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12. October 2005, 08:29   #8
tw_24
 
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Zitat von Ben-99
Nein, es geht einfach darum, daß diese Frau Merkel noch nie ihre Kompetenz bewiesen hat - weder als erfolgreiche Ministerpräsidentin eines Bundeslandes noch als Ministerin in einem wichtigen Ressort.
Aber dennoch ist ihr Sündenregister schon lang genug, um zu dem Schluß zu kommen, daß möglicherweise sogar ein Gerhard Schröder mit der Politik, für die man ihn kennt, besser ist als sie? Zumindest in der Affäre um die illegale Finanzierung ihrer Partei hat sie - vielleicht trotz ihrer Nähe zu Helmut Kohl wirklich unbelastet - doch eine ganz hervorragende Arbeit geleistet - jedenfalls für die Union.

Natürlich hat sie die alte Garde, die ihr nun wieder gefährlich werden könnte, eiskalt abserviert. Und selbstverständlich kam sie zu ihre Nominierung vermutlich auch dadurch, daß Gerhard Schröder zur "Volksabstimmung" rief und dann deren Ergebnis nicht so recht begreifen wollte, doch wie sie die Schwarzgeld-Krise ihrer Partei meisterte, zeigte schon gewisse Talente, möglicherweise auch ihre Lust an der Macht.

Für die Binnenwelt CDU aber war das unter den seinerzeitigen Umständen genau die richtige Mischung, denn Angela Merkel hat - gerade noch rechtzeitig - ihre Partei vor einem mindestens moralischen Absturz bewahrt, indem sie deren Führung übernahm. Die, deren Schuld erwiesen war, verschwanden dank ihr erstmal in der öffentlichen Wahrnehmung im Hintergrund, so wurde die Union eventuell auch vor dem (noch immer wünschenswerten) Zerfall bewahrt.

Und die CDU ist ja offensichtlich wieder für viele wählbar, obgleich sie als Partei ihre Verkommenheit natürlich dadurch beweist, wie hervorragend sie als Law & Order-Partei die Schwarzgeld-Affäre intern verdrängt, die aber auch in ihrer Außenwirkung praktisch nicht mehr präsent ist - und das ist durchaus ein Erfolg, für den Angela Merkel als Krisenmanagerin maßgeblich mitverantwortlich ist.

Man dankt es ihr - auch in der Union - wenig, was aber auch als einer ihrer Erfolge gedeutet werden kann. Denn die, die ihr nun ihre verfassungsmäßige Richtlinienkompetenz bestreiten, hat sie aus dem Sumpf des Spendenskandals gerettet, statt in ihm sie versinken zu lassen. Freilich war machtpolitisch das vielleicht zugleich ein Fehler, die "Leichen" erweisen sich als verdammt untot, und das Publikum amüsiert sich, statt sie auszupfeifen.

Dennoch spricht für Angela Merkels Qualifikation zum Amt doch auch, daß sie es schaffte, innerhalb recht kurzer Zeit zu der zu werden, die sie heute ist. Selbst wenn sie es möglicherweise auch leicht hatte, die ja angeschlagene Partei zu übernehmen, so handelte sie, als sie die Möglichkeit dazu hatte, doch ganz im Sinne ihrer Partei und ihrer politischen Überzeugungen - und das eben nichtmal schlecht, gerade als "Mädchen", Ostbraut und Protestantin.

Als Kanzlerin ist sie daher mindestens ebenso geeignet wie Gerhard Schröder, ihre parteieigenen Neider, allen voran Edmund Stoiber, erweisen sich in der gegenwärtigen Situation als Subjekte, die es eben - anders als vielleicht Deutschland - noch nicht verkraften können, auch mal von einer Frau regiert zu werden. Ihr Verhalten ist schlicht schäbig, zumal es gerade einer wie der Bayer ja auch nicht schaffte, mal voll auf Risiko zu setzen und den Kanzlerkandidaten zu geben.

Besonders der Mann ist doch kaum mehr als ein Feigling, der furchtsam an seinem bayerischen Posten klebte und, als es um ein Amt in Berlin ging, eine Entscheidungsunfähigkeit vorführte, die ihn nachhaltig disqualifiziert. Der will nun Angela Merkel Vorschriften machen? Da muß die arme Frau wohl gelegentlich lange auf eine Entscheidung Seiner Weisheit warten. Verantwortliche Politik sieht jedenfalls anders aus.

Eine wirklich gute Politik allerdings auch, aber Angela Merkel ist ja eben eine Christdemokratin, insofern ist anderes von ihr jedoch nicht zu erwarten.

MfG
tw_24