Einzelnen Beitrag anzeigen
30. June 2003, 19:56   #1
sara
 
Registriert seit: March 2003
Beiträge: 634
Same procedure as every year ....

... ist auf so vieles anzuwenden, I know. Grade gehts um Eines: Es gibt Schulzeugnisse !!. Zumindestens stellte dies mein entzückender Sohn vorhin fest. Huch ! Und zwar schon am kommenden Mittwoch - bei den Berlinern zumindestens. Welch Überraschung ! Nicht, das mein Sohn nicht wusste, dass es Zeugnisse geben würde - nein, wissen tut er unglaublich viel. Nur manches ist ihm wohl nicht so recht bewusst. - Oder ganz deutlich gesagt: Manches will er gar nicht wissen.

Nun, kaum die Erkenntnis verdaut, dass der Tag X naht - und zwar sehr schnell naht - erklärte er mir auch umgehend, dass Zeugnisse eh nie so richtig das widergeben können, was der Lehrer eigentlich sagen will und wie die Wirklichkeit aussieht.

Ich gab ihm erstmal grundlegend Recht - das ist die beste Vorraussetzung um zu erfahren, was er mir mit einer solch philosphischen Einleitung letztlich eigentlich wirklich mitteilen möchte. Es folgte ein langer, hochinteressanter Vortrag, dass es pädagogisch unbedingt falsch sei, Zensuren eines Schulendjahreszeugnis als Grundlage für eventuelle erzieherische Maßnahmen zu nehmen. Gut, okay - er wählte irgendwie andere Worte - in seinem Vortrag kamen verdächtig oft die Worte Bey Blade und Fußball vor - aber das war es, was so ungefähr unterm Strich die Message war, die er mir übermitteln wollte. Ob erfolgreich, steht noch zur internen Diskussion aus. *g*

Irgendwann hatte ich ein Einsehen mit seinem Leid und konnte ihn beruhigen, dass es Schulzeugnisse schon gibt, seit ich denken kann - und wahrscheinlich noch viel länger. Und das ich dieselben Vorträge vor einigen Jahren meinen Eltern gehalten habe - nur, dass Fußball und Bey Blade darin durch Barbie und Hanni & Nanni ersetzt waren. Er beäugte mich mißtrauisch und erst durch eifrige Recherche im Netz konnte ich ihn davon überzeugen, dass Zeugnisse sicher nicht erfunden wurden, nur um ihn zu ärgern - sondern schon sehr viel länger existierten, als er auf dieser Welt ist.

Dabei haben wir nette Zeugnisse in den verschiedensten Variationen gefunden:

Das Abschlußzeugniss aus dem Jahr 1919 (oder 1918?)




Das Zeugnisbuch aus 1936
(So ein Buch hatten wir früher auch noch - verdammt, ich fühl mich alt grade ...)




Oder ganz kunstvoll verziert dieses Exemplar von vor ??? Jahren




Ganz besonders verzückt allerdings hat den Kurzen die Vorstellung, es gäbe keine Blatt Papier am Ende jedes verflixten Schuljahres, sondern vielmehr - wie es wohl im Jahre 1834 im schönen Frankreich einem ebenso 11jährigem Schüler wiederfahren ist - ein 'croix d'honneur' (Ehrenkreuz) zu erhalten. Ja klar - kann ich auch verstehen, so ein Kreuz - wie immer es auch ausgesehen haben mag - macht natürlich viel mehr her, als so ein blöder Papierfetzen. Vor allem: Es muss nicht unterschrieben werden von Müttern, die die unangenehme Eigenschaft haben, immer die eine Augenbraue so nach oben zu ziehen, während sie es lesen.

Das Kreuz selbst ist wohl abhanden gekommen, aber schon die Pappschachtel, in der es aufbewahrt wurde, schindet Eindruck:



'Auszeichnung für Sorgfalt.
Ehrenkreuz, getragen an Primarschulen von
Delémont bis 1834.'


Wow ....


Wie auch immer: Mit einer solchen Auszeichnung konnte ich zur Enttäuschung meines entzückenden Sohnes leider auch nicht aufwarten. Allerdings kicherte er über meine Story, die sich vor etwa 20 Jahren (owei, ich fühl mich immer älter) zutrug: Als eine entzückende heimlich in unserem Haus mitwohnende Feldmaus sich ihr Nest in genau dem Aktenordner baute, in dem meine Schulzeugnisse abgeheftet wurden. Was meine Mutter - die glückliche Entdeckerin dieses Nestes - übrigens kurz vor einen Nervenzusammenbruch brachte. *g*