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2. March 2007, 17:43   #5
Ben-99
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... daß von Seiten der Staatsanwaltschaft nach wie vor nichts gegen den 1982 in Bremen geboren und aufgewachsenen Kurnaz vorliegt, sollte man nicht als Bagatelle behandeln. Auch nicht die Tatsache, daß er vor seinem verhängnisvollen Flug noch nicht die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hatte. Schließlich war er zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 19 Jahre alt und konnte nicht ahnen, daß er gegen Kopfgeld von korrupten pakistanischen Beamten an Bushs Folterknechte verkauft werden würde und erst fast ein halbes Jahrzehnt später seine Heimat Deutschland wiedersehen sollte.

Zitat:
Zitat von Ogino

Mir scheint es eher, dass dieser Kurnaz schon Dreck am Stecken hat, jetzt aber mitbekommen hat, dass man offensichtlich Kapital aus der Tatsache schlagen kann, dass ihm nichts nachzuweisen ist.
Ogino, manchmal kannst Du sehr kaltherzig sei. Was vielleicht auch daran liegen mag, daß Du möglicherweise nicht die "Beckmann"-Sendung gesehen hast, in der er ausführlich interviewt wurde, aber auch seine Mutter und sein Anwalt sowie einer der renommiertesten deutschen Journalisten (Hans Leyendecker von der "Süddeutschen") und der Untersuchungsauschuß-Vorsitzende Siegfried Kauder zu Wort kamen.

Da saß kein "geschäftstüchtiger" junger Mann, der auf Kohle aus ist, sondern ein durch jahrelange Folter gebrochener Mensch, der fast die gesamte Zeit seines Erwachsenen-Daseins in einem KZ der USA auf Kuba verbringen mußte. Bisher hat es niemand, nicht mal ein bayerischer Rechtsaußen wie Beckstein, zu behaupten gewagt, daß er bei dem Interview vielleicht eine "Show" abgezogen haben könnte. Vielmehr sind sich bis heute alle einig, daß das, was Kurnaz in der Sendung gesagt hat, authentisch ist. Und sollte es nicht so sein, wäre Robert De Niro seitdem nur noch die Nr. 2 der besten Schauspieler der Welt ;-)

Mal ganz abgesehen, daß sich seine von den zuständigen Behörden zunächst hektisch abgestrittenen Aussagen, auch von deutschen Soldaten, die dort eigentlich gar nichts zu suchen hatten, mißhandelt worden zu sein, später als korrekt erwiesen haben und derzeit gegen diese Leute ermittelt wird. Bedenken sollte man aber auch, daß sein Anwalt Bernhard Docke, dem er es, zusammen mit Angela Merkel, was ich hier ruhig auch einmal betonen will, zu verdanken hat, Guantanamo lebend entkommen zu sein, alles andere als ein unseriöser geldgieriger Advokat ist, sondern ein mutiger Rechtsanwalt, von denen wir uns hierzulande noch ein paar mehr wünschen sollten.

Daß sein Mandant, der so viel durchgemacht hat, jetzt aber noch ein zweites Mal von selbsternannten "Bild"-Richtern und ihren Hobby-Schöffen an den Stammtischen durch Rufmord bestraft werden soll, finde ich schier unerträglich.

Gruß Ben