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17. January 2007, 22:01   #16
Ben-99
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... verabschiede Dich doch mal endlich von Deiner naiven Vorstellung, ein Land wie die USA, das zum Beispiel dem faschistischen Schlächter Pinochet als Steigbügelhalter diente und zu der Zeit mit Saddam befreundet war, als er Tausende kurdische Landsleute vergasen ließ, würde einen Krieg gegen den Irak aus "humanitären" Gründen führen, um die Menschen zu "befreien". Natürlich ging es auch diesmal wieder um ureigene amerikanische (Wirtschafts-) Interessen.

Was Bush dort wirklich angerichtet hat, beschrieb schon im vergangen Oktober der UN-Sonderberichterstatter für Folter, Manfred Nowak, in einem Interview mit tagesschau.de. Auszüge:

Zitat:
Allein im Juli und August 2006 wurden die Leichen von 6500 Personen gefunden, die entführt und oft sehr schwer gefoltert wurden - das sind mehr als 100 Personen pro Tag. Ich habe an diesem Bericht insofern mitgewirkt, als ich verschiedenste Opfer und Nichtregierungsorganisationen befragt habe. Viele von ihnen haben mir glaubhaft berichtet, dass ihrer Meinung nach die Situation jetzt schlechter ist als unter Saddam Hussein.

Unter seiner Diktatur war die Folter auch ganz furchtbar, aber man konnte zumindest noch einschätzen, wer Angst haben musste, gefoltert zu werden. Heute hingegen ist die Sicherheitslage so sehr außer Kontrolle, dass letztlich jeder Mensch Opfer von Entführungen, willkürlichen Hinrichtungen und schrecklichsten Foltermethoden werden kann: Den Menschen werden Gliedmaßen amputiert, Finger fehlen, Augen werden ausgestochen.

(...)

Seit dem Folter-Skandal von Abu Ghraib hat sich sehr viel im Bewusstsein geändert. Trotzdem gibt es immer noch vereinzelte Vorwürfe von Misshandlungen - allerdings ungleich weniger. Viele Iraker haben uns sogar gesagt, sie hätten Angst, von einem Gefängnis der multinationalen Streitkräfte in ein staatliches Gefängnis überstellt zu werden - weil dort die Situation viel ernster sei. Es gibt immer wieder Hinweise, dass der Staat - insbesondere das irakische Innenministerium, in geringerem Ausmaß auch das Verteidigungsministerium - in der Haft Foltermethoden anwendet.

(...)

Die irakischen Gerichte stehen diesem Ausmaß an Gewalt hilflos gegenüber. Ich habe Hochachtung vor allen staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen, die versuchen, Ruhe und Ordnung herzustellen und für die Einhaltung der Menschenrechte kämpfen. Das ist äußerst gefährlich, denn man wird deswegen selbst sehr schnell Opfer eines Anschlags.

(...)

Wenn ich mir ansehe, dass in zwei Monaten 6500 letztlich unbeteiligte Menschen sterben, es völlig unklar wird, wer gegen wen kämpft und die staatlichen Strukturen ohnmächtig daneben stehen - dann würde ich das als Bürgerkrieg bezeichnen. Natürlich haben die Vereinigten Staaten ein sehr starkes Interesse daran, zu glauben, dass ihre Mission irgendwann einmal zu einem friedlichen und demokratischen Irak führen wird. Nur führen uns die Fakten leider in die entgegengesetzte Richtung.

UN-Beauftragter: "Jeder kann Opfer von Folter werden" | tagesschau.de
Gruß Ben