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31. July 2005, 16:53   #6
tw_24
 
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Wenn die, die wohl nicht ganz unberechtigt als Täter gelten, in Großbritannien ihren Lebensmittelpunkt und darüber hinaus pakistanische - mindestens keine irakischen - Wurzeln hatten, dann kann die völkerrechtlich mittlerweile abgesegnete "Besatzung" des Irak für sie nur dann Grund dafür gewesen sein, sich durch jene beleidigt oder herausgefordert zu fühlen, wenn ihnen Landesgrenzen oder eben staatliche Souveränität, auch ausgedrückt durch eine recht hohe Wahlbeteiligung trotz deren terroristischer Bedrohung, nichts gelten, ihr Irrglaube an wen auch immer also mindestens ebenso imperialistisch oder meinetwegen diktatorisch-totalitär daherkommt wie jener, der den antifaschistischen Alliierten im Irak immer wieder unterstellt wird.

Was, kürzer formuliert, geht Briten der Irak an? Sollte die Antwort, wie sie in diversen Pamphleten der Selbstbezichtigung suggeriert wird, 'Nichts!' lauten, dann muß sie ebenfalls für die Todesanbeter, die das Blutbad in London anrichteten, so lauten. Sie - oder eben jene, die sich mühen, ihnen irgendwelche edlen Motive herbeizufabulieren - können sich jedenfalls nicht überzeugend auf eine angebliche Schändung ihres Aberglaubens im Irak berufen, den ungestört (friedlich) zu leben erst die Befreiung vom Bath-Faschismus ermöglichte; tun sie es, outen sie sich als Imperialisten, die der irakischen Bevölkerung ihre Weltsicht diktieren wollen, die in demokratischen Wahlen indes dieser mordenden 'Hilfe' bereits eine Absage erteilte, was auch sehr vernünftig war und ist, denn so, wie sich der "Widerstand" selbst präsentiert, kann er kaum positiv überzeugen.

Als solche jedoch müßten sie sich, um überhaupt glaubwürdige Anti-Imperialisten abzugeben, die sie ja wohl darstellen wollen, erstmal selbst ins Jenseits befördern, bevor sie auch nur vorsichtig daran denken dürfen, noch möglichst viele Zivilisten auf die Reise mit ungewissem Ausgang mitzunehmen, die ihrerseits ja gerade nicht im Irak etwas anstellen, was die bedauernswerten Abergläubischen hätte beleidigen oder so sehr aufbringen können, daß sie für sich nur noch die Flucht in ihr spezielles Paradies als Ausweg sehen wollten, zumal sie, die Attentäter ja selbst offenbar ganz gut inmitten all dieser Anders- oder Ungläubigen, inmitten all ihres dekadenten Verfalls, leben konnten. Und so verkommen wie diese schlimme "westliche Welt", in der sie leb(t)en, in ihren Augen sein muß, kann der Irak (oder ein beliebiges anderes 'islamisches' Land mit 'Westkontakt') noch gar nicht sein.

Mithin geht auch aus diesem Grund fehl, wer Mördern als Motiv ihres Handelns ausgerechnet die tatsächlichen oder auch nur herbeihalluzinierten Zustände moralischen Verfalls zubilligt, für die der Westen durch sein Engagement außerhalb der eigenen Grenzen verantwortlich sein soll. Hätten die, die sich zu den Anschlägen in London, Madrid oder New York bekannten, dizidiert britische, spanische oder amerikanische Zustände als Grund ihres wahnsinnigen Mordens benannt und nicht etwa die "Besatzung" des Irak oder die bloße Existenz Israels, dann, aber auch nur dann, könnten sie vielleicht als eine art Revolutionäre ernstgenommen werden; wollen sie aber u.a. Saudi-Arabien vor westlichem Einfluß retten, dann müßten sie ihn genau dort angreifen, denn auch nur dort hätten sie eine Chance und möglicherweise auch die Gerechtigkeit auf ihrer Seite.

