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11. September 2005, 21:27   #4
Ben-99
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... langsam bekommt es schon fast rührende Züge, wie Du grundsätzlich für alles, was die USA tun oder planen, Verständnis zeigst. Nun also auch noch für den Einsatz von Atomwaffen. Und wie stellst Du Dir das vor?

Wenn also irgendwann mal wieder eines der vielen Gerüchte um Bin Laden besagt, daß er sich "irgendwo" in einem Gebirge in Afghanistan aufhalte, dann macht man gleich die ganze Region mit allen Einwohnern platt und verstrahlt das Land für die nächsten Jahrzehnte? Du weißt doch selbst, daß vor Jahren schon mal über den Einsatz von atomaren bunkerbrechenden Granaten diskutiert wurde. Und man hat es deshalb nicht getan, weil dann zugleich auch Zehntausende Zivilisten verstrahlt würden. In Hiroshima und Nagasaki sterben noch heute, 60 Jahre danach, Menschen an den Folgen der Bomben, die man im Vergleich zu den heute Verfügbaren schon fast verniedlichend als "Mini-Atombomben" bezeichnen muß.

Du glaubst also immer noch daran, daß man den von den USA provozierten internationalen Terrorismus "besiegen" kann, wenn man nur genügend Milliarden in High-Tech-Waffen steckt und diese dann auch benutzt? Welche Länder soll Bush denn alle von der Landkarte radieren? Und wenn dann hinterher Millionen Menschen tot sind - bist Du Dir dann sicher, daß dadurch auch wirklich alle Terroristen "unschädlich" gemacht worden sind?

Was Bush plant, ist nicht nur ein weiterer Schritt zum 3. Weltkrieg, sondern auch noch völlig idiotisch. Denn man muß nicht viel Phantasie besitzen, um zu ahnen, wo sich derzeit und auch in Zukunft die gefährlichsten Terroristen aufhalten. Und die gefährlichsten sind die, deren Identität gar nicht bekannt ist. Und die leben bereits in den USA oder in einem ihrer befreundeten europäischen Länder. Sie schauen freundlich aus, sind glatt rasiert, westlich gekleidet, gehen einem unauffälligen Beruf nach und warten geduldig auf ihren Einsatzbefehl.

So sieht nun mal die Realität aus. Die Attentäter vom 11.9.01 haben die Jahre davor ja auch nicht irgendwo im Orient gelebt, sondern "mitten unter uns" in Hamburg und wirkten die ganze Zeit auf ihre deutschen Freunde und Studienkollegen völlig "normal".

Klingt zwar makaber, aber um noch Schlimmeres zu verhindern, wäre es das Beste, wenn schon bald eine der sogenannten "Dirty Bombs" mit schwach radioaktiven Substanzen in einer US-Metropole gezündet wird, damit Bush und die Trottel im Pentagon endlich mal begreifen, wie einfach es für die Terroristen ist, ganze Großstädte für Jahre unbewohnbar zu machen, was sie dann jederzeit an einer anderen Stelle wiederholen könnten. Da nutzt es gar nichts, Atombomben auf Tausende Kilometer entfernte islamische Staaten zu werfen.

Bush denkt anscheinend immer an Strategien, wie man sie bei "richtigen" Kriegen gewohnt ist und auch anwendet. So wie damals im WK II und auch danach während des Kalten Kriegs. Der Kampf gegen Terroristen ist aber etwas völlig anderes. Und den kann man auch nicht mit Atombomben gewinnen.

Vielleicht sollte man mal dem beknackten US-Präsidenten die Situation wie einem Kleinkind erklären: Du, schau mal, Georgie-Boy, würde ich zu ihm sagen. Diese islamistischen Freiheitskämpfer sind religiös genauso extrem drauf wie Du als Fundamentalchrist. Der Unterschied zu Dir ist nur, daß sie sich mit ihren Anschlägen nicht bereichern wollen, so wie Du die Ländern auch aus dem Grund überfällst, um ihre Rohstoffe zu klauen oder zumindest Kontrolle über die Ölvorräte und andere wertvollen Bodenschätze zu erlangen.

Die Botschaft der Attentäter ist doch eigentlich klar und unmißverständlich. Sie sagen: Laßt uns zufrieden. Wir haben uns ja auch nicht in Eure Angelegenheiten eingemischt. Hört endlich damit auf, schwächere Staaten wirtschaftlich zu erpressen und auszusaugen, was den Hungertod von Millionen Menschen nach sich zieht, wobei vor allem Kinder betroffen sind. Hört damit auf, unter Anwendung modernster Waffentechnik mittellose Länder zu überfallen und zu besetzen.

