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24. October 2005, 20:38   #2
Ben-99
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... die Angst, daß man nach einer Komplett-Transplantation exakt so aussehen wird wie der verstorbene Spender, ist unbegründet, da die wesentlichen Merkmale eines Gesichts nicht von dem Hautgewebe geprägt sind, sondern von den individuellen Eigenschaften des Schädels (breites oder flaches Kinn, eng oder weitstehende Augen, hohe oder niedrige Stirn, Anordnung der Wangenknochen, Abstand zwischen Mund und Nase, was wiederum durch die Kieferknochen bestimmt wird, usw.). Es ist ja heute auch möglich, computertechnisch anhand der Daten eines Totenschädels das Gesicht des Verstorbenen zu rekonstruieren, was oft in der forensischen Forschung eingesetzt wird, wenn es um längst verweste Leichen von unbekannten Personen geht.

Und selbstverständlich ist es ein Segen, daß man Menschen, die kein Gesicht mehr haben, inzwischen durch verschiedene Möglichkeiten helfen kann. Und von solchen Opfern gibt es viel mehr als wir ahnen, weil sich die meisten nicht in die Öffentlichkeit trauen. Und selbstverständlich kann auch jedem von uns ein solches Schicksal ereilen - etwa durch schwerste Verbrennungen oder Verbrühungen im Haushalt, durch einen Verkehrsunfall, aber auch durch Haut- oder Knochenkrebs, der das Gesicht befallen hat.

Leider sind für die Forschung im Bereich der plastischen Chirurgie noch immer Tierversuche nötig. Aber ich denke, daß sie in diesem Fall vertretbar sind. Wer jemals Kinder nach schwersten Unfällen gesehen hat, die quasi kein Gesicht und somit auch nicht wirklich eine Zukunft haben, wird wohl alles unterstützen, was ihr Leid zumindest lindern könnte.

Es wäre umgekehrt ethisch nicht vertretbar, wenn man es verbieten würde, nur weil wieder mal die Kirche oder andere Bedenkenträger dadurch irgendwelche dummerhaften religiösen Gesetze verletzt sehen.

Gruß Ben