Zitat:
Harry in der Schmuddelgasse
Im Vergleich zu ihren Fans ist Joanne K. Rowling richtiggehend schreibfaul. Läppische fünf Potter-Wälzer kann sie bisher vorweisen. Ihre Leser schreiben sich derweil die Finger wund, spinnen die Geschichten einfach weiter - häufig ganz und gar nicht im Sinne der Erfinderin.
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Hunderte von Webseiten tun nichts anderes, als Potter-Geschichten zu sammeln. So manch pubertierende Romantikerin denkt dann schon mal die Geschichte von Harry und Hermine an ihr konsequentes Ende. Sprachkundige Jugendliche übersetzen Potter-Fan-Fiction aus dem Englischen, und dabei geht es durchaus nicht nur um Gedichtchen oder kurze Geschichten: Viele hausgemachte Potter-Stories erreichen stolze Romanlängen von 300 Seiten und mehr.
All das ist teils rührend, teils lustig, manchmal gut, mal recht, viel öfter ziemlich schlecht - und unter dem Strich immer dann eine Werbung für die Potter-Welt, wenn sich der "Spin-Off" nah genug am Original hält. Potters Welt muss sauber bleiben.
Ein Dorn im Auge ist den Rechteinhabern dagegen dieser andere Trend, der mächtig Ruf schädigende Wirkungen entfalten könnte: Das pornografische Potterversum.
Zumeist sehr eindeutig homoerotisch geht es da zur Sache, und fließend ist auch der Übergang zur schreibenden SM-Szene. Das "Goth"-Ambiente der Magierwelt mit ihren Höllenhunden, Drachen, mit Voldemort und anderen Finstergestalten ruft die Fans von Lack, Leder, Handschelle und Peitsche auf den Plan.
"Held" vieler Ergüsse, die in der Szene als "sl***" gehandelt werden, ist da konsequenterweise der zwielichtige Snape, noch öfter aber Potters eingebildeter, schleimig-bösartiger Gegenspieler Lucius Malfoy. Frei nach dem Motto je böser, desto besser geht er im Sinne des Wortes Harry und seinem Freund Ron Weasley an die Wäsche.
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Der komplette Spiegelartikel hier:
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzk...253813,00.html
Erstaunlich finde ich es nicht, dass Kiddies auf den diversen Webseiten ihre eigenen Geschichtchen rund um Harry &Co. weiterspinnen - vielleicht literarisch bedenklich - aber doch eigentlich begrüßenswert. Schliesslich ein Anlaß sich mit Sprache und Phantasien auseinanderzusetzen. Und das das ist ja eher was Schönes.
Der Bezug zur "Erotikszene" allerdings war mir - naiv wie ich nunmal bin - bislang völlig unbekannt. Und ich gestehe, dass er mich ein wenig befremdet. Ich meine, es juckt mich persönlich weniger, dass da Literaturhelden "missbraucht" werden - mit diesem moralischen und vor allem rechtlichen Anspruch mögen sich bitte andere rumschlagen. Aber es mutet doch seltsam an - zumindestens wenn ich überlege, dass Harry Potter mal ins Leben gerufen wurde, um als Kinderbuchheld zu glänzen.
Komische Welt manchmal ....