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13. June 2006, 01:11   #21
Akareyon
 
Registriert seit: November 2001
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Zitat:
Ich habe das eigenartige Gefühl, dass dieser Mann so langsam den Status eines Che Guevara der radikalen Islamisten zugesprochen bekommt.
Und wenn schon. Der gute Ernesto ist schließlich auch nicht durch Peace-Zeichen, Friedenspfeife oder fundamental-pazifistische Grundeinstellung bekannt geworden, sondern dadurch, daß er sich irgendwann als Expeditionsarzt die Waffe eines Gefallenen geschnappt hat. Deswegen verstehe ich die ganzen Anarcho-Kiddies mit ihren ubiquitären Ché-Shirts nicht. "Mahatma" Mohandas Karamchand Gandhi und Martin Luther King sind m.E. durch ihre Lehre vom Gewaltverzicht das weitaus größere Vorbild für unsere Jugend, aber tja, da macht man nix. Jede Ära hat ihre eigenen Helden.

Eine Frage habe ich übrigens, Ogino, wo Du "Islamist" sagst und sogar steigerst zum "radikalen Islamisten": woher stammt das Wort "Islamist"? Kommt es von "Islam"? "Islam" bedeutet "Frieden"! Ist es das Wort für einen Anhänger des Islam? Nein, das ist bekanntlich ein Muslim (oder Moslem).

"-ismus" ist ein Suffix für eine Bewegung, einen Glauben oder ein Prinzip - so wie in "Feminismus". Aber Islamismus gibt es auch nicht, oder? Islam oder nicht Islam!

Ist es - rein eventuell - eine bequeme Zusammenlegung von "Islam" und "Terrorist"? Bringen wir den Islam und den Terrorismus in sprachliche Nähe zueinander? Oha!

Vielleicht interpretiere ich hier ein bisschen zuviel rein, ein Buddhist ist ja auch kein radikaler Buddha-Terrorist, aber bereits zwei befreundete Moslems (beide friedliebend, ungefährlich und gut integriert) haben mir schon unabhängig voneinander den verletzenden Charakter dieses Wortes erläutert und gaben mir Anlass, ein bisschen nachzuforschen.

"Islamismus" ist den meisten Wörterbüchern anscheinend fremd, leitet jedoch auf Wikipedia weiter zu Islamischer Fundamentalismus; ein Islamist ist also ein Anhänger des islamischen Fundamentalismus. Nun, das ist de facto ein jeder Muslim, mithin wäre ein jeder Muslim ein Islamist (und Islamisten fliegen ja bekanntlich in Hochhäuser und gehören eingesperrt):
Zitat:
Zitat von Wikipedia
Der angloamerikanische "Islamwissenschaftler" Bernard Lewis bezeichnet den Begriff des Fundamentalismus, bezogen auf den Islam, als unglücklich und irreführend, da er ursprünglich auf das Christentum angewendet wurde. Dort bezeichnet er zumeist protestantische Strömungen, die den göttlichen Ursprung und die Unfehlbarkeit der Bibel verfechten. Lewis weist darauf hin, dass es im Islam (bisher) niemanden gäbe, der am göttlichen Ursprung des Koran zweifele, und von daher jeder Muslim, also jeder Anhänger des Islam dem Wortsinne nach ein Fundamentalist sei. Der muslimische Fundamentalismus muss also nicht notwendigerweise radikal, d.h. gewaltbereit sein [...]
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