Der tattergreise
Peter Scholl-Latour tourt derzeit durch alle möglichen Zeitungen, gestern zum
Beispiel las man ihn im
Tagesspiegel, zuvor im
Nazi-Blatt Junge Welt und am
Freitag (bzw. online heute abend) vermutlich im
Nazi-Wochenblatt Junge Freiheit, warum also nicht auch im
Stern, der ja für seine korrekte Berichterstattung etwa über grün behelmte
"Rettungshelfer" bekannt ist. Ob man
Scholl-Latour wegen seiner Allgegenwart nun bewundern sollte oder als
Mediennutte bezeichnen, überlasse ich anderen. Vom
Irak, in dem - ich erwähnte es schon - er
Massenvernichtungswaffen sah (Sollte man ihn deswegen nicht einen
Lügner nennen?), versteht er aber in der Tat ungefähr soviel wie von der
Natur Rußlands.
Und aus seinen Äußerungen über das eine wie das andere Land und die dort
Lebenden spricht eine Menschenverachtung, die
Linken, die noch einigermaßen beisammen sind, übel aufstoßen müßte. Etwa zu behaupten, unter
Saddam Hussein sei es den Menschen in dessen Herrschaftsbereich besser gegangen, sie hätten nur nicht gegen den
Massenmörder und seine
Bath-Partei "polemisieren" dürfen, ist eine Frechheit, für die ein anständiger Redakteur die Befragung des
"Experten" hätte beenden müssen. Daß die
Bath-Partei ihre Machtübernahme mit
Pogromen gegen
Juden feierte, liegt wahrscheinlich daran, daß die gegen
Saddam Hussein "polemisierten". Allein schon durch ihre bloße Existenz.
Und daß der liebenswerte
Saddam Hussein in seinem Kampf um
Ruhe und
Ordnung mehr als 3.500
kurdische Dörfer und Städte von der Landkarte tilgte, deren Bevölkerungen im harmlosesten Fall nur
umgesiedelt wurden, muß man nun wohl auch nicht mehr als
Verbrechen sehen, sondern
Verbrechensvorbeugung oder -
bekämpfung. Dörfer, die planlos irgendwo in der Gegend existieren, sind ja das reinste
Chaos, und diese Unordnung mußte bekämpft werden, klar.
Peter Scholl-Latour meint, der
Irak trauere
"nur der Ordnung und der Sicherheit, die damals geherrscht hat" nach. Toll. Der
Führer hat tolle
Autobahnen gebaut und die Arbeitslosigkeit beseitigt, das war eigentlich auch eine ganz tolle Zeit, der man nachtrauern könnte. Nicht dem
Führer selbst, der verlor ja schließlich den Krieg.
Die
"Ordnung und Sicherheit, die damals geherrscht hat" im
Irak, gab es nicht zum Nulltarif, sondern nur im Paket mit einer Entrechtung eines jeden Individuums, mit einem Staat, der in vielerlei Hinsicht übertraf, was
Stalin oder
Hitler an totalitären Strukturen errichteten. Nur finden
deutsche Totalitarismusforscher eine Analyse der Verheerungen, die über drei Jahrzehnte
Bath-Terror anrichteten, wohl arg langweilig, und eigentlich sind die
Iraker - wie die
Russen ja auch - noch gar nicht reif für
demokratische Verhältnisse. Das liegt, nicht wahr, in deren
Natur, meint(e)
Peter Scholl-Latour, der tattergreise
Rassist.
Daß es im ganzen Land 1991 zu Aufständen kam - die verbunden waren mit sehr viel
Unordnung, Plünderungen etwa und Vandalismus, und daher wohl ganz berechtigt blutig niedergeschlagen wurden -, daß die
Kurden seine idiotische These von der
Demokratieunfähigkeit widerlegten und durch ihre Teilnahme an Wahlen die übergroße Mehrheit der
irakischen Bürger, all das ignoriert der
"Experte".
"Saddam Hussein hat das Land zusammengehalten", jubelt er, doch der Preis dafür interessiert ihn nicht. Also wirft er mal wieder das beliebte Wort
"Bürgerkrieg" in die Runde. Es nutzt sich ab, je öfter es gebraucht wird.
Wenn freilich durchgeknallte
Islamisten-Banden, deren Anführer lustigerweise
Israels Politik gegenüber den armen, armen
Palästinensern für ihre Taten verantwortlich machen, sich untereinander bekämpfen und die von den
Vereinten Nationen eben wieder mandatierten
multinationalen Truppen sich aus diesen Auseinandersetzungen heraushalten, ist das in der Tat bedauerlich, denn bei diesen
Kämpfen sind ja regelmäßig gerade die Opfer, die sich ganz sicher nicht jene
"Ordnung" zurückwünschen, für die
Saddam Hussein sorgte, was sie
heute auch in Umfragen, die weniger
verfälscht sind als jene einer gewissen britischen Weißkittel-Zeitschrift, kundtun.
Und dafür, daß
irakische Sicherheitskräfte einer- und
multinationale Truppen andererseits sich bei der Bekämpfung von
klerikal-faschistischen Banden zu zurückhaltend zeigen, sind sie auch zu kritisieren, doch im Grunde verhalten sie sich damit ja doch eben so, wie das komische
Appeaseniks all over the world wünschen, die aufschreien würden, ließen sich die
Sicherheitskräfte ein auf die wohl einzige Sprache, die manche
Banditen verstehen. Es könnten ja
Unbeteiligte verletzt oder getötet werden. Doch gerade die will
Peter Scholl-Latour, der sich dafür nicht schämt, nun sowieso jenen ausliefern, die dafür sorgen, daß, wie er sich selbst widersprechend klagt,
"mit dem Schlimmsten rechnen" müsse, wer als
"Frau ohne Kopftuch in Bagdad auf die Straße geht".
Er meint nämlich:
"Ja, man sollte den Irak sich selber überlassen." Wer das fordert, sollte nicht vorgeben, sich um das Wohl unverschleierter Frauen zu sorgen. Das wirkt nicht nur, sondern ist
unglaubwürdig. Eben
Peter Scholl-Latour.
MfG
tw_24