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24. November 2006, 13:26   #7
Ben-99
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... lieber tw_24, bitte rufe Dir in Erinnerung, daß Herr Scholl-Latour nicht irgendein geschwätziger Beamter ist, der seine Gesprächspartner mit langen Zitaten aus irgendwelchen Resolutionen nervt, sondern er ist seit Jahrzehnten ein routinierter Journalist, der nicht nur weiß, wie man ein Interview führt, sondern sich auch als Befragter Mühe gibt, komplizierte Sachverhalte möglichst kurz und prägnant darzustellen.

Den Inhalt der Resolutionen wird er sicherlich besser kennen als wir. Und wenn er dem Redakteur des "Abendblattes", der sich skeptisch über die Erfolgsaussichten der Uno-Friedensmission mit deutscher Beteiligung äußert, verkürzt antwortet: "Sie hat eigentlich nur einen Zweck: Ruhe an der Grenze zwischen Israel und Libanon herzustellen", dann sehe ich darin keine "Lüge", wie von Dir behauptet und auch keine Unwissenheit, was den Inhalt der Resolutionen angeht.

Und da Du wieder nicht auf die provozierenden Überflüge eingegangen bist, nehme ich an, daß das Eindringen in den Luftraum eines fremden Staates für Dich kein Problem darstellt. Oder sollten Dir etwa die diesbezüglichen internationalen Abkommen nicht bekannt sein? Dann solltest Du aber auch nicht so kleinlich die vermeintlichen Verstöße gegen Resolutionen zum Nachteil Israels auflisten. Einen Sonder-Status für das "gelobte Land" gibt es nun mal nicht, obwohl Du es sicherlich begrüßen würdest. Die Bewohner der meisten anderen Staaten wären aber froh, wenn sich auch das überhebliche Israel endlich mal so berechenbar und verläßlich zeigen würde, wie man es von einem modernen, westlich orientierten Staat erwarten sollte.

Gruß Ben

Zitat:
ABENDBLATT: Sie haben die zweideutige Haltung der Amerikaner gegenüber dem Nahen und Mittleren Osten angesprochen. Was sollen und können denn die Europäer dort tun - auch und gerade nach der Ermordung von Gemayel, die ja die Spannungen in der Krisenregion erhöht?

SCHOLL-LATOUR: Den Einfluss der Europäer kann man im Prinzip vergessen. Nur die Franzosen unterhalten Beziehungen zum Libanon. Sie haben gemeinsam mit den Amerikanern auf den Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon gedrungen. Wären die Syrer geblieben, würde zumindest noch eine minimale Kontrolle über die Hisbollah existieren. Man darf auch nicht vergessen, dass der libanesische Bürgerkrieg dank der Anwesenheit syrischer Truppen zum Ende gekommen ist. Es ist deshalb nicht auszuschließen, dass nun der Libanon auf einen neuen Bürgerkrieg zusteuert. Schauen Sie sich doch die Strukturen im Libanon an: Premierminister Fuad Siniora ist ein sunnitischer Moslem, der Bevölkerungsanteil der Schiiten aber ist auf mindestens 40 Prozent angewachsen, und der der Christen von fast 50 auf 35 oder sogar 30 Prozent geschrumpft.

ABENDBLATT: Das klingt nicht danach, dass die Uno-Friedensmission mit Beteiligung der Bundeswehr im Libanon-Konflikt gute Erfolgsaussichten hätte . . .

SCHOLL-LATOUR: Sie hat eigentlich nur einen Zweck: Ruhe an der Grenze zwischen Israel und Libanon herzustellen. Das ist, wenn man mal von den Überflügen der israelischen Luftwaffe absieht, bisher weitgehend gelungen. Der Beitrag der deutschen Marine ist dabei völlig irrelevant, denn der Nachschub an Waffen für die Hisbollah kommt nicht übers Meer.

Wer befahl den Mord an Gemayel?