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5. May 2006, 19:30   #3
Ben-99
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... seid mir nicht böse, Leute, aber erstmal sollten sich alle Friedman-Fans angewöhnen, in Zukunft wenigstens seinen Namen richtig zu schreiben ;-)

Zu Heinz Galinski wurde ja schon alles gesagt. Niemand hat dem Ansehen der in Deutschland lebenden Juden mehr geschadet. Danach hatte man dann aber eine glücklichere Hand, als man sich für Ignaz Bubis und später für Paul Spiegel entschied. Mir waren beide sehr sympathisch, und beide haben ihre Aufgabe sehr kompetent gemeistert, was im Land der Täter ja immer einen schwierigen Spagat voraussetzt zwischen bedächtiger Zurückhaltung, um ewiggestrige Gewaltbereite nicht unnötig zu provozieren und der Pflicht, die Dinge auch beim Namen zu nennen, wenn in Deutschland Neonazis immer mehr Zulauf erhalten. Jetzt müßte man sich nur noch trauen, auch mal gegen Leute wie Jörg Schönbohm vorzugehen. Aber hochrangige Politiker der CDU, die gezielt um Wählerstimmen bei den Ultra-Rechten werben, scheinen wohl noch immer tabu für den Zentralrat der Juden in Deutschland zu sein.

Was Michel Friedman betrifft, werde ich ihm ganz sicherlich nicht auch noch in 10 Jahren die Scheinheiligkeit vorwerfen, bei seinen Interview-Partnern den Mangel an "Anstand und Moral" zu beklagen, während er sich dann nach der Sendung unter dem Decknamen "Paolo Pinkel" telefonisch Zwangsprostituierte aufs Zimmer bestellt. Ich hatte nur geschrieben, daß es doch sehr erstaunlich ist, wenn jemand wie er dann wieder so schnell eine TV-Sendung erhält.

Natürlich hat er sich geändert. Er hat sich die Pomade aus dem Haar gewaschen und tritt jetzt auch nicht mehr ganz so überheblich auf. Gestern hatte ich seine Sendung sogar gern gesehen, in der er sehr zurückhaltend wirkte. Was vielleicht aber auch an dem speziellen Gast lag. Denn an der blitzgescheiten Sahra Wagenknecht, eine der schillernsten und charismatischten Persönlichkeiten der Linkspartei, haben sich schon ganz andere Leute die Zähne ausgebissen.

Auch ich halte Michel Friedman für einen klugen Kopf. Und noch vor ein paar Jahren hätte ich es als gute Idee empfunden, mal einem Jüngeren wie ihn das schwierige Amt anzuvertrauen. Doch zum jetzigen Zeitpunkt würde sich der Zentralrat der Juden in Deutschland keinen Gefallen tun, ausgerechnet Michel Friedman als Sprecher zu wählen. Weil es auch in dieser Hinsicht ganz einfach noch zu früh ist. Und weil die Vorgänger Ignaz Bubis und Paul Spiegel vor allem auch Seriosität und Glaubwürdigkeit ausgestrahlt haben.

In einigen Jahren wird man sehen, ob sich Michel Friedman wirklich "geändert" hat oder ob er sich nur zeitweilig ein etwas "netteres" Image zulegte, um wieder eine TV-Show zu bekommen. Dann kann man erneut über ihn als möglichen Kandidaten nachdenken, wobei aber auch eine Ehe mit der ehemaligen Primitiv-Talkerin Bärbel Schäfer nicht unbedingt hilfreich bei der Bewerbung für ein solches Amt sein könnte.

Der Artikel im Stern, worauf Ihr Euch bezieht ist von Rafael Seligman geschrieben, den man vorher jahrelang als "Bild"-Kommentator kannte. Er will vor allem provozieren. Und man sieht ja, daß ihm das auch immer wieder gelingt. Damit will ich nicht in Abrede stellen, daß ich auch schon vernünftige Gedanken von Rafael Seligman gelesen habe. Aber das zum Beispiel ist doch einfach nur noch peinlich:

Zitat:
Zitat von R. Seligman

der mutigste Jude Deutschlands aber ist Michel Friedman. Der Jahre zurückliegende Eklat hat den Frankfurter reifen lassen. Er legte alle Ämter nieder, hat geheiratet, wurde Vater. Nachdenklichkeit und Offenheit kennzeichnen heute den einst gelegentlich Überheblichen. Auf Dauer ist Friedman der natürliche Repräsentant der deutschen Juden.
Gruß Ben