So aber berufen sie sich auf Zustände irgendwo, die sie selbst gar nicht kennen, da sie nie vor Ort waren, mindestens jedoch gar nicht mal als Beleidigung präsentieren können, wenn sie sie praktisch in schönster Reinform und nicht verfälscht durch die (Noch-)Existenz ihrer 'Kultur' - also etwa in Großbritannien, Spanien oder den USA - erlebten und sich nicht gegen sie wehrten, sondern erst sich zum Handeln aufrafften als eine 'Verwestlichung' fern ihres Lebensmittelpunktes 'drohte'. Was sind das für 'Märtyrer', die sich zunächst prächtig mit den Verhältnissen arrangieren, um genau sie dann, sollten sie auch anderen 'drohen', zu bekämpfen? Zumal sie, wie exemplarisch der in Deutschland wohl als Haßprediger nicht lange geduldete Yassir Sirri bekennt, in der verhaßten Diaspora sich ohnehin mehr erlauben dürfen als da, wo angeblich ihre Werte Alltag und bedroht sind: "Die ganze arabische Welt war zu gefährlich für mich geworden, deshalb ging ich nach London."

Offenbar also lebt es sich selbst für einen aus Ägypten stammenden bekennenden radikalen Islamisten im Westen besser als in jenen Gegenden, welche seine Kumpane und er durch genau diesen Westen in ihrem Bestand als islamistische Länder gefährdet sehen. Es ist eben schon eine seltsame Logik, wenn da durch Anschläge oder auch nur ziemlich verquere Freitags-Predigten der Westen verdammt wird, weil er den geheiligten Islam ärgere, wenn es den Wortführern des Heiligen Krieges ausgerechnet dort "zu gefährlich" wurde, wo es dem Westen mit all seinen schlimmen Erscheinungen noch gar nicht gelungen ist, sich wirklich zu etablieren. Selbst für die gemeinhin als "friedliebende Mehrheit" dargestellten Anhänger des Grünen Märchenbuchs scheint lustigerweise ein Leben im Westen attraktiver zu sein als da, wo der tapfere Turbanträger unangefochten noch wahrer Herr im (vielleicht eigenen) Haus sein kann und nicht auf Schritt und Tritt dem ungemein gefährlichen Anblick unkeusch-nackter weiblicher Geschöpfe widerstehen muß.

Wer da also die Schuld für die Bluttaten in London oder anderswo, wo der Westen getroffen werden soll, wieder nur beim Westen sieht und dessen angeblichen Untaten, liegt schlicht falsch und belügt sich und die, die so naiv sind, sich belügen zu lassen, weil eine solche Argumentation natürlich wunderschön ins Weltbild linker, rechter und sonstiger Anti-Imperialisten paßt, für die die USA und deren "Vasallen" notorisch das Übel schlechthin darstellen und der Islam mit seiner reaktionären Praxis vor diesem Großen Feind wahrscheinlich noch als progressiv gilt, da vermeintlich antiimperialistisch, was er jedoch überhaupt nicht ist. Den weltweiten Terror islamistischer Banditen hat der Westen deshalb höchstens durch seine Schwäche gegenüber diesem totalitären Fundamentalismus mitzuverantworten; die Freiheiten, die er seinen erklärten Gegnern gewährt(e), müssen diese natürlich als Aufforderung, als Einladung sehen, noch mehr Unruhe zu stiften.

Es ist eben nicht ein Diktat des Westens, was gegen diesen vorgebracht werden könnte - selbst im Irak sieht der gegenwärtig diskutierte Verfassungsentwurf die Gewährung bürgerlicher Freiheiten bestenfalls in den Grenzen der Scharia vor, weshalb, die wahrscheinliche Annahme dieser Verfassung vorausgesetzt, der Irak wohl leider als ein gemäßigt islamischer Staat sehr weit von dem entfernt fortbestehen wird, was nach der Befreiung möglich (und gewollt) war, womit vor allem die Kurden indes ein Problem haben dürften, von Frauen mal ganz zu schweigen -, sondern tatsächlich die Großzügigkeit gegenüber seinen Feinden, die sich mit jedem neuen Anschlag als Fehler erweist. Selbst die Beliebtheit des Westens als Ziel der weniger 'suizidgefährdeten' Migranten aus den islamischen Staaten belegt dies doch anschaulich, wobei genau diese Migration zugleich zeigt, daß der Islam nach globaler Macht strebt.

