... selbstverständlich respektiere ich die große Leistung von Michael Schumacher. Aber wenn es um die Frage geht, ob der Name eines Sportlers auch noch in 20 oder 30 Jahren ein Begriff sein wird, dann zählen eben nicht nur Punkte und Siege, sondern es wird das Gesamtbild gewertet. Und dafür, daß Schumi leider immer wieder auch durch unangenehme Dinge auffiel, gibt es leider ein paar "Punktabzüge" für ihn.
Nehmen wir Max Schmeling. Wenn der neben seinen Erfolgen im Ring nicht auch für seine Fairneß und sympathische Art bekannt gewesen wäre, hätte er noch so viele Punkte sammeln können und wäre doch nicht zu einer solchen Ikone geworden. Bei Muhammad Ali, also Cassius Clay, spielte das Image sogar eine noch viel größere Rolle. Denn als er noch gesund war, gab es kaum jemand, der mehr Charisma besaß. Und noch heute hat die Welt großen Respekt vor ihm, weil er auch außerhalb des Ringes Menschlichkeit und Mut bewies, als er zum Beispiel durch seinen Protest gegen den Vietnam-Krieg nicht nur seinen Weltmeisterschafts-Titel, sondern seine ganze Existenz aufs Spiel setzte.
Für Schumacher wäre so etwas undenkbar. Er besitzt nicht die charakterlichen Qualitäten und wirkt ohnehin viel zu farblos, als daß man sich noch in 30 Jahren außerhalb des Kreises reiner Formel-1-Experten noch an ihn erinnern wird.
Oder nehmen wir Boris Becker. Sein Konkurrent Michael Stich konnte so oft siegen, wie er wollte, und doch schaffte es Becker immer wieder, ihm die Show zu stehlen. Ich mag Bobbele zwar nicht, und Stich ist auch gebildeter, klüger und überhaupt sympathischer, und obwohl er sogar besser aussieht, fehlt im doch das gewisse Etwas, das Boris Becker nun mal hat, und so ist sein Name heute schon fast vergessen.
Daß der Bekanntheitsgrad natürlich auch die Höhe der Werbe-Einnahmen bestimmt, weiß heute jedes Kind. Und deshalb müssen sich Willi Weber und andere Berater schon eine Menge einfallen lassen, damit man bei Produkt-Werbung mit Schumi in 10 Jahren den Fernsehzuschauern und Zeitschriften-Lesern nicht jedesmal erklären muß, daß er als Rennfahrer früher unheimlich viele Punkte und Siege gesammelt hat. Denn nicht an trockene Zahlen erinnern sich Menschen, sondern an Ereignisse, aber auch an Gesichter, Gesten, gute Sprüche.
Und da man annehmen muß, daß der Privatmann Michael Schumacher nach dem Ende seiner Karriere auch weiterhin ein eher ereignisloses Leben führen wird, dürfte der Rummel um ihn sehr viel schneller nachlassen als bei anderen Ex-Sport-Stars. Aber, wer weiß – vielleicht ist ihm das sogar recht, und so kann er später, im Gegensatz zu Becker oder Beckenbauer, als wohlhabender Mann und Familienvater überall hingehen, wo er will, ohne daß sich allzu viele nach ihm umdrehen werden. Ich glaube sogar, daß er der Typ ist, der diese Ruhe genießen wird. Schon weil er ja auch während seiner Laufbahn sich nicht den Klatsch-Reportern aufgedrängt hat und er ihnen privat auch nie Skandale bot.
Auch das sollte in der Gesamtwertung berücksichtigt werden. Und dafür gibt es diesmal keinen Abzug, sondern Sonderpunkte von mir, da mir Schumi in dieser Hinsicht schon immer gefiel. Nehmt es als Beweis, daß er mir auch nie wirklich unsympathisch war. Vielleicht habe ich mit einigen seiner glühenden Anhänger mehr Schwierigkeiten als mit ihm selbst ;-)
Gruß Ben
PS: Anwesende sind wie immer natürlich nicht gemeint *g*
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