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29. November 2006, 14:09   #18
tw_24
 
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Der tattergreise Peter Scholl-Latour tourt derzeit durch alle möglichen Zeitungen, gestern zum Beispiel las man ihn im Tagesspiegel, zuvor im Nazi-Blatt Junge Welt und am Freitag (bzw. online heute abend) vermutlich im Nazi-Wochenblatt Junge Freiheit, warum also nicht auch im Stern, der ja für seine korrekte Berichterstattung etwa über grün behelmte "Rettungshelfer" bekannt ist. Ob man Scholl-Latour wegen seiner Allgegenwart nun bewundern sollte oder als Mediennutte bezeichnen, überlasse ich anderen. Vom Irak, in dem - ich erwähnte es schon - er Massenvernichtungswaffen sah (Sollte man ihn deswegen nicht einen Lügner nennen?), versteht er aber in der Tat ungefähr soviel wie von der Natur Rußlands.

Und aus seinen Äußerungen über das eine wie das andere Land und die dort Lebenden spricht eine Menschenverachtung, die Linken, die noch einigermaßen beisammen sind, übel aufstoßen müßte. Etwa zu behaupten, unter Saddam Hussein sei es den Menschen in dessen Herrschaftsbereich besser gegangen, sie hätten nur nicht gegen den Massenmörder und seine Bath-Partei "polemisieren" dürfen, ist eine Frechheit, für die ein anständiger Redakteur die Befragung des "Experten" hätte beenden müssen. Daß die Bath-Partei ihre Machtübernahme mit Pogromen gegen Juden feierte, liegt wahrscheinlich daran, daß die gegen Saddam Hussein "polemisierten". Allein schon durch ihre bloße Existenz.

Und daß der liebenswerte Saddam Hussein in seinem Kampf um Ruhe und Ordnung mehr als 3.500 kurdische Dörfer und Städte von der Landkarte tilgte, deren Bevölkerungen im harmlosesten Fall nur umgesiedelt wurden, muß man nun wohl auch nicht mehr als Verbrechen sehen, sondern Verbrechensvorbeugung oder -bekämpfung. Dörfer, die planlos irgendwo in der Gegend existieren, sind ja das reinste Chaos, und diese Unordnung mußte bekämpft werden, klar. Peter Scholl-Latour meint, der Irak trauere "nur der Ordnung und der Sicherheit, die damals geherrscht hat" nach. Toll. Der Führer hat tolle Autobahnen gebaut und die Arbeitslosigkeit beseitigt, das war eigentlich auch eine ganz tolle Zeit, der man nachtrauern könnte. Nicht dem Führer selbst, der verlor ja schließlich den Krieg.

Die "Ordnung und Sicherheit, die damals geherrscht hat" im Irak, gab es nicht zum Nulltarif, sondern nur im Paket mit einer Entrechtung eines jeden Individuums, mit einem Staat, der in vielerlei Hinsicht übertraf, was Stalin oder Hitler an totalitären Strukturen errichteten. Nur finden deutsche Totalitarismusforscher eine Analyse der Verheerungen, die über drei Jahrzehnte Bath-Terror anrichteten, wohl arg langweilig, und eigentlich sind die Iraker - wie die Russen ja auch - noch gar nicht reif für demokratische Verhältnisse. Das liegt, nicht wahr, in deren Natur, meint(e) Peter Scholl-Latour, der tattergreise Rassist.

Daß es im ganzen Land 1991 zu Aufständen kam - die verbunden waren mit sehr viel Unordnung, Plünderungen etwa und Vandalismus, und daher wohl ganz berechtigt blutig niedergeschlagen wurden -, daß die Kurden seine idiotische These von der Demokratieunfähigkeit widerlegten und durch ihre Teilnahme an Wahlen die übergroße Mehrheit der irakischen Bürger, all das ignoriert der "Experte". "Saddam Hussein hat das Land zusammengehalten", jubelt er, doch der Preis dafür interessiert ihn nicht. Also wirft er mal wieder das beliebte Wort "Bürgerkrieg" in die Runde. Es nutzt sich ab, je öfter es gebraucht wird.

Wenn freilich durchgeknallte Islamisten-Banden, deren Anführer lustigerweise Israels Politik gegenüber den armen, armen Palästinensern für ihre Taten verantwortlich machen, sich untereinander bekämpfen und die von den Vereinten Nationen eben wieder mandatierten multinationalen Truppen sich aus diesen Auseinandersetzungen heraushalten, ist das in der Tat bedauerlich, denn bei diesen Kämpfen sind ja regelmäßig gerade die Opfer, die sich ganz sicher nicht jene "Ordnung" zurückwünschen, für die Saddam Hussein sorgte, was sie heute auch in Umfragen, die weniger verfälscht sind als jene einer gewissen britischen Weißkittel-Zeitschrift, kundtun.

Und dafür, daß irakische Sicherheitskräfte einer- und multinationale Truppen andererseits sich bei der Bekämpfung von klerikal-faschistischen Banden zu zurückhaltend zeigen, sind sie auch zu kritisieren, doch im Grunde verhalten sie sich damit ja doch eben so, wie das komische Appeaseniks all over the world wünschen, die aufschreien würden, ließen sich die Sicherheitskräfte ein auf die wohl einzige Sprache, die manche Banditen verstehen. Es könnten ja Unbeteiligte verletzt oder getötet werden. Doch gerade die will Peter Scholl-Latour, der sich dafür nicht schämt, nun sowieso jenen ausliefern, die dafür sorgen, daß, wie er sich selbst widersprechend klagt, "mit dem Schlimmsten rechnen" müsse, wer als "Frau ohne Kopftuch in Bagdad auf die Straße geht".

Er meint nämlich: "Ja, man sollte den Irak sich selber überlassen." Wer das fordert, sollte nicht vorgeben, sich um das Wohl unverschleierter Frauen zu sorgen. Das wirkt nicht nur, sondern ist unglaubwürdig. Eben Peter Scholl-Latour.

MfG
tw_24