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Zitat von Ben-99
Klar und Mohnhaupt gehören nicht in diese Kategorie. Warum unterstellt man gerade ihnen, daß sie sich nach über zwei Jahrzehnten Haft nicht verändert haben? Nehmen wir nur mal Politiker wie Joschka Fischer oder Otto Schily - die brauchten nicht mal die Hälfte dieser Zeit, um von ultralinken Pazifisten zu kriegsgeilen rechtslastigen Law-and-order-Politikern zu mutieren.
Gruß Ben
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Hat sie denn gesagt, daß sie sich heute anders verhalten würde, als sie sich damals verhalten hat?
Wie ich lese, hat sie nicht bereut, was sie getan hat, und das stört manche Leute.
Aber trotzdem stehen ihr die gleichen Rechte zu wie jedem anderen Menschen in unserem Staat zu, wie ich schon sagte.
Persönlich, gefühlsmäßig finde ich es auch skurril, wenn ihr die gleichen Rechte zustehen sollen wie einer Oma, die ein paar Kinder bekommen hat und in einer schnuckeligen Wohnung lebt und regelmäßig Besuch von ihren lieben Enkeln bekommt.
Aber das ist mein persönliches Gefühl. Das ist nicht unsere Rechtsprechung. Ich finde es wirklich gut - sagte ich schon, ne? -, daß unsere Rechtsprechung nicht auf den Gefühlen einzelner Bürger beruht.
Sieht denn keiner oder fast keiner, daß es dann irgendwann keinen Unterschied zur Lynchjustiz mehr geben würde? Und hat denn keiner den Schatten einer Idee, wie schnell es ihn selbst treffen könnte, auch, wenn er gar nichts verbrochen hätte? Meinungsmache in den Medien...? Und die erzürnte Bevölkerung, die nichts weiß, aber deren Gefühle zum Brodeln gebracht worden sind, will seinen Kopf...?
Damit das nicht geschieht, gibt es Gesetze und unseren Rechtsstaat. Es kann dem einen oder anderen von Fall zu Fall so vorkommen, daß ein Urteil zu milde ist. Mir kommt es auch so vor.
Aber es gibt ein paar Grundsätze, die uns allen zugute kommen. Gerade unschuldigen Menschen, die von den Medien in Grund und Boden verrissen werden und die die ganze Bevölkerung für schuldig hält.
Was ich sagen will, ist, daß diese Grundsätze für ALLE gelten, auch für ehemalige Terroristen. Und daß JEDER, der fordert, daß diese Grundsätze für einige Menschen außer Kraft gesetzt werden, unseren Rechtsstaat in Frage stellt.
Wo soll denn die Grenze sein...? Wer soll denn entscheiden, welcher Mensch als Mensch behandelt wird? Wer soll sein Menschsein und damit das Recht auf menschenwürdige Behandlung verwirkt haben? Und wer dieses einem anderen Menschen abspricht, was denkt er denn, wann er selbst dran ist?
Ich find's AUCH gefühlsmäßig nicht gut - sagte ich schon, ne? -, wenn eine ehemalige Terroristin sagt nee, ich bereue gar nichts, aber das und das ist mein Recht, und das fordere ich jetzt ein.
Aber ich sehe das so, das ist der Preis, den ich selbst dafür zahlen muß, daß ich nicht von einem Diktator auf eine Gefangeneninsel verschleppt werde, weil er persönlich etwas gegen mich hat. Ok, "Preis" klingt jetzt etwas merkwürdig. Aber der eine oder andere versteht mich vielleicht.
Ich meine dieses "ohne Ansehen der Person". Ich kann nicht einerseits froh und dankbar sein, wenn es mich selbst trifft, und andererseits fordern, daß bei anderen Menschen sehr wohl die Person angesehen wird.