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3. May 2005, 11:23   #9
Akareyon
 
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Zitat von Eyewitness
Wir sehen den Stammbaum Jesu mit drei Mal vierzehn Gliedern. Wenn wir das ausrechnen und dabei pro Glied 25 Jahre veranschlagen, dann kommen wir auf einen 1050 Jahre alten Stammbaum, rein technisch gesehen. Komisch ist aber, warum dieser Stammbaum überhaupt aufgelistet wird, denn direkt nach dem Stammbaum erfahren wir, dass Jesu ja vom heiligen Geist "gespendet" wurde und nicht von Josef (Matthäus 1,18), womit der Stammbaum ja eigentlich sinnlos wird, denn davon stammt Jesus dann nicht mehr ab. Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass man sozusagen eine doppelte Rechtfertigung für die Bedeutung Jesu geben wollte.
Im AT liest man immer wieder von Segnungen und Flüchen, die gleich die nächsten zehn bis hundert Generationen treffen. Besonders wichtige und von Gott geliebte Personen erhielten daher auch schonmal die göttliche Zusage: juhu, aus meinen Lenden schießt der Same des Messias.

Folgerichtig bewahrten die Juden ihre Stammbäume im Tempel von Jerusalem auf. Aus diesem Grunde hatten die Schriftgelehrten des alten Israel zwar eine Menge Argumente gegen den Wanderprediger, haben aber niemals seine davidische Abstammungslinie geleugnet.

Und das zumindest war ein wichtiger "selling point" für die taufwilligen Juden (der ersten wichtigen Marktzielgruppe der messianischen Lehre, bevor es auch den den Türen der "Heiden" klopfte) des ersten Jahrhunderts: denen war nämlich wichtig, daß die Prophezeiungen tatsächlich auf IHREN Messias zutrafen. So mußte er laut Überlieferung auch dem Stammbaum Davids entspringen. Da die Familienaufzeichnungen bei der Eroberung Jerusalems durch den römischen Feldherrn und späteren Kaiser Titus im Jahre 70 beim Tempelbrand zerstört wurden, liefern gleich zwei Evangelisten, nämlich Matthäus und Lukas, zwei Stammbäume, die leicht voneinander abweichen. Das läßt sich vielleicht damit erklären, daß an verschiedenen Stellen der Mann anstelle seiner Frau erwähnt wird, weil letztere in der patrilinearen Genetik keine große Rolle spielte. So ist es möglich, daß zumindest einer der beiden Stammbäume die Herkunft der Maria, und nicht Josephs, erklärt. Das Kind in der Krippe ist also gleich doppelt Messias.

Das alles war noch zu Jesu Zeiten nachprüfbar und offensichtlich hieb- und stichfest, sonst hätte sich zumindest der Arzt Lukas nicht so weit aus dem Fenster gelehnt, und nicht viele Juden hätten sich von den Jüngern Jesu zu Christen bekehren lassen (den Heidenchristen war halt die ganzheitliche Lehre wichtiger als den Judenchristen). Kleines Schmankerl: im Stammbaum des Matthäus tauchen vier Frauen auf. Alle vier Nichtjüdinnen. Ein Hinweis darauf: auch die Heiden haben eine Chance.

Das beste Argument, das die späteren gelehrten Juden gegen den Messias hatten, war, Maria als berüchtigte Dorfnutte abzustempeln, die sich einem römischen Legionär namens Panthera hingegeben hat (mit Berufung auf den jüdischen Gewährsmann des Heiden Kelsos/Celsus, gegen dessen ca. 178 u.Z. abgefaßte Schrift übrigens schon der Kirchenvater Origenes wenige Jahrzehnte später wetterte (siehe "Gegen Celsus", Kapitel 1: 1,28 & 32: „Hierauf lässt Kelsos einen Juden auftreten, der sich mit Jesus selbst unterredet und ihn, wie er meint, wegen vieler Dinge zur Rechenschaft zieht. Zuerst wirft er ihm vor, ‚dass er sich fälschlich als den Sohn einer Jungfrau ausgegeben habe’, er schmäht ihn aber auch, ‚dass er aus einem jüdischen Dorf und von einer einheimischen armen Handarbeiterin stamme’. Er sagt dann, ‚diese sei von ihrem Manne, der seines Zeichens ein Zimmermann gewesen, verstoßen worden, als des Ehebruchs schuldig’. Weiter bringt er vor, ‚von ihrem Manne verstoßen und unstet und ehrlos umherirrend, hätte sie den Jesus heimlich geboren. Dieser habe aus Armut sich nach Ägypten als Tagelöhner verdungen und dort sich an einigen Zauberkräften versucht, auf welche die Ägypter stolz seien; er sei denn auch zurückgekehrt und habe sich viel auf diese Kräfte eingebildet und sich ihretwegen öffentlich als Gott erklärt’. [...] Doch wir wollen uns nun wieder zu den Worten zurückwenden, die Kelsos den Juden sagen lässt, zu der Behauptung nämlich, ‚die Mutter Jesu sei von dem Zimmermann, mit dem sie verlobt war, verstoßen worden, weil sie des Ehebruchs überführt worden sei und von einem Soldaten namens Panthera geboren habe’. Wir wollen sehen, ob nicht die Fabeldichter ins Blinde hinein ‚den Ehebruch der Jungfrau mit Panthera’ und ‚die Vertreibung durch den Zimmermann’, dies alles erfunden haben, um so die wunderbare Empfängnis vom Heiligen Geiste zu beseitigen.“).

Damals gab's halt noch keinen Vaterschaftstest. Stellt Euch mal Maria und Joseph in einer Talkshow vor!

Gutinformierte Analyse der Weihnachtsgeschichte: http://www.kreudenstein-online.de/Qu...eihnachten.htm