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1. June 2006, 14:50   #6
tw_24
 
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Zitat:
Zitat von Glühwürmchen
Ich bin davon ausgegangen, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer auch dazu führen wird, dass die Arbeitnehmer mehr Lohn "verlangen", damit der gewohnte Lebensstandart nicht sinkt.
Ich hatte heute zufällig eine nette Plauderei mit einem Abgeordneten von der FDP. Der kopierte mir flink ein Fax von der Bundesregierung, von der er hatte wissen wollen, ob sie, die Regierung, eine Ahnung davon habe, wie sich die Mehrwertsteuererhöhung auf verschiedene Bevölkerunggruppen - Bafög-Empfänger, ALG II-Opfer, Durchschnittsrenter etc. - auswirken könne.

Die Antwort spricht, jedenfalls bezogen auf von Transferzahlungen Abhängige, Bände: "Im Bundesministerium der Finanzen wurden bisher keine Belastungsberechnungen für unterschiedliche Haushaltstypen zur Mehrbelastung durch die geplante Mehrwertsteuererhöhung durchgeführt." Weshalb? "Für eine derartige detaillierte Berechnungen ist die vorliegende Datenbasis nicht aussagekräftig".

Zumindest für Bezieher von ALG II allerdings ist das eigentlich eine glatte Lüge aus dem Finanzministerium. Beim Franz Müntefering, Chef freilich eines anderen Ministeriums, weiß man nämlich ziemlich genau, was ein ALG II-Bezieher brauchen darf. Mitte Mai kam man dort nach dem Studium Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) 2003 zu dem Schluß:
Zitat:
Die Auswertung der EVS 2003 im Rahmen der weiterentwickelten Regelsatzbemessung ergibt für Deutschland einen Regelsatz in Höhe von 345 Euro.

(BMAS - Gesamtdeutsch: Sozialhilfe und ALG II einheitlich bei 345 Euro)
Daß es sich dabei tatsächlich eigentlich um das handelt, was 2003 ein, wie es heißt, "Hilfebedürftiger [..] zur Führung eines menschenwürdigen Lebens und zur Abdeckung des sozio-kulturellen Existenzminimums" brauchte, und nicht um das, was 2006 dazu nötig ist, ist ein interessanter Nebenaspekt, aber - und das zählt in diesem Zusammenhang - für diese Menschen gibt es wohl sehr genaue Verbrauchs-/Bedarfsdaten.

Und daß diese nicht genutzt wurden, um mal nachzurechnen, wie sich die Mehrwertsteuererhöhung auswirkt, ist ein wahres Armutszeugnis, das im Grunde nur eine Deutung zuläßt: Die Bundesregierung und die sie stellenden Parteien wollen noch gar nicht wissen, wie sich ihre Politik auswirkt, obwohl sie es - wenigstens in Teilbereichen - erfahren könnten. Sie befinden sich sozusagen im Blindflug ...

MfG
tw_24