7. September 2005, 09:27
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#25
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Vielleicht interessant für einige:
Zitat:
In vergangenen Zeiten bierernster TV-Ausgewogenheit war die Wahlwerbung der Parteien trockener als die Sahara im Hochsommer. Heute trauen sie sich im Web ganz anders - und hauen völlig unverkrampft auf den politischen Gegner ein. Frei nach dem Motto: "Schade um jeden Schlag, der daneben geht".
Selbst die kompliziertesten Dinge ganz einfach und verständlich darstellen, das ist seit jeher die Stärke der "Sendung mit der Maus".
Von guten Vorbildern kann und soll man lernen, haben sich da die Macher der "Sendung mit der M." gedacht, und "M" steht natürlich für Merkel. Ganz einfach und verständlich lernen wir da, dass die Merkel es nicht kann, immer irgendwie bedröppelt dasteht und dann noch mit diesem fiesen Freund Stoiber geschlagen ist, der auch nur selten hilfreich wirkt. Zu sehen ist der satirische "Wahlspott" unter der Internet-Adresse www.csu-mal-ehrlich.de - und der hat natürlich absolut nichts mit den Christsozialen aus Bayern zu tun.
Denn die Domain mit dem eindeutig-zweideutigen Namen gehört nicht Stoiber und Co, sondern den Grünen. Ganz ungeniert hacken die unter eifrigem Einsatz von Merkel-, Stoiber oder Rüttgers-Doppelgängern und mit Schlagzeilen wie "Frauen an den Herd - gleiche Steuerlast für alle!" auf den angeblichen Positionen der Union herum. Dass nichts die Mächtigen schneller entmachtet, als sie der Lächerlichkeit preis zu geben, das wussten schon die Barden und Narren im Mittelalter.
Ein schlechtes Gewissen wegen Stillosigkeit braucht dabei niemand zu haben: Die Grünen sind in bester Gesellschaft. Nicht genug, dass zahlreiche Sympathisanten der diversen Parteien das jeweils gegnerische Lager mit Hohn, Spott und Häme überziehen, die Parteien selbst machen fleißig mit.
So leistet sich die CDU die eher aggressiv-bissige als lustige Seite www.leere-versprechen.de, um Anti-SPD-Werbung zu machen - aber Glos, Rüttgers, Koch, Stoiber und Co hat ja auch noch niemand vorgeworfen, mit leichter Hand und losem Mundwerk lockere Gags und Pointen unters Wahlvolk zu werfen.
Nicht minder bissfreudig zeigen sich da die Kollegen von der SPD, die unter www.die-falsche-wahl.de das andere Lager mit Schlagzeilen wie "Merkels Verlegenheitsteam" oder "Merkels Abschied von der Sozialen Marktwirtschaft" aufs Korn nehmen. Das alles ist Anti-Werbung in Reinkultur - mitunter fragt man sich sogar, gegen wen.
Hinter www.zweitesduell.de, einer Seite, auf der ein Merkel-Versprecher Anti-wahlwerbend auf die Schippe genommen wird, steckt dagegen nicht die SPD. Der Publizist und bekennende Kanzlerfreund Manfred Bissinger ließ sich die Webseite einfallen und den Spaß sogar etwas kosten: Dass eine Privatperson eigenes Geld für eine die Wahl begleitende Werbekampagne (auch bei SPIEGEL ONLINE zu sehen) nutzt, ist in dieser Form wohl ein echtes Novum.
Aber warum auch nicht? Von diversen Wahl-Bloggern über www.abkanzlern.de bis zu www.aufgemerkelt.de mischen sich immer mehr Privatpersonen, aber auch Lobbygruppen in den Wahlkampf ein. Das mag neu sein in der Bundesrepublik, in der stets nur die Prominenz dergestalt in Erscheinung trat, aber es ist auch Bürgers ureigenstes Recht.
Hinter der Adresse "Bier-Kanzler.de" und diversen anderen steht dagegen die sattsam bekannte "Gerd-Show" des Kanzler-Imitators Elmar Brand. Der beweist in Radio und Fernsehen, auf CDs und im Web seit Jahren, wie groß die Nachfrage nach respektloser Politiker-Veräppelung tatsächlich ist. Sein Polit-Gehäme hat er längst um eine passende "Ängie"-Stimme erweitert.
Besonderes Glück und die richtige Idee hatte eine Berliner Bundestagsabgeordnete bei der Anmeldung ihrer Webseite: www.merkel-waehlt-schroeder.de heißt diese, und das ist sogar wahr. Wer wollte das bei Petra Merkel MdB, Mitglied der SPD, schon bezweifeln?
Frank Patalong
spiegel-online
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