Dies allerdings tut er - wie wahrscheinlich jeder Irrglaube - ganz unabhängig davon, was denn nun die zum Gegner Erklärten ganz konkret anstellen oder unterlassen. Es ist ihre bloße Existenz als Anders- oder Ungläubige, welche die Islamisten als Herausforderung empfinden (müssen), denen es natürlich als ausgesprochen gotteslästerlich vorkommen muß, wagen es Menschen, an einen anderen Gott zu glauben oder an gar keinen, und sie damit auch noch so hervorragend leben können, daß sie sogar den Zufluchtsort bieten für Leute, denen die "ganze arabische Welt [..] zu gefährlich" ward - und dies gerade nicht etwa, weil sie mangelnde Gottesfürchtigkeit zeigten, sondern eher ein Übermaß. Es muß besonders diese Wahnsinnigen mächtig kränken, daß ausgerechnet der verhaßte Westen selbst für sie weitaus attraktiver ist als vermutlich jedes Land, in dem die Gebote des Herrn noch mehr ge- und beachtet werden - freilich kann ja, wer sein Schicksal ganz dem Herrn anvertraut, wirtschaftlich auch kaum besondere Erfolge erzielen.

Tage- und nächtelanges Anbeten irgendwelcher entrückter Götter schafft, und das ist eine wahrlich ziemlich banale Binsenweisheit, nur in den allerseltensten Fällen eine materielle, also sehr irdische, Basis für ein besseres Dasein schaffen; daß es religiösen Anführern meist besser geht als denen, die sie führen, bestätigt als Ausnahme die Regel. Aber relativer irdischer Wohlstand der Massen, der sehr wohl möglich ist, ließe eben diese ja erst ganz individuelle Wünsche entwickeln, letztlich vom Glauben abfallen, denn wer im Diesseits gut leben kann, zieht eben nicht für das Versprechen eines ungewissen reichen Lebens im Jenseits, das es vielleicht gar nicht gibt, in den Heiligen Krieg. Der Wohlstand, der im Westen natürlich ebenfalls alles andere als gerecht verteilt ist, bedroht daher ganz konkret den Islam und speziell die Stellung jener, die sich als seine Hüter ausgeben.

Spät, sehr spät, hat dies auch der Westen - allen voran die USA mit ihrer Initiative zum Schuldenerlaß für die ärmsten Länder des Planeten, den beispielsweise Deutschland zunächst (ähnlich wie im Fall des Irak) überhaupt nicht goutierte - durchaus begriffen und unternimmt ja erste Schritte, die "ärmeren" Staaten wirtschaftlich 'aufzurüsten', statt sie, wenn überhaupt, nur als Rohstofflieferanten zu sehen und in Abhängigkeit zu halten, was einhergeht mit einer Verunsicherung der Eliten in jenen Staaten, die um ihren Einfluß fürchten müssen - die gottgewollte Ordnung wird eben hinterfragt, läßt sich die Armut der Massen nicht mehr dem übermächtigen Norden (a.k.a. der Westen) in die kolonialen Stiefel schieben. Insofern brachten die vergangenen G8-Gipfel mehr (und dennoch finanziell kaum etwas) als diese jüngst über die Bühnen gegangenen Gratis-Konzerte irgendwelcher abgehalfterter oder drittklassiger Musikanten, deren Herz für Afrika so riesengroß war, daß sie auf die Einladung von Musikern dieses Kontinents verzichteten.

Doch immerhin, während sich in Edinburgh am Tag nach dem Konzert noch ganze 200 gutmenschelnde Leute zur beworbenen Demo gegen Armut einfanden, stieg der Absatz von Pink Floyds Best of nach Live-8 um 1.343 Prozent, und Madonnas Album-Verkäufe wuchsen immerhin noch um 200 Prozent (The Who: 863, Eurythmics: 500 Prozent). Die Freude in Afrika über diesen großartigen Erfolg der Armutbekämpfung dürfte schier grenzenlos gewesen sein. Im Live-8-Publikum, das weitgehend identisch ist mit dem, was sich 'Friedensbewegung' nennt, trifft dabei sehr wahrscheinlich die These, mit all den islamistischen Anschlägen bekomme der Westen nur, was er verdiene, sie seien eine Art "Verteidigung", auf breite Zustimmung - nur mit den Konsequenzen hapert es offensichtlich dann doch noch etwas, denn wer millionenschwere Klangartisten noch etwas schwerer macht, statt mit den paar Dollars, die ein Silberling kostet, zur Armutsbekämpfung direkt beizutragen, unternimmt damit selbstverständlich auch nichts gegen den islamistischen Terror und seine Ursache(n).