Und wenn Ihr das weiterhin macht, werden wir Euren Familien das Leben genauso schwer machen wie Ihr es mit den Bewohnern unserer Länder tut. Denn selbst, wenn man alle WTC-Toten und die Opfer bei den Anschlägen in Madrid, Istanbul, London, etc. zusammenrechnet, ist das nur ein Bruchteil der Zahl der Opfer unter den Zivilisten, die durch Eure Bomber, Kampfhubschrauber, Panzer und Folterknechte ums Leben gekommen sind.

Und wenn Ihr uns jetzt auch noch mit dem Einsatz von Atom-Waffen droht, werden wir dafür sorgen, daß sich die Bürger Eurer Staaten irgendwann nicht mehr aus dem Haus trauen werden. Denn wir haben noch ganz andere Möglichkeiten, Eure Bevölkerung in Panik zu versetzen und werden diese Mittel auch so lange einsetzen, bis Ihr uns endlich in Ruhe läßt.

So simpel sieht die Lage doch im Grunde aus. Und je mehr Bush die Welt belügt und von seinen europäischen Bündnispartnern Verständnis für seine raffgierige Außenpolitik einfordert, um so mehr Sympathien wird man seinen Gegnern entgegen bringen. Schon weil klar ist, zu wem man normalerweise bei einem Kampf zwischen David und Goliath hält. Vor allem, wenn auch diesmal die angeblich "übermächtige" USA gar keine Chance hat, den Kampf gegen strategisch höchst phantasievolle und zu allem entschlossene Freiheitskämpfer zu gewinnen. Schließlich hatten damals nach dem Krieg auch die Israelis durch blutige Terroranschläge die englischen Besatzer in die Knie gezwungen.

Das von Bush verantwortete zweite Vietnam ist ja schon in vollem Gange. Dabei hat der Bürgerkrieg im Irak, den weder die Amerikaner noch die hilf- und machtlose neue Regierung verhindern werden können, noch gar nicht begonnen. Und dann wird das Blutvergießen noch jahrelang weitergehen. Vielleicht denkt Bush deshalb an den Einsatz von Atomwaffen, weil in Japan damals ja auch danach sofort Ruhe im Puff war.

Aber das war eben im Zweiten Weltkrieg, und die damalige Situation hat nicht das geringste mit der heutigen Lage zu tun. Zwar hatten seinerzeit auch Nazi-Agenten versucht, in Amerika einzudringen, um Anschläge vorzubereiten, was ihnen aber nicht geglückt ist. Heute ist der Feind jedoch schon längst im Lande. Und die US-Regierung kann dagegen nichts tun und macht sich nur noch mehr lächerlich, wenn sie Leute wie Cat Stevens oder andere harmlose Vollbartträger aus dem Flugzeug holen und die Einreise verwehren.

Dazu kommt noch, daß seit der Überschwemmung in New Orleans nun auch die Terroristen wissen, daß die angeblich so fortschrittlichen USA in puncto Katastrophen-Schutz auf dem technischen Stand eines Entwicklungslandes sind, weil George W. Bush nicht mal seine Bürger vor lange vorher angekündigten Katastrophen schützen kann, da er das dafür notwendige Geld lieber für Angriffskriege verballert.

Traurig aber war: Heute, am Jahrestag des grauenhaften Anschlags auf das WTC, weiß man inzwischen, daß die meisten der über 300 getöteten Feuerwehrleute hätten gerettet werden können, wenn es ihnen nicht an Aurüstung gemangelt hätte und überhaupt die gesamte Organisation nicht so unprofessionell gewesen wäre, daß man meinen könnte, der Anschlag hätte irgendwo in einem armen Drittweltland stattgefunden. Aber nun weiß die ganze Welt, daß die tapferen Retter sterben mußten, weil manche Freiwillige Feuerwehr irgendwo in einem Dorf schon fast besser ausgestattet ist als die Fire Brigade einer Metropole, die sich gern "Hauptstadt der Welt" nennt.

Der nächste Terror-Anschlag wird kommen. Und er wird so viele Opfer wie nie zuvor fordern, weil dann auch die Terroristen ihre Hemmschwelle überwunden haben und die ihnen zur Verfügung stehenden chemischen und biologischen Massenvernichtungswaffen auch zum ersten Mal einsetzen werden. Dafür hat Bush durch sein dümmliches Geschwätz über den Einsatz atomarer Waffen gesorgt.

Und da Bin Laden zwar moralisch sehr umstritten, aber doch unzweifellos ein äußerst intelligenter Gegner ist, wird er nach dem Inferno einfach die Worte von Bush aufgreifen und mit ruhiger Stimme in die Kamera sprechen: Wir bedauern den Tod der vielen Tausend amerikanischen Zivilisten. Aber es handelte sich bei der Aktion um einen "Präventiv-Schlag", der nach der letzten ungeheuerlichen Drohung von George Bush leider unvermeidlich war.

Gruß Ben