... nun, Jules, ich befürchte, daß tw_24 wieder mal eine großangelegte Verschwörung zwischen den angeblich im "bösen" Deutschland noch immer allgegenwärtigen Nazis und den hiesigen Fernsehsendern sieht, sonst würde er einen ZDF-Redakteur nicht beschuldigen, die Propaganda-Lügen eines Joseph Goebbels zu übernehmen.
Das ist nun mal die etwas sonderbare Denkweise der "Anti-Deutschen", die auch sonst ständig irgendeine Form von "Antisemitismus" wittern. Alle anderen fragen sich natürlich zu recht, warum Guido Knopp es nötig haben sollte, gemeinsame Sache mit Neonazis zu machen. Mann kann ja vieles gegen ihn sagen und auch die oft etwas vereinfachte Form der dokumentarischen Berichterstattung kritisieren. Aber immerhin ist es ihm zu verdanken, daß sich die deutschen Fernsehzuschauer endlich auch mal für geschichtliche Themen interessieren. Vorher gab es doch nur ein zahlenmäßig winziges intellektuelles Publikum, das sich solche Sendungen in den 3. Programmen irgendwann um Mitternacht angeschaut hat.
Mir ist es lieber, wenn man auf diese Art durch etwas leichtere Kost bei Millionen das Interesse für die Verbrechen der jüngeren Geschichte weckt, als wenn eine zwar detailgetreuere, dafür aber meist auch schwerer verständliche Dokumentation nur ein paar wenige Zuschauer vor die Flimmerkiste lockt. Und genau so hatte man es jahrelang erlebt.
Wir sollten auch froh darüber sein, daß es selbst nach 60 Jahren noch immer Zeitzeugen gibt, da sich nun mal die Schilderungen persönlicher Erlebnisse bei den Zuschauern mehr einprägen als irgendwelche trockenen Zahlen und Fakten, die man auch in den üblichen Geschichtsbüchern nachlesen kann.
Natürlich muß man immer damit rechnen, daß ein solcher Zeitzeuge auch mal etwas durcheinander bringen kann oder vielleicht auch manches übertreibt. Das ist doch bei den wenigen KZ-Opfern, die die Nazizeit überlebt haben und auch heute noch leben, nicht anders, wenn sie das damalige Grauen schildern. Und natürlich würde keiner von uns auf die Idee kommen, kleinlich nachzufragen, ob sie nun täglich zwei oder nur eine Stunde lang gequält wurden, ob es 4 oder nur 3 Verbrennungsöfen gab oder ob es in Wirklichkeit vielleicht "nur" 5,9 und eben nicht 6 Millionen jüdische Opfer waren.
tw_24 wäre empört, wenn sich jemand anmaßen würde, derart erbsenzählerisch mit den Holocaust-Daten umzugehen. Das würde auch ich nicht tun. Aber dann sollte er konsequenterweise auch bei der Darstellung der Kriegsverbrechen der Alliierten darauf verzichten, Augenzeugen pauschal als unglaubwürdig abzustempeln, nur weil sie mal ein Kino oder einen Film verwechseln. Als wenn man dadurch von der Tatsache ablenken könnte, daß die Engländer bewußt die Dresdener Zivilbevölkerung töten wollte und es eben nicht das vorrangige Ziel war, militärische Anlagen in der angeblich "kriegswichtigen" Stadt zu zerstören.
Gruß Ben
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