Thema: Zukunftsangst
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11. September 2001, 19:09   #1
Schatz
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Zukunftsangst

Börsencrash und BSE, steigende Benzinpreise und zunehmende Kriminalität - ständig finden wir einen neuen Anlass zur Sorge. Dabei geht es den Deutschen eigentlich gut.
Unser Leben wird komplizierter...
Je komplizierter unser Leben wird, desto diffuser werden unsere Ängste. Sollen wir es akzeptieren, dass Wissenschaftler mit menschlichen Embryonen experimentieren? Vielleicht klonen sie uns dann eines Tages wie Schaf 'Dolly'. Sollen wir Dinge übers Internet bestellen und unsere Kreditkartennummer in dieses technisch undurchschaubare Netz und damit in alle Welt versenden? Vielleicht knackt gerade ein Hacker die Sicherheitssperren und macht auf unsere Kosten Kasse. Sollen wir (wieder) Rindfleisch essen und es auch unseren Kindern geben? Vielleicht haben die Kontrollen doch versagt, und es verbergen sich BSE-Erreger darin, die unser Hirn erweichen.

Die Zutatenlisten unserer Nahrungsmittel bringen uns inzwischen ebenso zur Verzweiflung wie die Beipackzettel der Arzneien. Das neue Telefon wird mit einer 198-seitigen Bedienungsbroschüre geliefert. Ein moderner Fotokopierer belehrt uns streikend per Display, dass wir das falsche Format eingelegt haben - dabei soll er doch schnell den Zeitungsschnipsel kopieren. Und das Programmieren des Videorekorders - es geht wirklich nur um die Daten 1. Programm, 22.40 Uhr, 'Manche mögen`s heiß' - lässt millionenfach auch technisch Begabte entnervt auf dem Sofa zusammenbrechen. Ist es da ein Wunder, dass wir von all der Nanotechnologie, Gentechnik, Globalisierung, mikroelektronischen Schaltung, den vernetzten Häusern und einem denkenden Kühlschrank in der Wohnung überhaupt nichts wissen wollen?


Und jetzt ist auch sie wieder da, die Angst vor Armut und Inflation. Ausgelöst, weil der Literpreis beim Normalbenzin über zwei Mark stieg. Ausgelöst, weil die Seifenblase 'New Economy' platzte und die jungen Firmen reihenweise pleite gehen. Ausgelöst, weil der Einzelhandel im Vorgriff auf die Euro-Einführung schon mal die Preise aufrundete. Ausgelöst, weil die Börsenkurse nach fetten Jahren mal wieder auf Talfahrt waren. Staunend sehen wir Titelseiten von Finanzblättern, die nach dem Crash um Käufer und Anzeigenkunden ringen; während sie uns noch vor ein paar Monaten vorgaukelten, jeder Kleinanleger könne über Nacht mit Aktien steinreich werden, sollen wir nun wieder ganz andere Ratschläge beherzigen: 'Sparen Sie sich reich', heißt es da. Und viele, die erstmals Aktien orderten und mit ihren Telekom-, Nokia- und Infineon-Werten prahlten, verkauften jetzt zu niedrigsten Kursen, aus Angst, es könnte noch weiter bergab gehen.


Warum so nervös? Aus anderen Ländern, die von der Börsenkrise ähnlich gebeutelt sind, kommen ganz andere Nachrichten. In den USA zum Beispiel "sorgen Konsumenten für Optimismus". Und Italien meldet sogar einen Boom bei Neuemissionen; für die Firmen, die erstmals an die Börse wollen, sei die "schlechte Stimmung kein Hindernis".

Bei uns sehen die Schlagzeilen anders aus: 'www.vorbei.de', 'Preisschock für Pendler', 'Konjunkturwolken werfen Schatten auf den Arbeitsmarkt', 'Der Wirtschaft geht die Luft aus'... Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen. Und inzwischen unterbieten sich die Wirtschaftsinstitute in ihren pessimistischen Wachstumsprognosen.

Sind die Deutschen die Pessimisten schlechhin?
Wie seht ihr auch so schwarz in die Zukunft?
Welche Zukunftsängste plagen euch?