rucksack einfach. Wächst immer mehr und wir tragen, Erfahrungen, Verletzungen, Enttäuschungen und manchmal liegen sie derart auf all den anderen Gepäckstücken Freude, Sehnsucht, Erinnerung.

So steht es nun hier, bei Hass und Trauer und ist so traurig nicht.
Werd mich von innen besehen und der Speiseröhre danken, daß sie so vieles schluckte, obwohl es ihr nicht schmeckte. Werd der Galle und der Leber danken für all die Läuse die ihnen drüberliefen, und dem Herzen, das es schlägt und so geliebt hat in diesem Jahr, daß es weiter schlägt, so heiß.

Nee, keine Angst. Bin in keiner Sekte, war auch ein wenig spaßig gemeint. Ich meine es ja so, wenn es dann Schluß ist, soll es auch Schluß sein. Kein zweites oder 17. Karma, keine Wiedergeburt, kein Schweben in himmlischen Sphären. Dann soll ganz einfach Ruhe sein. Ein gutes Leben reicht.