Am
Dienstag/Mittwoch berichtete die
Süddeutsche über
BND-
Aktivitäten im
Irak, teilweise griff sie dabei zurück auf Meldungen, die schon im
November etwa in der
LA Times nachzulesen waren. Am
Donnerstag dann hatte sich das Thema bis zu den
Lokalblättern durchgesprochen,
"nach Medienberichten hat der BND ..." gaben sie wieder, was zuvor eben in
"den Medien" für Aufruhr sorgte, zu denen sie sich offenbar nicht zählen.
Der
SPIEGEL scheint schon seit einiger Zeit in einer ähnlichen
Position zu sein. Er
macht nicht mehr
Nachrichten, sondern sammelt sie nur und bringt sie gebündelt am
Sonntag/Montag auf einen Markt, der schon wieder auf der Suche nach neuen
Neuigkeiten ist. Ein
Wochenblatt vom Gewicht einer
ZEIT oder vom intellektuellen Anspruch eines
Freitag oder einer
Jungle World ist er aber auch nicht.
Der
SPIEGEL hat mächtig an
Bedeutung verloren, vor
Enthüllungen durch ihn muß niemand mehr sich fürchten, zugleich setzt er aber noch auf eine vermeintliche
Aktualität, die längst keine mehr ist, statt - wie reine
Wochen- oder
Monatsblätter - auf die (selbst-)kritische
Reflexion des Zeitgeschehens, also auf nachdenklichen
Tiefgang, auch wenn dabei manchmal ziemlicher Unfug herauskommt ;-).
Mit drei-, vier-, fünfseitigen
Bleiwüsten kann das
Deutsche Nachrichtenmagazin nicht mehr fesseln, was am
Publikum liegen mag, das eben auf kurze und verkürzte
Information konditioniert ist, nicht auf
Zusammenhänge, und so bleibt den
Hamburgern tatsächlich nur die
Boulevardisierung, womit es Gefahr läuft, als eine ziemlich teure
'Wochen-BILD' langfristig gründlich zu scheitern.
Inzwischen aber sind ja noch etwas
intellektueller Anspruch und
Image da, so daß der
Leser sich noch immer etwas
elitärer vorkommen darf als der
BILD- oder
B.Z.-Konsument. Daß
SPIEGEL und
Boulevard sich inhaltlich in der Tat annähern, merkt er so gar nicht, wobei es hier sogar bedenklicher ist, wenn der
SPIEGEL sich plötzlich zur
moralhüterischen Institution berufen fühlt - dafür sind die
Kirchen zuständig ;-).
Das
Boulevard vergißt spätestens morgen, was es gestern noch als
gut zum
Vorbild erkor - man schaue sich nur die Schlagzeilen zu
Susanne Osthoff an -, und sichert insofern eine freilich etwas seltsame Art
Meinungsvielfalt, der
SPIEGEL hingegen bleibt länger auf einer durchaus meinungsbildenden
Linie, die im Moment darauf orientiert zu sein scheint, dem Publikum das selbständige
Denken abzugewöhnen - beim
"Tagesschauskandal" etwa, der nur dann einer wäre, hätte die Sendung den Begriff
Terrorist durch
Regimegegner (und nicht
Aufständischer oder
Widerständler) ersetzt.
Oder aber bei der Ausrufung der
deutschen Schicksalsgemeinschaft im Rahmen einer
Serie über die
Goldenen 1950er, eines
kollektiven Wir, was letztlich hinausläuft auf die Verteufelung gerade des
selbständigen Individuums, das doch mit dem Spruch
"SPIEGEL-Leser wissen mehr" angesprochen werden soll(te), zugunsten einer
Volksgemeinschaft, in der angeblich alle gleich sind nach dem alten Motto:
"Ich kenne keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche." Aber von einem
Deutschen Nachrichtenmagazin ist es anders wohl nicht zu erwarten.
Zitat:
77-Jährige überlebte - weil sie am Handtuch saugte
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Die Meldung vom Handtuchsaugen ist natürlich für all jene nicht uninteressant, die mit der Zahl 42 etwas anfangen können ;-) ...
MfG
tw_24