Die Bergpredigt ist ziemlich lang, weswegen ich mich hier an der Unterteilung orientieren werde, die in der Bibel schon mitgegeben ist und ich werde mich heute erstmal nur an Matthäus 5 aufhalten, denke ich. Schauen wir mal. Die Bergpredigt ist für uns auf jeden Fall wichtiger als die vorherigen Teile, da wir hier jetzt zu Glaubensgrundsätzen kommen, die für die Christen wichtig sind und nach denen sie leben müssen, weswegen es sich lohnt, einen genaueren Blick drauf zu werfen.
Btw: der Text ist ziemlich lang geworden, ich hoffe, ich vergraule nicht noch mehr Leute, es ist sowieso schon kaum einer....
Die Seligpreisungen:
Selig sind so ziemlich alle, die auf Erden in irgendeiner Form leiden müssen und natürlich sind auch diejenigen selig, die Gutes tun. Matthäus 5,3-11 hat vom Prinzip her nicht besonders viel zu sagen, aber man kann schon ein paar wichtige Verhaltensvorschriften erkennen:
- sanftmütig sein: heißt wohl soviel wie: nicht jähzornig sein, Geduld haben, mit Weisheit reagieren und immer überlegen.
- Gerechtigkeit: Man soll gerecht handeln, in jeder Lebenslage und zu jedem anderen Individuum.
- Barmherzigkeit: Gnade.
- reines Herz: sündenfrei? Ohne Lüge? Ohne Hintergedanken? Ich denke, so ungefähr sollte man dies auslegen.
Es sind zwar noch mehr Seligpreisungen vorhanden, aber dies sind die Kernverhaltensweisen, die sich erkennen lassen. Es sind recht allgemein gehaltene Aussagen, die sich wohl irgendwie auf jede Lebenssituation anwenden lassen.
Matthäus 5,12 hat meiner Meinung nach noch eine besondere Bedeutung: Dort sagt Jesus klar und deutlich, dass das Glück nicht auf Erden zu suchen ist, sondern dass das Glück oder ein gutes "Leben" erst im Himmel zu erreichen ist. Dies bedeutet, dass das irdische Leben nur zu Vorbereitung auf das Leben im Himmel dient. Die ganze Tragweite läßt sich so kaum vernünftig darstellen. Die Aussage, dass man erst im Himmel reichlich belohnt wird, verdammt automatisch jede Form von irdischem Materialismus, so wie es zum Beispiel heute üblich ist. Es geht darum, ein anständiges Leben zu führen und sich auf die himmlischen Dinge zu konzentrieren und nicht sein irdisches Leben durch materielle Dinge zu gestalten. Dieser Aspekt wird uns wahrscheinlich noch mehrfach begegnen und ist unter keinen Umständen zu unterschätzen.
Salz und Licht:
Jesus weist mit diesem Gleichnis darauf hin, dass die eigene Verhaltensweise Vorbildcharakter für andere hat. Es geht nicht darum, den anderen direkt zu bekehren, sondern durch die eigenen guten Taten ein Vorbild für andere zu sein, so dass diese von alleine folgen.
das Gesetz:
Jesus sagt, dass er nur für die spirituellen Dinge zuständig ist. Die weltlichen Gesetze will er nicht ändern. Er will den Menschen nur einen Hinweis darauf geben, wie sie sich zu verhalten haben, er will nicht Politik machen. Hier finden wir einen ersten Hinweis auf eine Trennung von Staat und Kirche. Die weltlichen Dinge werden von den weltlichen Herrschern geregelt, den Rest übernimmt Gott.
zum Töten:
"Du sollst nicht töten" bleibt natürlich bestehen. Eigentlich geht es Jesus auch gar nicht um den Mord, sondern es geht ihm das Verhältnis der Menschen zueinander. Die Menschen sollen sich darum bemühen, immer ein gutes Verhältnis zueinander zu haben, sich darum kümmern, dass es keinen Streit zwischen ihnen gibt, auch nicht zwischen Feinden. Er unterstreicht das durch die Aussage, dass der Dienst (Opfergabe) an Gott zwar wichtig ist, aber es ist wichtiger, erst für Frieden zu sorgen. Danach kann man Gott immer noch ehren. In gewisser Weise verlangt er dies sogar.
