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26. August 2004, 19:57   #33
Ben-99
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... inzwischen hat sich nun auch Vicco von Bülow alias "Loriot", der zu den besten und beliebtesten deutschen Sprach-Akrobaten gehört, als scharfer Kritiker der Rechtschreib-Reform geoutet.

Er befürchtet, daß sich bei weiteren staatlich verordneten "Vereinfachungen" der Mensch wieder zurückentwickeln könnte, indem er nur noch durch Grunzlaute mit seinen Artgenossen kommuniziert.

Glaubt Ihr nicht? Dann schaut Euch mal bestimmte Chats an, wo sich manche Leute in den Niederungen des Kinderkanals schon heute nur noch durch eine Art Lautsprache ausdrücken können ;-)

Vicco von Bülow ist zwar mit 80 Jahren alt, aber im Oberstübchen rüstiger als so mancher frühvergreiste 25jährige. Und wie immer hat er auch dieses Mal wieder recht.

Gruß Ben


Zitat:
Von LORIOT

Bei dieser Rechtschreibreform sind offensichtlich Kräfte am Werk, denen unsere Sprache gleichgültig ist. Politiker mögen ihre Verdienste haben, aber auf diesem Gebiet sind sie offenbar ahnungslos.

Die Rechtschreibung ist ja nicht nur ein lockeres Konversationsmittel, sondern die Grundlage unserer Sprache, die seit 1200 Jahren gewachsen ist.

Sprache und Schrift sind Zeugen unserer Geschichte. Noch ist an den Wörtern, die wir schreiben, unsere geistige Entwicklung abzulesen.

Sprachlos machte mich die Behauptung einer Kultusministerin, es käme nur auf die Fähigkeit eines Lehrlings an, sein Bewerbungsschreiben fehlerfrei abzufassen. Soll doch dieser Lehrling getrost Schreibfehler machen. Niemand wird ihm das verübeln. Viel schlimmer ist, daß ihm durch eine nicht zu verantwortende Vereinfachung der Schreibweise die Unmißverständlichkeit seiner Sprache genommen wird.

Empörend auch die Behauptung, es gäbe wichtigere Probleme. Das hat man vor einigen Jahren auch gesagt, als es um den Umweltschutz ging.

Heute wissen wir, daß unsere Welt nur zu retten ist, wenn wir die Grundlagen unserer menschlichen Existenz nicht fahrlässig aufs Spiel setzen.

Dazu gehört in erster Linie die Verständigung unter den Menschen durch Schrift und Sprache, die uns seit Jahrhunderten begleitet. Jede Form der billigen Vereinfachung und Verstümmelung beraubt unsere Sprache ihrer Wirkung. Wir sind auf dem Wege, unser wichtigstes Kommunikationsmittel so zu vereinfachen, daß es in einigen Generationen genügen wird, sich grunzend zu verständigen.

Keine Regierung darf es sich erlauben, eine Kulturnation zu einer Klasse von Schülern zu degradieren, denen nicht die geringste Anstrengung zumutbar ist.

Es wäre mir peinlich, müßte ich mithilfe meiner so geliebten Sprache zum Ungehorsam gegen den Staat aufrufen.

Ich möchte auch nicht erleben, daß mir ein junger Mensch versichert, ihm sei es egal, woher er komme. Denn ich müßte ihm sagen: „Dann ist es auch wurscht, wohin du gehst.“
http://www.bild.t-online.de/BTO/news...eibreform.html