Einzelnen Beitrag anzeigen
28. January 2005, 16:19   #1
Maggi
 
Benutzerbild von Maggi
 
Registriert seit: April 2002
Beiträge: 3.915
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod



Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod

Es soll ja Leute geben, die halten Sprachwissenschaftler für eitle Greise mit langem Bart, ständig Fremdwörter aus dem Duden herausstreichend und sich in wüsten Formulierungen verlierend. Das es aber auch anders geht, zeigt Bastian Sick.

Sick ist der Urheber einer Kolumne, die auf Spiegel Online erscheint, mit dem Namen "Zwiebelfisch". Auf lustige Weise setzt er sich kritisch und satirisch mit den kuriosen Begebenheiten in der deutschen Sprachenlandschaft auseinander. Man trifft in freier Wildbahn auf Exemplare des "Deppen-Trennstrich", des "Wahn Sinns Leer Zeichen" und der bestandsmäßig ziemlich großen "Maßomanie". Außerdem kann man eines der letzten Exemplare des fast ausgestorbenen Genitivs bestaunen und Kinder dürfen auf den Dativen reiten.

Wer also interessiert an einer ausdrucksmäßig korrekten Form seiner Schriftstücke, oder ein Nachschlagewerk mit Lesbarkeitscharakter benötigt, sollte nicht warten, zuzuschlagen. Ich jedenfalls gebe dem Buch auf einer Liste von fünf Maggis (wobei fünf von fünf Maggis die höchste Wertung ist) ganze vier, weil ich das Buch ziemlich schnell durchgelesen habe.

Näheres:
Taschenbuch, 256 Seiten
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 3-462-03448-0
Kosten: 8,90 EUR


Außerdem noch der Rückentext:
Zitat:
Die oder das Nutella – diese Frage hat schon viele Gemüter am Frühstückstisch bewegt. Der, die, das – wieso, weshalb, warum? Ob Nutella nun weiblich oder sächlich ist, ist sicherlich keine Frage auf Leben und Tod, aber eine Antwort hätten wir schon gern. Wir? Ja, wir hilflos Verlorenen im Labyrinth der deutschen Sprache. Wir, die wir unsere liebe Not mit der deutschen Sprache haben. Und leichter, verständlicher oder zumindest nachvollziehbarer ist es nach der Rechtschreibreform auch nicht geworden. In seinen hinreißend komischen und immer klugen Kolumnen bringt Bastian Sick Licht ins Dunkel der deutschen Sprachregelungen und sortiert den Sprachmüll. Ist der inflationären Verwendung von Bindestrichen noch Einhalt zu gebieten, angesichts von Spar-Plänen und Quoten-Druck? Versinken wir sprachlich gesehen nicht längst im Hagel der Apostrophe, wenn Känguru’s plötzlich in den Weiten Australien’s leben? Derlei Unsinn scheint nicht mehr aufhaltbar, wenn es nicht dieses Buch gäbe. Darauf zwei Espressis!
Übrigens ist auch die Kolumne selbst ein Besuch wert: Klick!
Empfohlen sei Das Märchen vom Opfibutzi.

Ciao,
Maggi

Edit: Wer es noch nicht weiß: "Zwiebelfisch" ist ein Ausdruck aus der Typographie, die ja solche bildhaften Vergleiche sehr schätzt. Man denke nur an "Hurensöhne" oder "Schusterjungen". Ein Zwiebelfisch bezeichnet einen Buchstaben, der aus Versehen in einer anderen Schriftart gesetzt wurde:
etwa so.