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12. September 2001, 11:50   #7
Schatz
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Registriert seit: July 2001
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Wer jedoch seine Ärger kontinuierlich herunter schluckt, setzt sich unter enorme Spannung.
Man wird unruhig, nervös und gereizt.
Und wer dieses Gefühl noch mit einer rigiden Moral paart (bspw.: "Ich darf mich nicht ärgern, weil sich das nicht gehört" oder "Wenn ich mich ärgere, mag mich niemand mehr"), wird zu einer tickenden Zeitbombe.
Mit der Folge, dass man entweder plötzlich oder vollkommen unerwartet explodiert - häufig wegen einer Kleinigkeit, die "das Fass zum Überlaufen" brachte.
Menschen mit unterdrücktem Ärger fühlen sich häufig schwach, ohnmächtig und hilflos.
Ihr Selbstbild ist meist angeschlagen, und die daraus resultierenden niedrigen Selbstwertgefühle führen häufig in ein emotionales "Dauertief" - nichts macht noch so richtig Spaß, das Leben wird einsam, öde und leer.
Eine andere Auswirkung zeigt sich häufig nur versteckt - die sogenannte passive Aggressivität.
Anstatt einen Konflikt offen auszutragen, wird er heimlich abgemacht: Termine werden verschleppt, Versprechen wohlbegründet gebrochen - und die im Streit verschwiegene Meinung wird im heimlichen Klatsch hinter dem Rücken des Betroffenen zum Ausdruck gebracht.
So fordert unterdrückter Ärger auch auf zwischenmenschlicher Ebene Opfer.
Beziehungen, in denen solche Muster stattfinden, sind häufig von Abhängigkeiten gekennzeichnet, und fast unweigerlich laden sich Opferlämmer mit unterdrücktem Ärger kleinere oder größere Tyrannen ein: Menschen, die Ihre -scheinbare- Gutmütigkeit ausnutzen.
Dazu können Partner gehören, die sie unterdrücken (wollen), Kinder und Kollegen, die ihnen "auf dem Kopf herumtanzen" oder Autoritätspersonen, die sie mit aggressiven Verhalten "bis aufs Blut reizen".

Dieses Verhalten der anderen hat - so schmerzhaft es auch ist - klare Vorteile: es ist ein Signal, dass das Opferlamm sich zur Wehr setzen und Grenzen ziehen soll.