Thema: Stichtage
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12. January 2007, 08:15   #42
Jules
 
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11. Januar 1972: Das Eros-Center Köln wird eröffnet

Bereits Stunden vor der geplanten Öffnung am 11. Januar 1972 erreicht der Hormonstau den kritischen Punkt. Lautstark randalierend erzwingen die wartenden Freier ihren vorzeitigen Einlass ins neue Lustspielhaus. Als dann um 15.00 Uhr exakt 71 Männer den Kontakthof des neuen Kölner Eros-Centers stürmen, werden sie lediglich von drei Damen freudig erwartet. Der Rest der Belegschaft richtet noch die Korsagen oder ist noch gar nicht eingezogen. So startet das Kölner Rotlicht-Milieu mit kleiner Besetzung in einem Außenbezirk ein revolutionäres Geschäftsmodell und löst damit ein Verkehrsproblem in der Innenstadt. Das Eros-Center an der Hornstraße ist Europas erstes Hochhausbordell.

Bis dato residierte das horizontale Gewerbe der Domstadt in der Kleinen Brinkgasse, mitten in der Kölner City. Dort jedoch waren die Prostituierten den Anwohnern und umliegenden Geschäftsleuten ein dauerndes Ärgernis. Freier verstopften ständig die Zufahrtsstraße und dunkle Gestalten wickelten krumme Geschäfte ab, so dass die Polizei Stammgast war, rund um Kölns kleine Freier-Meile. Also beschloss der Rat der Stadt, die Geschäfte der leichten Mädchen an einem leicht kontrollierbaren Ort zu zentrieren. Mitten im Niemandsland eines Gleisdreiecks errichtete daraufhin ein konzessionierter Betreiber auf städtischem Grund und Boden ein Hochhaus mit vielen kleinen Separees. Ex und hopp, dachten sich die Stadtväter und machten damit die Rechnung ohne die geschäftstüchtigen Damen des Gewerbes.

Die haben nämlich überhaupt keine Lust, ihr lauschiges Gässchen in bester Innenstadtlage gegen ein Betonsilo am Stadtrand einzutauschen und ziehen vor Gericht. Während eine Notbesetzung im neuen Eros-Center versucht, den Geschlechtsverkehr in den Griff zu kriegen, streiten die Kolleginnen bis zum Oberverwaltungsgericht um ihr Bleiberecht. Doch die Stadt setzt sich durch und besiegelt das Ende der Bordellgasse. Im Eros-Center "am Goldenen Horn" brummt das Geschäft bis Ende der 70er Jahre. Dann verlassen die Frauen in Scharen den Beton-Bunker und gehen in privaten Clubs anschaffen. Erst nach einer Zwangsversteigerung 1995 und der Umbenennung in "Pascha" wird Europas größtes "Laufhaus" wieder zu einer gefragten Adresse.

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