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9. November 2006, 12:59   #9
tw_24
 
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Zitat von Ben-99 Beitrag anzeigen
... um mal wieder aufs Thema zurückzukommen: Inzwischen hat auch ein Uno-Sprecher den Schau-Prozeß gegen Saddam kritisiert
Was wäre die Welt nur ohne "Experten" wie den von Dir und den Trotteln von SPIEGEL online zitierten Leandro Despouy. Daß der Online-Ableger des Hamburger Blättchens Agenturmeldungen nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft, muß man ihr verzeihen, aber ein "Uno-Sprecher", der nichtmal die Beschlußlage des eigenen Arbeitgebers kennt, ist einfach nur noch peinlich. Was (wahrlich nicht nur) dieser Ahnungslose als "Besatzung" bezeichnet, haben die Vereinten Nationen zu verantworten, die in ihrer Resolution 1511 vom 16.10.2003 den Einsatz der Alliierten auf Wunsch der zuvor schon anerkannten irakischen Regierung legitimierten.

Die Resolution "fordert die Mitgliedstaaten und die internationalen und regionalen Organisationen auf, zur Ausbildung und Ausrüstung der irakischen Polizei- und Sicherheitskräfte beizutragen", was die USA u.a. dadurch taten, daß sie - anders als andere Staaten - das Gericht finanziell unterstützten, oder, wie es der Ahnungslose bezeichnet, es sogar "im wesentlichen" finanzierten. Das war aber ein Wunsch der UNO, wie sie auch "die Mitgliedstaaten nachdrücklich" aufforderte, für die "multinationale Truppe im Rahmen dieses Mandats der Vereinten Nationen Unterstützung bereitzustellen, einschließlich militärischer Kräfte".

Saddam Hussein wurde im Dezember 2003 gefaßt, als er sich wohl gerade anschickte, aus einem Erdloch heraus, mutig mit der Waffe in der Hand und vor all seinen Truppen den Irak zu verteidigen. Zu diesem Zeitpunkt gab es aber laut UNO schon gar keine Besatzung mehr, sondern nur noch von ihr mandatierte multinationale Truppen, und folglich konnte/kann auch das Gericht, das erst nach der Festsetzung Saddam Husseins eingesetzt wurde, gar nicht unter einer "Besatzung" illegalerweise agieren, wie dieses Kerlchen behauptet, zumal sein korrupter Chef Kofi Annan ja selbst am 16. Februar 2005 - lange vor Prozeßbeginn - noch einmal Lobeshymnen sang:
Zitat:
Der Sicherheitsrat beglückwünscht das Volk Iraks zur erfolgreichen Abhaltung der Wahlen am 30. Januar 2005. Diese Wahlen sind ein historisches Ereignis für Irak und ein Schritt nach vorn in seinem politischen Übergang. Mit ihrem Gang zu den Urnen haben die Iraker bewiesen, dass sie die Rechtsstaatlichkeit und Gewaltlosigkeit achten. Sie haben sich für Demokratie und die Übernahme der vollen Verantwortung für ihre eigenen Angelegenheiten entschieden. Der Rat spricht dem irakischen Volk seine Anerkennung dafür aus, dass es diesen Schritt getan hat, um sein Recht wahrzunehmen, frei über seine eigene politische Zukunft zu bestimmen, und ermutigt es zu weiteren Schritten im Zuge seines politischen Übergangs.

(VN: Resolutionen und Beschlüsse des Sicherheitsrats 1. August 2004 - 31. Juli 2005, S. 77)
Es mag sein, daß der Prozeß unter schwierigen Bedingungen stattfand, aber er war eben nicht "illegal" oder "zweifelhaft" oder gar "Rache-Justiz", sondern Saddam Hussein bekam in der Tat einen überaus fairen Prozeß. "Die Richter in Bagdad haben es angesichts der alltäglichen Unsicherheit im Lande bedeutend schwerer als die Richter in Nürnberg, ein einwandfreies Verfahren zu führen. Angesichts der Umstände ist ihnen dies jedoch in bemerkenswerter Weise gelungen. Der Angeklagte verfügte über eine professionelle Verteidigung und konnte es sich sogar herausnehmen, das Gericht öffentlich zu beschimpfen." schreibt Thomas Schmidinger. Er hat recht.

Und wer das Gegenteil behauptet, sollte seine Vorwürfe an die Vereinten Nationen richten, nicht an das Gericht in Bagdad, denn dieser Organisation hat mit ihrem tatenlosen Zuschauen dazu beigetragen, daß Saddam Hussein nun ganz berechtigt Völkermord vorgeworfen werden kann. Wer zudem bei diesem Mord, der ja nicht im Verborgenen stattfand, zuschaute, wer nicht wenigstens protestiert, vollstrecken besonders islamistische Diktaturen noch heute die Todesstrafe, aber ausgerechnet das Urteil gegen Saddam Hussein zum Anlaß nimmt, um über deren Berechtigung zu faseln, sollte besser schweigen, denn sonst zeigt er nur, wie wenig ihm das Leben von Diktatur-Opfern und wie teuer ihm gleichzeitig das von Diktatoren ist.

MfG
tw_24