Der zweite Nachkriegswinter ist hart. Auch in Paris trotzen die meisten Einwohner in schäbigen Kleidern und gestopften Strümpfen dem Frost. Mitten in der Stadt, die sich erst allmählich vom Besatzung und Krieg erholt, laufen am 12. Februar 1947 Frauen in perlenbestickten Glockenröcken und pelzbesetzten Kostümjacken über den Laufsteg. Der bis dahin weithin unbekannte Modeschöpfer Christian Dior präsentiert seine erste Kollektion.
Diors Mode ist revolutionär, obwohl sie nostalgisch daher kommt. Sie verleugnet nicht nur die Not im Nachkriegseuropa, sondern setzt sich auch über die neue Sachlichkeit der zeitgenössischen Haute Couture hinweg. Diors Frauen erscheinen als romantische Märchenfeen, ihre Vorbilder sind anscheinend Adelige des 18. Jahrhunderts, die nichts zu tun haben, als sich drei Mal am Tag umzuziehen. Aber Dior gestaltet das Altertümliche ganz neu. Die amerikanische Modejournalistin Carmel Snow schreibt deshalb von seinem "New Look ". Der Ausdruck gibt dem Modetrend der kommenden Jahre den Namen.
Hatte Coco Chanel die Frauen von engen Korsetts befreit, schnürt Dior sie wieder in Bustiers und Wespentaillen ein. Seine weibliche Mode hat für ihn durchaus mit Strenge zu tun. "Sich den strikten Regeln der Eleganz zu beugen, erlaubt es, Selbstdisziplin zu lernen", sagt er. Feministinnen in den USA gründen gegen den New Look den "Little-Below-the-Knee-Club". Aber Trendsetterinnen wie Ava Gardner und Grace Kelly legen ihre kurzen Röcke ab und lassen sich von Dior einkleiden. Die erste wird auch die erfolgreichste Modenschau von Christian Dior bleiben. In seiner Werkstatt in der Avenue Montaigne rattern bald 1.000 Nähmaschinen gleichzeitig. Die Fünfziger Jahre können kommen.
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