Glück auf!
Qualmende Schlote ragen in den Himmel, Rußwolken verdunkeln die Sonne, und Manni hat nach der Maloche unter Tage nur noch Sinn für seinen Manta. Wer fährt schon freiwillig ins Ruhrgebiet, ins kulturelle Niemandsland? Immer mehr kommen her, und sie erleben Erstaunliches! Aus dem wirtschaftlichen Ballungsraum wurde ein kultureller Hotspot mit Freizeitparadisen im Grünen. Trotzdem: Der Kampf gegen die hartnäckigen Klischees, die in der Boomzeit mit den Zechen um die Wette wuchsen, bleibt mühselig. Die Wunden des industriellen Wildwuchses sind längst nicht verheilt, die Geburtswehen des gegenwärtigen Strukturwandels nicht überstanden. Mit voller Kraft macht sich das Revier auf in die Zukunft, ohne seine Vergangenheit zu leugnen: Zechen, Eisenhütten und Arbeitersiedlungen werden nicht einfach abgerissen, sondern als Zeugnisse einer vergangenen Epoche bewahrt. Künstler haben das unverwechselbar Ambiente als Kulisse für Konzerte, Theater und Ausstellungen erobert. Gegen Ende des Jahrtausends soll die internationale Bauausstellung den "Emscher Landschaftspark" präsentieren, der für das neue Image des Ruhrgebiets steht. Das häßliche Entlein Emscher so schön wie das idyllische Ruhrtal – wer weiß? Das Ruhrgebiet jedenfalls gilt als Modell für den sensiblen Umgang mit dem industriellen Nachlaß. Und den verdankt es nicht zuletzt den Menschen, die hier leben. Mit dem Herz auf der Zunge und hochgekrempelten Hemdsärmeln: so werden sie es schaffen. Glück auf! – trotziger Stolz schwingt heute im alten Bergmannsgruß mit, jene Aufbruchstimmung, die die Menschen in der Region eint und an ihr Morgen glauben läßt.
Ruhrpott = Ruhrgebiet + Kohlenpott
Der Name "Ruhrpott" an sich ist schon nicht ganz richtig, denn bislang sprach man immer vom "Ruhrgebiet" oder "Kohlenpott", kurz "Pott". Doch in den letzten Jahren setzte sich im allgemeinen Sprachgebrauch der "Ruhrpott" durch, bis zur vollständigen Legitimation, als 1997, zu Zeiten des großen Bergarbeiter Streiks aufgrund bevorstehender Zechenschließungen (Menschen bildeten auf der Autobahn A 2 eine 95 km lange Kette und demonstrierten so die Einigkeit des Ruhrgebiets von West bis Ost), im Fußball-Revierschlager Schalke (S 04) gegen Dortmund (BVB) das gesamte Schalker Stadion in den "Ruhrpott, Ruhrpott, Ruhrpott,..." Gesang einstimmte. Dort zeigte sich, daß selbst Erzrivalen, die Borussen- und S 04-Fans schließlich sind, durch die Region in der sie leben zusammgehalten werden.
Top 10
Das einstiege Domizil der Familie Krupp wartet heute mit Kunst und Kultur ersten Ranges auf.
International angesehenes Musik- und Theatervestival.
Hier wird Bergbau einst und heute hautnah vermittelt.
Barockes Meisterwerk und beliebtes Ausflugziel im Grenzgebiet zum Münsterland.
Glanzstück der Schiffahrtstechnik, das Schiffe über 14 Meter nach oben oder unter hieven konnte.
Die Anlagen des stillgelegten Hüttenwerkes Thyssen-Meiderich in Duisburg bilden die Bühne für Kulturevents und Freizeitaktivitäten.
Knotenpunkt der europäischen Binnenschifffahrt: Hier im größten Binnenhafen der Welt werden jährlich knapp 50 Mio. Tonnen Güter umgeschlagen.
Im Innenhafen brummt mittlerweile der Bär. Nachdem hier Wohnungen, Restaurants, Museen, Kneipen und Gewerbe angesiedelt wurde ist dies der "neue" Mittelpunkt der Stadt.
Grüne Oase mit attraktiven Freizeiteinrichtungen.
Der ehemals größte Gasspeicher Europas ist heute ein begehrter Veranstaltungsort.
Über 560jähriger Traditionsjahrmarkt ab jedem ersten Augustwochenende.
Was macht den Pott heute aus?
Betrachtet man die ganze Region, so bietet das Ballungszentrum Ruhrgebiet ein fast unerschöpfliches Angebot an Kultur, sowohl Sinne von Theater, Oper und sonstigen Veranstaltungen, als auch an internationalen Traditionen. Dessen nicht genug, sind die ortsansässigen Fußballvereine, vertreten in allen Ligen, insbsondere Schalke 04, BVB Borussia Dortmund 09 und Rot Weiß Essen (vielleicht auch noch VfL Bochum und Rot Weiß Oberhausen) Bestandteil der Konfession einer großen Anzahl der hier lebenden Menschen. Fußball ist allgegenwärtig und eigentlich niemandem gleichgültig. Wie schon in der Szene des Films "Das Boot" gezeigt, als Hinrich sagte: "Schlechte Nachrichten Männer. Schalke hat verloren: 5:0.", zählt der Fußballsport als Hauptgesprächsthema bei der Arbeit (Maloche) genauso zum festen Bestandteil des alltäglichen Lebens wie das Kulturgut der eigenartigen Sprache, bestens präsentiert von Tana Schanzara, dem lebenden Maskottchen.
Ein großes Kapitel nimmt auch das Thema Bildung ein. Mit Universitäten in Düsseldorf, Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund, Hagen und Wuppertal bietet der Pott schon rein quantitativ das größte akademische Nachwuchspotential Deutschlands. Aber auch Ausbildungsplätze gibt es hier in einer Fülle und Mannigfaltigkeit, die im innerdeutschen Bereich ihresgleichen sucht.
Der Kulturaspekt ist in den letzten Jahren deutlich hervorgehoben worden. Nicht nur, daß sich infolge der hohen Großstadtdichte viele Theater-, Opern-, Kunst- und Designhäuser auf engstem Raum befinden, die zudem durch Darbietungsqualität um die Gunst der rund 7 Mio. potentiellen Konsumenten im Revier kämpfen. Es ist auch durch den voranschreitenden Wandel vom sekundären über in den tertiären Sektor das "kulturhistorische Kunstgut der Produktionsgeschichte" entstanden, welches sich in manigfaltigen Präsentationen zunehmender Beliebtheit erfreut.
Desweiteren hat die Film- & Fernsehbranche die eigenwillige Idylle des Großraumes und den unvergleichlich ehrlichen und direkten Charakter der Einwohner erkannt , der zumeist in humorig ironischer Art karikiert wird (Filmtip: Bang Boom Bang - Regiokomödie in übertrieben ironischer Form, Kinofilm 1999).