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9. April 2006, 18:23   #4
Ben-99
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... bei der angeblichen "Friedensmission" geht es in Wirklichkeit um etwas ganz anderes:

Zitat:
es besteht der Verdacht, dass die Wahlen dazu dienen, die Herrschaft Kabilas zu legitimieren. Deutsche Soldaten wuerden demzufolge als eine Art Schutztruppe fuer den autokratischen Herrscher und dessen aus Warlords gebildete Regierung fungieren. Von einer demokratisch korrekten Wahl ist nicht auszugehen, angesichts der Bedingungen im Land, in dem das Gewaltmonopol des Staates noch in sehr weiter Ferne liegt.

(...)

Ebenfalls in einer umfassenderen Perspektive sollte man aufhoeren, Demokratie auf Wahlen zu reduzieren. Wahlen sind ein Element einer Demokratie, aber Wahlen allein schaffen keine Demokratie. Ob in Afghanistan, im Irak, in den Palaestinensergebieten oder im Kongo - solange private Milizen die Herrschaft ausueben, und nicht eine neutrale, der Zentralgewalt verpflichtete Polizei und ein ordentliches Militaer, solange kann man nicht von einem funktionierenden Staat sprechen. Von Demokratie schon gar nicht. Ohne die Herrschaft des Gesetzes gibt es keine Demokratie, es regiert die Willkuer maechtiger Individuen.

Auf den Kongo uebersetzt heisst das: solange die Milizen nicht entwaffnet sind, solange weite Gebiete von Warlords beherrscht werden, solange die Regierung selbst sich aus Warlords mit privaten Milizen zusammensetzt, macht es keinen Sinn, waehlen zu lassen. Mehr als ein Plebiszit zugunsten der Maechtigen kann angesichts der herrschenden Machtstrukturen dabei nicht herauskommen. Damit werden die Wahlen moeglicherweise sogar kontraproduktiv, indem sie, im Rahmen der herrschenden Anarchie, die Gewaltherrscher auch noch mit dem Schein der demokratischen Legitimitaet versehen.

http://blog.zeit.de/kosmoblog/?p=279
Dem kann ich nur zustimmen. Denn gerade der gegenwärtige blutige Bürgerkrieg im Irak zeigt doch, daß sich das aufgebrachte Volk nicht darum schert, welche Ergebnisse bzw. Machtverteilungen irgendwelche angeblich "demokratischen" Wahlen hervorgebracht hat. Es ist naiv zu glauben, man könnte ein Land in Afrika oder im Nahen Osten von außen "zwangsdemokratisieren".

Das Thema "Kongo" gehört sowieso seit Jahrzehnten zu den unappetitlichsten Kapiteln in der Geschichte der brutalen Ausbeutung des schwarzen Kontinents durch europäische Staaten, aber natürlich auch durch die USA. Inzwischen wird auch kaum noch bezweifelt, daß die CIA, bzw. sogar der damalige US-Präsident Eisenhower höchstpersönlich den Auftrag zur Ermordung des ersten Ministerpräsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Patrice Lumumba, gab, der im Januar 1961 als Gefangener von belgischen Soldaten umgebracht wurde. Hier kann man noch einmal alle Einzelheiten nachlesen:

http://www.wsws.org/de/2002/jan2002/lumu-j25.shtml

Daß sich die USA, deren Hauptrivale beim Raub der kongolesischen Rohstoff-Schätze nach wie vor Frankreich ist, zur Zeit eher ruhig verhalten, dürfte wohl nur taktische Gründe haben. Man darf ja auch nicht vergessen, daß Bush momentan im Irak und Afghanistan genug um die Ohren hat und darüber hinaus auch noch einen Angriffskrieg mit atomaren Waffen gegen den Iran plant. Trotzdem wäre es töricht anzunehmen, daß die USA auch langfristig auf die verlockende wertvolle Rohstoff-Beute im riesigen Kongo und anderswo in Afrika verzichten würden.

Gruß Ben