Scheidungsrecht:
Hier kommt der Teil, den die meisten Leute heutzutage nicht mehr so toll finden werden. Die Ehe ist ein Bündnis vor Gott und logischerweise kann auch Jesus nur sagen, dass die Ehe nicht gebrochen werden soll, sondern dass man dafür zu sorgen hat, dass die Ehe funktioniert. Er definiert auch den Ehebruch neu. Nicht die wirkliche Tat des Fremdgehens reicht für Ehebruch, nein, selbst die innere Begierde ist schon Ehebruch. Er drängt darauf, dass man sich selbst zu kontrollieren hat, so dass die eigene Seele rein bleibt und nicht "in die Hölle geworfen werde" (Matthäus 5,29). Es gibt nur eine Ausnahme, die eine Scheidung erlaube und das ist der Ehebruch des Partners. Das Heiraten einer Geschiedenen ist nebenbei auch verboten.
Diese Ansicht ist sehr viel konservativer als unsere heutige und wahrscheinlich für viele auch schwer zu verstehen. Wenn ich daran denke, dass es ja auch zu Gewalt innerhalb der Familie kommen kann, so muss das aber trotzdem nicht heißen, dass diese Ehe nicht geschieden werden kann. Man denke daran, dass die Ehe immer noch ein Bündnis vor Gott ist und Jesus weist oft genug darauf hin, dass Gewalt falsch ist. Daher interpretiere ich Gewalt in der Ehe auch als Ehebruch. Es ist zwar nicht der Tatbestand des Fremdgehens erfüllt, aber das Bündnis vor Gott kann zumindest nicht mit Gewalt erfüllt sein, wenn Jesus schon vorher darauf hinweist, dass zwischen den Menschen keine Feindschaft und damit auch keine Gewalt herrschen soll.
Interessant ist auch noch die Erwähnung der Hölle. Es gibt also eine Hölle, eine Bestrafung nach dem Tod für diejenigen, die im Leben falsch gehandelt haben. Auch dieser Punkt ist wichtig. Ich hoffe, dass später noch genauere Details kommen werden, denn bisher wissen wir nur von der Belohnung nach dem Tode.
das Schwören:
Tja, man soll nicht schwören, auf nichts, was weltlich ist, denn alles, was weltlich ist, ist auch göttlich, weil Gott es erschaffen hat. Zu klären wäre vielleicht die genaue Bedeutung des Wortes "schwören" und was es eigentlich impliziert. Mir ist das nicht so ganz klar.
Vom Vergelten:
Also nimmt diese Textstelle wörtlich, so soll man sich der Gewalt eines anderen vollkommen ausliefern. Der Grundsatz ist natürlich dann super, wenn alle sich dran halten würden. Da man davon aber nicht ausgehen kann, muss es noch eine weitere Bedeutung geben: wahrscheinlich gibt uns Matthäus 5,42 den Hinweis darauf, was eigentlich gemeint ist: "Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will." Es geht wahrscheinlich eher darum, seinen Mitmenschen zu helfen, als sich von anderen durch Gewalt drangsalieren zu lassen. Nur in zweiter Bedeutung soll es wohl heißen, dass es wichtiger ist, keine Gewalt auszuüben, als auf Gewalt mit Gewalt zu reagieren. Gerade der Kontext, Auge um Auge, Zahn um Zahn, der erwähnt wird, läßt diesen Schluß zu, denn wird Auge um Auge, Zahn um Zahn konsequent umgesetzt, kommt es zu einer nimmer enden wollenden Gewaltspirale, die Jesus so wahrscheinlich zu durchbrechen versucht.
(Nimmt man das jüdische Vergeltungsbewußtsein wirklich für voll, so dürfte Deutschland noch einiges bevorstehen. Ich weiß nicht, wieviel Prozent der Juden durch Deutschland gestorben sind, aber theoretisch müßten sich die Juden mit einer gleichen Prozentzahl an uns rächen....)
Feindesliebe:
Auch hier ist der Text nicht wirklich wörtlich zu nehmen. Wenn man also abends von einem Vergewaltiger überfallen wird, so soll man sich nicht voller Lust ihm hingeben, sondern man soll für seine Seele beten und ihm vielleicht sogar helfen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Dieses Gebot ist wohl eines der Gebote, bei dem es einem am schwersten fällt, es auch zu befolgen. Die Gnade, die man hier aufbringen soll, fällt bei einigen Verbrechen extrem schwer und ich denke, es gibt nur wenige, die dies wirklich durchhalten können.
So, Matthäus 6 wird demnächst kommen und nach Matthäus 7 werde ich noch mal eine Zusammenfassung der Bergpredigt schreiben, in der die wichtigsten Glaubenssätze kurz und übersichtlich dargestellt sind.