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22. May 2005, 06:55   #22
tw_24
 
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Regierungsamtlichen Rassismus meine ich durchaus diagnostizieren zu können, denn was Fischer und Anhang seit 1998 über 'die Serben' als Volk erzählten, knüpfte beinahe nahtlos da an, wo der Nationalszoialismus aufhörte. Hinzu kommt indes noch, daß man Auschwitz zum positiven Standort umdeutete, um in diesen Krieg zu ziehen. Auf der einen Seite stand da dann der gemeine Serbe, dem seine Bösartigkeit wohl mit den Genen vererbt wird, als Feinbild und auf der anderen Seite der Deutsche, der etwas aus der Vergangenheit gelernt hat, moralisch gegenüber anderen also einen gewissen 'Vorprung' hat.

Allerdings ist nicht ganz klar, was konkret auch wirklich bei diesem vermeintlichen Lernprozeß herauskam, weil man in dem einen Fall gar nicht genügend "humanitäre Katastrophen" entdecken konnte, im anderen aber, nämlich dem der wirklich faschistischen Diktatur im Irak, lieber die Waffen schweigen ließ. Vielleicht ist ja aber auch der Lernprozeß noch gar nicht abgeschlossen und besteht noch Hoffnung. Das Holocaust-Mahnmal könnte ein gutes Zeichen sein, andererseits ist es noch oder wieder üblich, Menschen als Ungeziefer zu bezeichnen.

Zugleich stellt das Mahnmal eine historische Zäsur dar, die es der deutschen Außenpolitik erlauben wird, Kriege - und zwar weltweit - zu führen. Seht her, wird man sagen, wir haben mit unserer Verghangenheit endgültig gebrochen, den nazi-deutsche Soldaten gibt es nicht mehr, sondern nur noch eine ganz 'normale' Armee, die gleichberechtigt neben anderen (oder auch im Alleingang) in die auszutragenden Schlachten geschickt werden wird, bei denen es auch um ganz simple wirtschaftliche Interessen gehen dürfte.

Freilich wird man das im Ernstfall nie so offen sagen, sondern bestimmt wieder irgendwelche Menschenrechte verteidigen wollen - und das wegen Auschwitz, denn gerade damit kennen eben Deutsche sich natürlich besser aus als andere, was sich ja schon bewährt hat. Den Irak-Krieg lehnte der Deutschen Kanzler ja mit den Worten ab, gerade in Deutschland wisse man, was Krieg bedeute. Warum man dies freilich ausgerechnet in Berlin besser wissen wollte als in Prag oder Warschau, wird wohl ewiglich ein Geheimis der gegenwärtigen Regierung bleiben.

Vermutlich sind - und schon bin ich wieder beim Rassismus angekommen - Polen und Tschechen einfach mal von Geburt an dümmer als Deutsche, wie ebenfalls Serben und Afghanen jeweils als Angehörige eines ethnischen Kollektivs weniger wertvoll sind als Iraker; für letztere vergoß jedenfalls Gerhard Schröder Krokodilstränen als sie noch gar keine "Kollateralschäden" waren, während er derlei Skrupel nicht hatte, als es Bomben regnen sollte auf Belgrad bzw. Kabul. Hinter derlei Ungleichbehandlung möglicher Opfer muß schon ein gewisser Rassismus stecken, andere Gründe dafür vermag jedenfalls ich nicht zu erkennen.

Das Problem besteht eben hauptsächlich in dieser verdammten Formulierung, gerade Deutsche wüßten wegen ihrer Vergangenheit was auch immer besser, wodurch ja schon eine Überheblichkeit zum Ausdruck kommt, die - wird es ganz zugespitzt formuliert - zur Frage führt, was Schröder und Anhang wohl erzählten, hätte es das Dritte Reich nicht gegeben, beinahe scheinen sie sogar stolz zu sein auf dessen Leistungen, ohne die sie keine Kriege führen oder ablehnen könnten, und dies geschah ja lustigerweise jeweils mit beinahe gleichen Formulierungen ...

MfG
tw_24