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22. December 2005, 12:46   #11
tw_24
 
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Tja, wenn Jürgen Elsässer meint, das kapitalistische Unternehmen Deutsche Bank verdiene diesen Namen nicht mehr und es umbenennt in "Antideutsche Bank", scheint auch er davon auszugehen, daß es sowas gibt wie einen guten deutschen Kapitalismus. Und das ist aus linker Sicht nunmal Schwachsinn, weil damit ja unterstellt wird, daß es eine gute Variante des Kapitalismus überhaupt geben kann.

Mit solcherlei Nationalismus aber versuchten sich schon Müntefering und sein Kanzler Schröder zu profilieren, als sie auf "Heuschrecken" losgingen, die sie zuvor erst ins Land holten. Im Grunde waren es damit die Sozialdemokraten, die - weil sie keinen guten nationalen Kapitalismus schaffen konnten - bewiesen, daß solche Thesen von einem guten Kapitalismus nicht mehr sind als "Opium fürs Volk".

Daß der Elsässer nun sozialdemokratisiert und einstimmt in das Gejammer darüber, daß Ackermann die Deutsche Bank als Unternehmen doch hervorragend führte, was natürlich unzählige "kleine Leute" bezahlen mußten, muß am Redaktionsklima der Jungen Welt liegen, früher hätte er sich sowas jedenfalls nicht erlaubt, nachdenklich sollte ihn als angeblich Linken ja schon stimmen, daß ihm - mit Ausnahme der Welt - sogar die wirtschaftsliberale Presse zustimmt.

In Deutschland ist es nunmal aber so, daß weder die maßgebliche Politik, und dazu zählt auch die Linkspartei.PDS, noch die Justiz am Grundübel, das Kapitalismus heißt, etwas ändern wollen. Und wenn sie diesen also akzeptieren, dann haben sie sich auch an dessen Spielregeln zu halten, sich also herauszuhalten aus unternehmensinternen Entscheidungsfindungen, was sie im Fall Ackermann aber nicht tun wollen - klar, es geht um beeindruckende Summe, da kann man bequem Neid schüren und sich als Kämpfer für Gemeinwohl und Volksgemeinschaft aufspielen.

Der Ackermann bzw. seine Deutsche Bank hat - wie jedes andere gewinnorientierte Unternehmen - nicht als Ziel, möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen, sondern die Gewinne zu maximieren, sonst nämlich könnte es sich gegenüber der Konkurrenz mittel- bis langfristig gar nicht halten - mit für Betroffene, Staat und Gesellschaft noch tragischeren Folgen.

Ackermann wird moralisch verurteilt dafür, daß er agierte, wie das von einem Chef eines Unternehmens im Kapitalismus erwartet wird. Hätte er anders gehandelt, wäre ihm Schelte aber auch sicher, denn dann wäre die Deutsche Bank ruiniert, und wahrscheinlich stünden noch mehr Arbeitslose für Ernteeinsätze bereit. Wer also Ackermann kritisiert, aber über den Kapitalismus schweigt, betreibt Volksverdummung.

Und das ist und bleibt den Richtern vorzuwerfen wie irgendwelchen wichtigtuerischen Politikern oder Kommentatoren, die dazu Beifall klatschen. Nicht Ackermann ist das Problem, sondern der Kapitalismus.

MfG
tw_24