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Heute war ein denkwürdiger Tag, hatte doch die Kirchendingsda ihren 60. Geburtstag gefeiert. Den meisten Einheimischen des Ortes Lochhofen, in der Nähe des Kuhdorfes Sauerlach, in der Nähe des Kaffs München, geht es ähnlich wie mir: Ja, die Frau hat irgendetwas mit der Kirche zu tun. Was genau, weiß wahrscheinlich nicht mal sie selber, dafür aber ihr Chef, der liebe Gott - denn der ist schließlich allwissend und hält seine Hand schützend über jene, die ihm dienen, auch wenn sie nicht wissen, wie.
Nun, eine Position als hohes Tier in der Kirche ist hierzuorts sehr wichtig und bedeutend. Aber was soll man schon anderes erwarten, von einem 800-Einwohner Dorf.
Aber zurück zum Thema. Es ist ein glücklicher Zufall, dass sich das Trachtenheim direkt neben der Kirche befindet, die sich im neutralen Land zwischen Lochhofen und Arget befindet, zwei sich bis auf das Blut verfeindete Ortschaften. Das Trachtenheim wird zu Arget gezählt, was die christlichen Lochhofner aber nicht davon abhält, die kirchlichen Feiern in eben jenem Trachtenheim abzuhalten. Abends hört man wieder ihr Zuhause suchende Alte, die über den fehlenden Komfort der Argeter und die Argeter im allgemeinen schimpfen.
Der sechzigste Geburtstag der Frau fand auch im Trachtenheim statt. Siebzig Prozent der Bevölkerung des Alpenvorlandes war gekommen um der Frau zu gratulieren. Unter ihnen war auch ein Maggi, schließlich wurde auf der Einladung freier Kaffee und Kuchen in Aussicht gestellt. Desweiteren hieß es, man hätte zwei Stunden Zeit, sich vollzustopfen. Danach ginge es in einen Dankgottesdienst zu Ehren der Frau, worauf wieder freier Kaffee und Kuchen folge. Alles nicht so schlimm, während des Dankgottesdienstes könnte ich ja nach Hause fahren.
Bei Ankunft durfte ich feststellen, dass die Organisatoren sich das mit dem Kaffee und Kuchen anders vorgestellt hatten als meine Wenigkeit. Zuerst sollten nämlich tolle Spiele veranstaltet werden, lustig seien sie auch, und Lachen verstärke den Appetit.
Wie sich bald herausstellte, gedachten die Organisatoren, Bilder aus dem Wohnzimmer der Frau nachzuspielen - am lebenden Objekt, sozusagen.
Als erstes wurde die Frau aufgefordert, sich zwischen zwei Frauen auf ein Podest zu stellen. Hier muss hinzugefügt werden, dass die Frau ziemlich klein ist. Selbst auf dem Podest wirkte sie kleiner als die anderen beiden Geschlechtsgenossinnen.
Die eine der beiden Frauen bekam alsbald eine Banane in die Hand gedrückt und wurde aufgefordert, dieselbe zu schälen. Sie steckte sie der Frau in den Mund, und das Publikum durfte raten, was mit dem Bild dargestellt werden sollte. Einer riet richtig: "Die kurze Frist."
Für das nächste Bild wurde die Bühne umgebaut, was sich vor allem in dem herbeirutschen von Stühlen bemerkbar machte. Auf diese wurden zwei Männer in Tracht und Bart gestellt, die ein Betttuch zwischen die Finger bekamen. Eine Frau wurde gesucht, sie krabbelte unter das Betttuch, das von den beiden Männern gehalten wurde. Der Titel des Bildes: "Die überspannte Frau".
Das nächste Bild war einfach zu erraten: Eine große dürre Frau, im Dorf simpel als die "Große Dürre" bekannt, wurde aufgefordert, sich auf den Stuhl zu stellen. Dort breitete sie die Arme aus, wie es Moses auf dem Berg Sinai gemacht hätte, als er sein Wort an die ungehorsamen Israeliten richtete. Titel des Bildes: "Eine Große Dürre kommt über euch."
Eine kleine Pause, während die Bühne umgebaut wird. Nun stehen mehrere Stühle in einer Ecke, und zehn Herrschaften werden gebeten, doch bitte auf die Bühne zu kommen. Der Frau kommt eine wichtige Aufgabe zu Gute: Alles was sie tun muss, ist, einem der zehn Herrschaften einen Stuhl zu reichen, den dieser im Kreis tragen muss; Die anderen neun folgen ihm. Titel des Bilds: "Geregelter Stuhlgang".
Danach geht es sofort weiter. Die Organisatoren fahren harte Waffen auf, und verpassen einem auf einem Stuhl stehenden Mann mit langem grauen Bart in Christus-Am-Kreuz-Pose Kerzen in beide Hände. Diese werden angezündet, die Kerzen, nicht die Hände, und die Frau wärmt sich an dem Feuer, was aber nicht zum Bild gehört, worauf eindeutig hingewiesen wird. Titel des Bilds: "Der Armleuchter".
Zunehmende Ungeduldigkeit und Gemurmel machen deutlich, dass sich der Spiel- und Spasspart des Nachmittags dem Ende zuneigt. Danach ist es endlich möglich, sich den Magen mit Kaffee und Kuchen vollzuschlagen. Kostenlos, natürlich. Die Frau stellt sich etwas abseits von einem Kreis von zehn Herrschaften auf die Bühne. Neben ihr wurde geschwind ein Wasserspender aufgebaut, und ein Diener der Frau reicht ihr ständig gefüllte Pappbecher mit Wasser.
Die Herrschaften bewegen sich ständig im Kreis, und die Frau schenkt ihnen die mit Wasser gefüllten Pappbecher. Titel des Bildes: "Saleika tränkt ihre Kamele."
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