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19. February 2003, 20:53   #9
binozap
 
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Warum "altern" Lebewesen ? Warum erneuern wir uns nicht ständig, wär doch ganz praktisch ?! Die Suche nach dem ewigen Leben, dem Wasser des Lebens, ja - dem Heiligen Gral ist uralt. Etwas näher als Indiana Jones sind die Hohepriester unserer Zeit, die Genetiker, der Lösung des Problems gekommen:

" Längere Telomere gleich längeres Leben?

Zum ersten Mal hat eine Studie an menschlichen Chromosomen einen direkten Zusammenhang zwischen der Überlebenszeit älterer Personen und der Länge ihrer Telomere aufgezeigt. Telomere sitzen als Käppchen aus «sinnloser» Erbinformation an den Enden von Chromosomen und schützen diese unter anderem vor einem Abbau oder dem Verkleben und gewährleisten so die vollständige Replikation der Erbinformation DNA bei der Zellteilung. Da dies Schlüsselfunktionen für die Gesundheit der Zelle sind, werden Telomere häufig mit Alterungsprozessen in Verbindung gebracht.

In Stammzellen oder den Zellen der Keimbahn sorgt das Enzym Telomerase dafür, dass bei der Zellteilung die Telomere wieder vollständig aufgebaut werden. In ausdifferenzierten Körperzellen ist dieses Enzym dagegen nicht mehr aktiv. Daher werden die Telomere solcher Zellen mit jeder Zellteilung - also mit zunehmendem Alter des Organismus - kürzer. Laut theoretischen Überlegungen zum Alterungsprozess erreichen sie nach einer gewissen Anzahl von Teilungen eine kritische Länge, bei der sie ihre Aufgaben nicht mehr korrekt erfüllen können. Die Zelle wird «störanfälliger», bis es zum Zelltod kommt. Für einen Organismus würde das bedeuten, dass dieser, je älter er wird, immer «unstabiler» und damit beispielsweise anfälliger für Krankheiten würde.

In ihrer Studie untersuchten Richard Cawthon von der University of Utah in Salt Lake City und seine Kollegen Telomere aus dem Blut von etwa 140 Amerikanern, die zur Zeit der Blutentnahme zwischen 60 und 97 Jahre alt gewesen waren. Die Wissenschafter setzten die gemessenen Telomer- Längen mit der Zeit in Beziehung, die zwischen dem Termin der Blutentnahme und dem Tod der Personen vergangen war. Dabei stellten sie fest, dass kürzere Telomere Frauen durchschnittlich 4,8 und Männer durchschnittlich 4 Lebensjahre kosteten; die Telomere von Frauen waren zudem im Schnitt 3,5 Prozent länger als die von Männern. Die 25 Prozent Personen mit den kürzesten Telomeren hatten ein achtfach höheres Risiko, an Infektionskrankheiten zu sterben, als jene 75 Prozent mit längeren Telomeren; die Sterblichkeit auf Grund von Herzkrankheiten war in den unteren 50 Prozent mehr als dreimal so hoch wie bei den Personen mit längeren Telomeren. Die Forscher verglichen auch die «Vorhersage»-Qualität der Telomere und stellten fest, dass diese bei Personen zwischen 60 und 74 Jahren besser war als bei älteren, wobei sie den Grund für diesen Unterschied noch nicht kennen. Eine mögliche Erklärung wäre laut Cawthon jedoch, dass die Telomer-Längen grundsätzlich immer weniger variierten, je älter Personen würden - da jene mit den kürzesten Telomeren früher stürben -, und daher statistisch weniger signifikante Resultate lieferten.

Ihre Ergebnisse stützten die These, dass die Verkürzung der Telomere zu der erhöhten Krankheits-Sterblichkeit in höherem Alter beitrage, schreiben die Forscher im Fachblatt «The Lancet». Allerdings sei es auch möglich, dass die Verkürzung nicht die Ursache dieses Phänomens sei, sondern eine Folge - und damit trotzdem ein Indikator - eines Alterungsprozesses, der die Sterblichkeit durch andere Mechanismen erhöhe. Interessant sind Cawthons Ergebnisse auch im Zusammenhang mit Untersuchungen an Klontieren, die wie das Schaf Dolly aus ausdifferenzierten Zellen entstanden sind. Die Telomere dieser Tiere repräsentierten in einigen Fällen nicht das Alter der Klone, sondern das jener Tiere, aus deren Körperzellen sie hergestellt worden waren. Ausnahmen waren geklonte Kälber, deren Telomere nicht zu kurz, sondern aussergewöhnlich lang waren. Cawthon hält es trotzdem für gut, Klonmethoden zu vermeiden, bei denen verkürzte Telomere auftreten können."

Quelle: The Lancet 361, 393-395 (2003).

DER Geist ist aus der Flasche...