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13. September 2006, 07:50   #30
tommygoler
 
Registriert seit: December 2003
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Doch, ich glaube schon, dass er in einer Reihe mit Leuten wie Pele, Ali etc. genannt werden wird, auch in 20 Jahren. Und dies aber nicht, weil er so ein charismatischer Mensch mit herausragenden charakterlichen Eigenschaften ist, sondern schlicht auf Grund seiner einmaligen sportlichen Bilanz, einfach weil er die meisten, schnellsten und so weiter hat.

Es ist doch so: Jeder der sich für Radsport interessiert plus eine Menge anderer Leute wissen zum Beispiel, wer Eddie Merckx ist. Aber das doch nicht, weil er so eine bescheidene, angenehme Persönlichkeit war, immer fair, sozial engagiert ... nöh, sondern weil er über 500 Rennen gewonnen hat und zu seiner Zeit alle anderen dominierte wie er wollte. Und das er wegen Dopings schon in den sechziger Jahren gesperrt wurde, dass er sich jahrelang mit Cortison gepusht hat - all das ist bekannt und nimmt ihm trotzdem bis heute nichts von seinem Nimbus.

Oder, um ein Formel-1 Beispiel zu nehmen: Juna Manuel Fangio. Den hat vermutlich niemand von uns live fahren sehen (ok, du, Ben, vielleicht schon *g*), über den weiß zumindest ich auch nichts privates Tolles oder irgendwie gesellschaftpolitisch Weltbewegendes ... aber er war fünfmaliger Weltmeister. Und deshalb wurde er bis in die 90er Jahre hinein auch immer und bei jeder Gelegenheit als "unerreicht, bester Fahrer aller Zeiten, einmalig" usw. bezeichnet und gewürdigt. Bis eben Herr Schumacher kam.

Soll heißen: Solange niemand Schumis Rekorde bricht, wird er bis in alle Ewigkeit als einmalige Fahrerpersönlichkeit, als herausragender Sportler, als perfekter Vertreter seines Sports gelten. Seine Attacken gegen Damon Hill werden im Laufe der Zeit zu fahrerischer Härte mutieren und die manigfaltigen technischen "Reglementsausweitungsversuche" von Ferrari als "ging immer an die Genze" gelten ... die Zeit verklärt halt auch manch negative Attribute.

Denn wenn man genau hinschaut, finden sich solche "Flecken" natürlich auch bei allen anderen sogenannten "unerreichbaren Größen". Ali? Sein sogenannter "Dirty Talk" während eines Kampfes war ein ausgesprochen unfaires Mittel. McCartney? Na ja, so wirklich intelligent scheint er ja nicht zu sein, dass mit seiner Milliarde an Privatvermögen scheint sich zum Beispiel bald erledigt zu haben und seine heutige Musik ist künstlerisch nicht anspruchsvoller als Bohlens Produktionen. Beckenbauer? Heute so, morgen so, und ohne Gerd Müller wäre er sowieso nie das geworden was er heute ist.

Deine These, dass Schumachers Ruhm kein Jahrzehnt überleben wird, ist einfach durch nichts haltbar. All die "galaktischen" Sportgrößen sind das in erster Linie wegen ihrer sportlichen Bilanzen, Ali der vielfache Comeback-Weltmeister mit neuem Boxstil, Pele der mehrfache Weltmeister mit 1000 Toren usw. usw. Der ganze andere Kram kommt dann jeweils hinzu, aber war und ist nie allein ausschlaggebend sondern immer nur Beiwerk. Und wie du selber weißt, ist das "Drumherum" bei Schumacher ja durchaus positiv, keine Skandale, sozial engagiert, relativ uneitler Auftritt ... also, das passt schon alles, einmal "Idol"-Stempel drauf, fertig *g*

Und was Schumacher zukünftig machen wird? keine Ahnung. Heinz Prüller, der sich schon ein wenig in der Szene auskennt, meint, dass er ein Jahr Pause macht und dann vielleicht wieder ins Cockpit einsteigt. Glaube ich persönlich zwar nicht dran, aber würde natürlich dem Thema "Schumacher" ein nicht uninteressantes Kapitel hinzufügen. Und wenn er dann auch wohl nochmal ein Rennen gewinnen würde, oder zwei, oder gar mehrere ... oh weia, am Schluß wird er sogar noch mal Weltmeister ;-)