Im Grunde verschärft er sogar noch sehr aktiv den Gegensatz zwischen dem reichen, "dekadenten" Westen - Musik! Es gibt Prediger, die sich allein schon ihretwegen berufen fühlen, zu Heilige Kriege aufzurufen. - und ausgebeutetem Süden und liefert dadurch, Armut mit ihren Folgen, zu denen das Erstarken fundamentalistischer Heilsversprechen zählt, als eine Ursache vorausgesetzt, denen nur noch mehr argumentative Munition, die meinen, es sei im Heiligen Krieg kein Verbrechen, sehr gezielt auf weitgehend wehrlose Zivilisten - "soft targets" - loszugehen, etwas, das den Alliierten im Irak nicht ernsthaft als systematisch betrieben unterstellt oder vorgeworfen werden kann. Den Islam mit der von ihm ausgehenden Gewalt gegen zunächst alle, die an ihn glauben (müssen) und dann die, die nicht an ihn glauben, bekämpft jedenfalls niemand, indem er brav zu Live-8 sich begibt, dabei sich unheimlich gut fühlt, vielleicht hinterher noch eine CD sich kauft und nichtmal zur Demo für Friede, Freude & Eierkuchen für alle geht.

Und der Islam ist eben nicht erst seit den Golf-Kriegen, jenem in Afghanistan, an dem Gerhard Schröder sich ja so überaus gern beteiligte und damit, stimmte denn die Behauptung, daß der Irak-Krieg Auslöser für die Anschläge in London war, Deutschland zum Ziel durchgeknallter Suizid-Bomber machte, die aber durch ihr auffälliges Fehlen diese Vermutung anschaulich falsifizieren, jene gewalttätige Religion, als die er heute sich präsentiert, wo man ihn läßt. Weil das aber so ist, bringt es überhaupt nichts, dem Islam etwa dadurch entgegenzukommen, daß man ihn da, wo er schon kräftig am Wirken ist und das glatte Gegenteil von Zivilisation brutal durchsetzt, ungeschoren läßt, ihm bestenfalls durch wohlklingende Appelle Zugeständnisse abzuringen versucht, die ungehört verhallen müssen, denn wenn Gott will, daß fünfzehnjährige "Ehebrecherinnen" gesteinigt werden, dann dürfen sie eben nicht durch den - etwas "humaneren" - Strick sterben.

Dem Westen sind zweifellos zivilisatorische Defizite vorzuwerfen, der Islam dagegen hat nicht einmal ansatzweise etwas mit Zivilisation zu tun, sondern ist eben blanker Terror - nach innen wie nach außen -, seine (auch bewaffnete) Bekämpfung daher sowohl notwendig wie alternativlos und unterstützenswert. Mit Zugeständnissen oder gar einem "Dialog" jedenfalls ist ihm nicht beizukommen, wenngleich es natürlich bestimmt ganz spannend wäre, etwa die "bündnisgrüne" Claudia Roth dabei zu beobachten, wie sie versucht, Teheraner Mullahs davon zu überzeugen, daß Frauen Rechte haben - sie würde den multikulturell politisch überaus korrekten und natürlich völlig gewaltfreien Versuch wahrscheinlich nicht lange überleben; und weil sie genau das weiß überläßt diese angebliche Menschenrechtsfreundin, die nur eine von vielen ist, die Geknechteten lieber ihrem Schicksal als sich tatsächlich aktiv für sie einzusetzen, kollaboriert lieber mit dem Islamfaschismus, wie es auch all die tun wollen, die im Rahmen dieser Auseinandersetzung mit dem Phänomen Terrorismus nicht etwa im Islam den Feind erkennen wollen, sondern in der USA.

MfG
tw_24