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4. May 2005, 09:39   #5
Sledge
Erdbeermund
 
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Hülsenfrüchte (1. Teil)

Allgemeines:
Hülsenfrüchten haftete lange Zeit der Makel eines Armeleuteessens an. Sehr zu Unrecht, wie man nicht erst seit heute weiß. Es gibt auf der Erde ca. 12000 Hülsenfruchtarten, von denen viele durchaus aus medizinischer Sicht nützlich sind. Sie haben den höchsten Eiweißgehalt aller pflanzlichen Lebensmittel. Eine Handvoll weiße getrocknete Bohnen hat 7 g Eiweiß, soviel also wie ein Hühnerei. Sojabohnen haben sogar 11 g. Dabei enthalten Hülsenfrüchte nur ca. 1 - 2 % Fett, haben wenig Kalorien, besonders viele langkettige, komplexe Kohlenhydrate und sind sogar für bestimmte Diäten geeignet.

Bei Magenübersäuerung, Magen- und Darmgeschwüren, Nierenleiden und Gicht sollte allerdings auf Hülsenfrüchte verzichtet werden.

Hülsenfrüchte haben einen Säureüberschuss und sollten deshalb zum basischen Ausgleich mit Getreideprodukten, Kartoffeln und Gemüse kombiniert werden und nicht mit Fleisch.

Bockshornklee
Sie haben richtig gelesen - Bockshornklee, auch unter dem Namen "griechisches Heu" bekannt, ist eine Hülsenfrucht. Schon die alten Griechen übernahmen von den Ägyptern das Wissen seiner Heilwirkung und machten ihn in Griechenland heimisch. Im Mittelalter dann behandelten die Heilmönche Leber- und Nierenleiden damit und setzten ihn als Mittel gegen Blutvergiftung ein.

Bockshornklee enthält Öle, Schleimstoffe, die Vitamine A und D, Phosphor und einen Wirkstoff, ein Cholin, das der Verfettung der Leber entgegenwirkt, den Stoffwechsel positiv beeinflusst und Arterienverstopfung bekämpft. Außerdem hat der Bockshornklee noch eine Besonderheit, er enthält eine Aminosäure, die Leberzellschädigungen entgegenwirkt, das Histidin. In Deutschland wird der Bockshornklee leider noch sehr verkannt und eher als Unkraut angesehen. In Frankreich ist man da schon weiter: dort wird Bockshornklee angebaut und bei der Behandlung von tuberkulösen Prozessen eingesetzt. Tee ist vor allem in China, Indien und Tibet bekannt und beliebt. Er wird dort als Hustenmittel und zur Reinigung der Atemwege eingesetzt. Genau aus diesem Grund wird er inzwischen auch bei uns immer öfter von Naturärzten empfohlen, denn unsere Atemwege haben die Reinigung bei all der Luftverschmutzung wahrscheinlich nötiger als z. B. die der Tibeter.

In der indischen Medizin wird der Bockshornklee als mildes Abführmittel, zur Appetitanregung, zur Förderung der allgemeinen Verdauung und sogar gegen frühzeitiges Ergrauen des Haupthaares eingesetzt! Türkische Mütter mischen seit altersher diese Hülsenfrucht unter den Brei ihrer Babys - das soll sie kräftigen und ihren Appetit anregen. Was ich sehr bemerkenswert finde ist, dass sogar amerikanische Mediziner eingeweichte Bockshornkleekörner ihren Patienten bei übermäßigen Schweißausbrüchen und -geruch und gegen nicht diagnostizierbaren Mundgeruch verschreiben. Bockshornklee, als Breiumschlag, heilt hartnäckige Geschwüre. Das wurde von unserem bekannten Pfarrer Kneipp angewendet, nachdem er die Erfahrungen indischer Ärzte studiert hatte.

Breiumschlag als Zugpflaster nach Kneipp:
100 g Bockshornkleesamen werden mit wenig Wasser zu einem Brei verkocht. Dieser wird dann auf ein sauberes, ausgekochtes Leinentuch gestrichen und auf das Geschwür gelegt. Ca. 3 - 4 mal am Tag soll der Verband gewechselt werden. Übrigens hilft das auch bei Entzündungen von eingewachsenen Zehennägeln, wobei, und das möchte ich hier betonen, in allen Fällen immer erst ein Arzt konsultiert werden soll und muss! Breiumschlag bei einem akuten Gichtanfall nach Kneipp: Wie oben verfahren, nur wird der Brei mit verdünntem Essig gekocht und zum Schluss etwas Honig untergerührt.

Tee aus Bockshornklee:
Zwei EL zu Pulver vermahlene Bockshornkleesamen mit 250 ml kaltem Wasser übergießen und 3 Stunden stehen lassen, kurz aufkochen und abseihen. Davon drei Tassen täglich lauwarm mit etwas Honig trinken. Der Tee kann auch zum Gurgeln bei Halsentzündungen angewendet werden.

Weiße Bohnen

Diese Bohnenart gibt es in Europa erst seit der Entdeckung Amerikas. Dort wird sie schon seit 6000 Jahren angebaut und kommt ursprünglich aus den Anden. Sie hat mindestens 22 % Eiweiß, nur 1,6 % Fett und bis zu 57 % Kohlenhydrate. 100 g weiße Bohnen decken mehr als die Hälfte des Tagesbedarfes an Kalium. Eisen, Phosphor und Magnesium. Außerdem enthält sie beachtliche Mengen an Beta-Carotin und B-Vitaminen. Weiße Bohnen senken, bei fast täglichem Verzehr, das Cholesterin und regulieren den Blutzucker. Aber vor allem das Flavonoid Quercetin (verhindert Krebszellwachstum und wird vor allem beim Prostatakrebs eingesetzt) macht diese Bohne so wertvoll für uns. Dieses Quercetin kann schon im Magen-Darm-Trakt die Bereitschaft des Körpers zur Bildung von Kanzerogenen bremsen. Es entgiftet, bekämpft Bakterien und kann sogar teilweise die Funktion des Vitamin C ersetzen.
Gegessen sollten die weißen Bohnen ungeschält, da die äußere Haut wertvolle Fermente enthält.

Vielleicht kann ich mit diesem Rezept aus dem Mittelmeerraum auch notorische Hülsenfrüchte-Muffel zum Verzehr dieser gesunden Bohnen überreden:

* Reicht für 4 Personen: 500 g mittelgroße Weiße Bohnen
* 5 EL gutes Olivenöl
* 4 Blättchen vom Salbei
* 4 EL Tomatenmark
* 1 Gemüsezwiebel
* 2 Knoblauchzehen (oder mehr)
* Salz und Pfeffer
* Cayennepfeffer

Die Bohnen einweichen und danach gar kochen (dauert ca. 1 - 1 1/2 Stunden). Dann in ein Sieb schütten und abspülen. Zwiebel- und Knoblauchwürfelchen in dem Öl goldgelb anrösten und den kleingehackten Salbei zugeben. Alles in eine Pfanne geben und vorsichtig rühren, bis die Bohnen das Fett aufgesaugt haben. Zum Schluss wird Tomatenmark untergerührt und kräftig gewürzt.
Dazu kann man frisches Brot oder auch Reis servieren.