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8. January 2003, 21:27   #31
Eyewitness
 
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Hm, also aufgezwungen wurde uns in der EU noch nie irgendetwas, weil wir alle uns dafür entschieden haben. Alle für den Euro, alle für den Vertrag von Maastricht, etc. etc. Es kann niemand behaupten, irgendeine Entscheidung wäre der Mehrheit aufgezwungen worden. Schließlich leben wir in einer Demokratie und das Volk hat entschieden. Es gibt offensichtlich eine breite Mehrheit für die EU in den Bevölkerungen der Mitgliedsstaaten.

Und ja, natürlich gibt es ein Kerneuropa und ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Ist doch auch zwangsweise logisch. Das Kerneuropa umfaßt zur Zeit die Eurozone. Denn dort ist die gemeinsame Verflechtung am weitesten fortgeschritten, während der Rest der EU noch darauf hinarbeiten muß. Und logischerweise muß es auch ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten geben.

Nehmen wir England als Beispiel. Die Engländer wollen die wirtschaftlichen Vorteile der EU nutzen, aber sie wollen weiterhin ihre eigene Souveränität voll behalten. Also akzeptieren sie die Abschaffung der Binnenzölle (übrigens ein Grund, warum wir so niedrige Preise haben), weigern sich aber, den Euro zu übernehmen. Ist auch verständlich. Daneben gibt es Länder, die zwar voll mitmachen wollen, aber wirtschaftlich nicht dazu in der Lage sind. Dazu werden viele neue Beitrittsländer gehören. Und es gibt eben Länder, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Position direkt voll mitfahren können. Dadurch ergibt sich eben eine unterschiedliche Geschwindigkeit der Integration.

Es wäre schließlich auch dumm, auf ein Land zu warten, wenn 12 andere bereits zu etwas neuem in der Lage sind. Solange das schwache Land weiterhin unterstützt wird und später hinzukommen kann, ist das doch in Ordnung. Daher muß es eben ein Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten geben.

Und ob man nun unbedingt falsch voranschreitet. Ich glaube nicht. Ich halte die Erweiterung für äußerst sinnvoll. Integrieren wir die schwachen Ostländer, bauen sie auf und werden wir zu einer wirtschaftlichen Supermacht, bzw. zu einem ernst zu nehmenden Gegner in der Weltwirtschaft. Wir sollten uns nichts vor machen. Wir sind bei weitem nicht mehr so stark wie früher. Der komplette EU Markt gehört nicht mehr zu den Top 3 wie früher. Wir sind weit nach hinten abgerutscht und wir brauchen die Resourcen der Oststaaten, um gemeinsam wieder nach oben zu kommen.

Und wenn die Schweiz und Norwegen nicht in die EU wollen, dann ist das vollkommen OK. Man darf nicht vergessen. Die EU ist ein Wirtschaftszusammenschluß, kein kultureller. Der kulturelle Teil wird erst jetzt aufgebaut. Der einzige Zweck der EU war es seit den siebziger Jahren, die wirtschaftliche Macht verschiedener Staaten zu konzentrieren und zum Nutzen aller zu vergrößern. Der kulturelle Teil wurde erst durch den Euro eingeführt und wird nun durch die europäische Verfassung verstärkt.

Zum Thema Bürokratie gebe ich Aka vollkommen recht. Eine extreme Entschlackung und Neugestaltung der europäische Bürokratie ist dringend notwendig.