Thema: Fargo.
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12. March 2006, 12:52   #6
Ben-99
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Zitat:
Wenn man derart "speziellen" tiefschwarzen Humor nicht mag, hat man es bei "Fargo" sehr schwer. Oft ist es einfach zu hart an der Grenze. Ein Thriller lässt sich nun mal schwer mit Humor kreuzen. Allenfalls die Darsteller sind grossartig. Frances McDormand bekam für ihre Rolle als Police-Offizer Marge sogar den OSCAR als Beste Hauptdarstellerin.

http://www.moviesection.de/v3/filme/1369/Fargo/
... Du siehst am Beispiel dieser Rezension, daß "Fargo", der übrigens auch noch den Oscar für das beste Drehbuch erhielt, durchaus nicht unumstritten ist. Es gibt einerseits Leute, zu denen auch ich gehöre, die regelrecht ins Schwärmen geraten, während andere den Film "total langweilig" finden.

Man kann ihn auch schwer beschreiben, weil er weder ein richtiger Horror-Schocker noch eine echte Komödie ist und eigentlich überhaupt keinem Genre eindeutig zugerechnet werden kann – eben ein typischer Film der Gebrüder Coen. Dazu kommt die liebevolle Beschreibung der skurrilen Menschen in dieser amerikanischen Provinz. Und auch die ständig von Schnee bedeckte Landschaft spielt eine Rolle, so daß "Fargo" auch etwas von einem "Heimatfilm" hat.

Am besten, Du besorgst Dir mal die DVD und läßt den Film auf Dich in Ruhe wirken. Sehr gut hat mir übrigens die nachfolgende Rezension gefallen, in der Du noch mehr über "Fargo" efährst.

Gruß Ben

Zitat:
Fargo
Thriller/Komödie - USA 1995
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren - 97 Min. - Verleih: Concorde
Start: 14.11.1996


Den Neo-Noir-versierten Coens Joel (Regie/Drehbuch) und Ethan (Drehbuch/Produktion) ist nach ihrem mäßig erfolgreichen Big-Budget-Ausflug "Hudsucker - Der große Sprung" mit ihrem neuesten Crime-Juwel "Fargo" ein beachtlicher Wurf gelungen, der das Zeug zum Kultklassiker hat. Die Brüder wenden sich wieder den Wurzeln ihres brillanten Debüts "Blood Simple" zu und erzählen mit viel atmosphärischer Dichte, Coen-typischem Gespür für Kälteschauer erzeugendem Pechschwarz-Humor (man denke an "Miller's Crossing" oder "Barton Fink") und einem exzellenten Ensemble die Geschichte eines exzessiv verpfuschten Verbrechens.

Als Inspiration diente dem Autorenpaar eine wahre Begebenheit, die sich in Minnesota im Jahr 1987 zugetragen haben soll, bei der ein als harmlos geplantes Schein-Kidnapping in eine blutige Mordserie mündete. Ehemals selbst im Mittleren Westen zu Hause, verstehen die Coens es vorzüglich die naiv-unbedarften Landbewohner skandinavischer Abstammung mit geradezu volkstümlichem Flair zu porträtieren ohne sie gehässiger Lächerlichkeit preiszugeben. Das Folk-orientierte Feeling wird vom melancholischen musikalischen Klangteppich des Komponisten Carter Burwell noch zusätzlich hervorgehoben. Für die superbe Kameraarbeit zeichnet Roger Deakins verantwortlich, der seine ausgefallenen Bildkompositionen mit Hilfe unzähliger untypischer Kamerawinkel kreierte und somit die adäquate visuelle Komponente der schrägen Offbeat-Story beisteuert.

In der unschuldig weißen Schneelandschaft des Provinznests Brainerd manifestiert sich ein abgrundtiefes Abschaum-Universum, als drei Leichen, darunter ein Verkehrspolizist, entlang des Highways aufgefunden werden. Keine leichte Aufgabe für die ermittelnde, hochschwanger umherwatschelnde Polizeichefin Marge Gunderson (Joels Ehefrau Frances McDormand begeistert mit einer umwerfenden Darstellung). Ihr drolliger Dialekt, der mit extrem langgezogenen "jaahs" und "ahaas" gespickt ist, scheint sie zunächst als langsam denkende Landpomeranze auszuweisen, doch ihre methodische Präzision bei der Indiziensuche offenbaren sehr schnell einen messerscharfen Intellekt und sachliche Kompetenz. So kommt sie dem in finanziellen Nöten steckenden Autoverkäufer Jerry Lundegaard (William H. Macy aus "Mr. Holland's Opus") - einem hoffnunglosen Optimisten und bemitleidenswerten Verlierertypen - auf die Spur. Er selbst hatte zwei ominöse Gestalten (Steve Buscemi als nervös-fahriges Wrack und Peter Stormage aus "Damage - Verhängnis" als wortkarger Killerklotz im Blutrausch) engagiert, um seine Frau (Kristin Rudrud) zu kidnappen und dann selbst den Großteil des vom Schwiegervater (Harve Presnell als souverän-überheblicher Patriach) berappten Lösegelds einzukassieren. Doch eine routinemäßige Verkehrskontrolle führt zu einem unvorhersehbaren, sich immer mehr verstrickenden Netz von Komplikationen.

Die Coens, die sich der Charakterisierung ihrer Filme als "Komödien per se" verwehren, legen ihren glasklaren Gesellschaftskommentar im Stile einer Dokumentation an, der zunehmend von düster-profundem Humor einer dämpfenden Schneedecke gleich eingehüllt wird, um schließlich den erschütternden Irrsinn der von Geldgier motivierten Ereignisse bloßzulegen. Das Publikum wird vom morbiden Charme der tiefsinnigen Tragikomödie fasziniert sein und mit positiver Mundpropaganda für einen sicheren Erfolg sorgen. ara.

http://www.kino.de/kinofilm.php4?nr=...514d405230cd48